Submission — Marieke Fischer

Furie

3. Mai 2014 — MYP N° 14 »Meine Wut« — Text: Marieke Fischer, Foto: Hannah Pot d‘Or

Furie. Sie spuckt das Wort immer wieder heraus. Rotzt es auf die befleckte Bettdecke, in der sie den sonnigen Tag verbrachte. Furie. Wie alles im Leben verkommt es nach mehrmaliger Repetition zur Normalität. Zur tristen, langweiligen, immer gleichen Scheiße. Natürlich könnte sie es gebildet-frankophil verpacken. Ihren Geist als Erbe eines Camus verkleiden, ihre Attitüde melancholisch-trotzig als Soko ausgeben. Aber warum das Leben als Wiederholung laufen lassen? Zur Kopie einer Kopie einer Kopie werden?

Furie. Sobald das Stechen im Bauch anfängt, der Hals eng wird und analfixierte Fäkalworte das Sprachzentrum beherrschen. Wenn die Wut zu ihrem Ich wird.
Wenn sie wütend auf sich selbst ist. Dann wird dieses Gefühl auch nach der eintausendfünfhundertsten Wiederholung nicht zur Normalität. Nur sie fühlt sich normal. Das Resultat ihrer eigenen Banalität?

Ihre Wut ist Angst im falschen Gewand. Angst vor dem Verlust. Angst vor dem Versagen. Angst davor den eigenen Weg nur in den kaugummiverklebten Fußspuren ihrer Vorgänger zu finden. Die Angst davor eben doch nur die Kopie einer Kopie einer Kopie zu sein. Ein Teil der immer gleichen Scheiße zu sein.

Furie sagen manche zu ihr. Sie stellt sich als Angsthase vor.