Submission — Henning Kreitel
Dinge des Bösen
21. März 2015 — MYP No. 17 »Mein Ritual« — Text & Foto: Henning Kreitel
Mein Vater ist schon lange tot. Er kam einst aus der großen Stadt hierher. Hat sich das alles aufgebaut. Mit Blut, Schweiß und einem Ziel vor Augen. Meine Mutter lernte er auf der Nachbarfarm kennen. Gemeinsam haben sie sieben Kinder großgezogen.
Meine Geschwister sind fast alle weg. Leben jetzt in der Stadt. Bis auf meine Schwester. Ihr gefällt es bei uns. Wir leben zusammen. Die Berge und der Himmel sind ganz allein für uns. Unser Leben folgt alten Traditionen. Wir gehen ins Bett, wenn es dunkel wird. Stehen auf mit dem ersten Hahnenschrei. So war es und wird es immer bleiben. Komme was wolle.
Aber etwas hat sich verändert. Etwas Gravierendes. Dinge des Bösen passieren. Es begann mit zwei Hügeln. Dann wurden es immer mehr. Von Jahr zu Jahr. Vor allem im Sommer, wenn der Weizen wachsen soll, sind die Schandflecke überall. Bald sind auf den Feldern nur noch Hügel zu sehen. Das muss aufhören. Ich beobachte diese Kreaturen, ich weiß, was sie tun. Diese Würmer des Teufels fressen die Erde auf und spucken ihren Kot oben aus. Mit ihren Krallen schaben sie alles kaputt. Ich höre die Highlands schreien. Jeden Morgen höre ich sie.
Diese Würmer rauben dem Boden alles. Wo sie waren, geht nichts mehr auf. Das überträgt sich auch auf Menschen. Meine Frau ist unfruchtbar geworden, weil sie über den von den Ratten des Teufels verseuchten Boden läuft. Das Land meines Vaters gehört mir. Ich habe ihm geschworen, gut darauf aufzupassen. Meine Nachbarn werden nicht heimgesucht. Nur ich. Warum bin ich verdammt? Hat Vater etwas verbrochen, wofür ich die Strafe zahlen soll?
Man muss sie zur Hölle zurückschicken und ich habe endlich ein Gegenmittel gefunden. Meine ganz spezielle Technik und es scheint zu funktionieren.
Henning Kreitel ist 32 Jahre alt, Fotograf und lebt in Berlin.