Interview — Occupanther

Down To Earth

Martin Brugger alias Occupanther ist der wohl entspannteste Interviewpartner, den wir bisher getroffen haben. Mit dem jungen Musiker und Produzenten aus München sprechen wir über seine Sympathie für Underdogs und darüber, was er von Nationalstolz hält.

21. März 2015 — MYP No. 17 »Mein Ritual« — Interview: Jonas Meyer, Fotos: Franz Grünewald

Seinen eigenen Kosmos zu verlassen, ist manchmal gar keine so schlechte Idee. Wohin es einen treibt, ist dabei aber gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist das Bestreben, etwas Neues zu entdecken. Was kann es schon schaden, eine andere Perspektive einzunehmen – und sei es nur für eine bestimmte Zeit?

Unser Ausbruch aus dem Alltäglichen beginnt an einem frühen Samstagmorgen im Berliner Stadtteil Dahlem, genauer gesagt an der U-Bahn-Station Oskar-Helene-Heim am Rande des Grunewalds. Im Vergleich zu vielen anderen Ecken, die man von der Hauptstadt so gewohnt ist, ist es hier geradezu unaufgeregt. Verfechter des Urbanitätshypes würden diesen Ort sogar als surreal bezeichnen.

Und zugegeben: Viele Straßenzüge nördlich der U-Bahn-Station wirken mit ihren modern-funktionalen Neubaucontainern so sauber und glattgebügelt, als hätte dort noch nie ein Mensch gelebt. Oder zumindest ein Kaugummipapierchen fallen lassen.

Trotzdem: Frische Luft tut gut. Und manchmal muss man einfach mal ins Grüne. Wir sind mit Martin Brugger unterwegs, der eigentlich in München lebt und seit gut einem Jahr unter dem Namen Occupanther die Welt mit feiner elektronischer Musik bereichert. Der 25-Jährige ist für einige Tage nach Berlin gekommen – zwar eher aus privaten Gründen, aber man kann die Gelegenheit ja nutzen, um mit ihm mal über seine Musik zu plaudern.

Irgendwie war uns heute nach Spazierengehen im Grunewald: Die Sonne scheint, die Vögel raffen sich zum ersten Zwitschern auf und Leute führen ihre Hunde aus. Kann man die Tiere noch halbwegs auseinanderhalten, wirken die Besitzer erschreckend konform: meist Anfang 40, meist in Grüppchen unterwegs, meist mit teuren Funktionsjacken und Sonnenbrillen dekoriert, meist in regelmäßigen Abständen ihre Vierbeiner herbeirufend oder -pfeifend. Sie heißen Lisa, Bertha, Luis oder George – die Hunde wohlgemerkt.

In der einen Hand das iPhone, in der anderen Hand die Leine, kommen uns im Wald ihre Frauchen und Herrchen entgegen. Ab und zu haben wir das Glück, die inhaltlichen Höhepunkte ihrer Unterhaltungen aufzuschnappen. Unser Favorit: „Gott sei Dank habe ich eine Katzenhaarallergie. Eine gute Ausrede, um nicht dauernd zu meiner Schwiegermutter zu fahren.“

Wir schauen uns an und grinsen. Für einen Moment hatten auch wir das Gefühl, in einer surrealen Umgebung gelandet zu sein. Und das lag definitiv nicht am Wald – den kennen wir ja. Schließlich sind nicht nur wir in ländlichen Regionen aufgewachsen, sondern auch Martin Brugger alias Occupanther.

Höchste Zeit, über seine Musik zu sprechen.

Jonas:
Vor kurzem bin ich auf der Website des BR auf eine interessante Beschreibung deiner Musik gestoßen. Dort heißt es, dein Sound sei perfekt für lange Zug- und Autofahrten, außerdem passe er zum Joggen, Radfahren, Schwimmen, Chillen, Tanzen oder die Wolken anschauen. Ich musste sofort an so etwas wie eine Gebrauchsanleitung denken. Ist deine Musik ein Allzweckmittel?

Martin:
Das klingt zwar ganz lustig, aber ich weiß nicht, ob man so universell über Musik sprechen kann – dafür funktionieren schon alleine die ganzen Musikgenres zu unterschiedlich. Natürlich bin ich absolut dabei, wenn es heißt, dass Musik einen hoch- oder runterziehen kann: Wenn man schöne Musik hört, fühlt man sich einfach besser. Aber das war’s für mich auch schon – alles, was darüber hinaus geht, kann in meinen Augen sehr schnell esoterisch werden. Und davon möchte ich mich eher fernhalten.
Ganz allgemein ist es ja nichts Neues, dass Menschen versuchen, Musik mit einem bestimmten Zweck zu verbinden. Wenn ein Musiker beispielsweise von sich sagt, dass er Clubmusik macht, hat diese Musik automatisch eine ganz besondere Funktion: Sie muss im Club so richtig bummsen. Das tut meine Musik zum Beispiel nicht.
Ich möchte mich mit dem, was ich tue, auch gar nicht kategorisieren lassen. Natürlich muss der Sound immer irgendwie gut klingen und gewissen Standards gerecht werden. Aber da ich meine Musik eher als Zuhör-Musik beschreiben würde, muss ich mir auch nicht die Frage stellen, ob sie in einen Club passt oder nicht. Es gibt sicher Musiker, die das als eine Einschränkung empfinden würden, vor allem in der elektronischen Musik. Aber ich persönlich mag es sehr, auch mal einen Track ohne irgendeinen Kick darin zu machen.

Jonas:
Wann in deinem Leben hast du gemerkt, dass Musik etwas Wichtiges und Relevantes für dich ist?

Martin:
Mit Musik in Berührung gekommen bin ich schon relativ früh. Als mein Zwillingsbruder und ich eingeschult wurden, hat uns unsere Lehrerin empfohlen, ein Musikinstrument zu lernen. An der Musikschule meines Heimatortes Planegg standen damals drei Instrumente zur Auswahl: Saxophon, Geige und Gitarre. Ich habe mich für die Gitarre entschieden und tatsächlich auch viele Jahre lang den Gitarrenunterricht besucht – und als ich auf’s Gymnasium kam, habe ich in der dortigen Schul-Big Band angefangen.
Kurze Zeit später, da war ich etwa zwölf Jahre alt, habe ich meine erste eigene Band gegründet: Bei uns im Dorf gab es damals einen neuen Bandproberaum, der eigentlich eher ein Baucontainer war und der Jugend von der Gemeinde Planegg großzügig zur Verfügung gestellt wurde. Ich fand es irgendwie cool, dass in diesem Container Bands spielen durften, und habe meinen Eltern eröffnet, dass ich das auch machen will. Meinte Mutter sagte, das ginge nur, wenn ich eine eigene Band hätte.
Also habe ich kurzerhand meinen Bruder zum Schlagzeuger gemacht und dazu noch einen Schulkameraden gefragt, der ebenfalls Gitarre spielte. Somit waren wir eine Band und durften im Container proben. Ich glaube, dass ab diesem Punkt Musik ein ziemlich großes Ding für mich geworden ist: Ich konnte mir das grundsätzlich für mein Leben vorstellen.

Ich möchte mich mit dem, was ich tue, gar nicht kategorisieren lassen.

Jonas:
Es heißt, dass Menschen besonders durch die Orte beeinflusst werden, an denen sie leben oder längere Zeit verbringen. Fühlst du dich von der Gegend geprägt, in der du aufgewachsen bist?

Martin:
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, dass der Mensch in erster Linie regional geprägt ist, durch seine Heimat und sein Zuhause – und nicht durch das Land oder die Nation. Deswegen empfinde ich auch diesen sogenannten Nationalstolz als eine äußerst schwierige Sache. Es ist etwas sehr Abstraktes, das sich anfühlt, als sei es von ziemlich weit hergeholt.
Ich persönlich bin ganz sicher geprägt von der Region, in der ich aufgewachsen bin. Wie sich das aber konkret in meinem Charakter widerspiegelt, kann ich nicht sagen – das müssen andere beurteilen. Eine schwierige Kindheit hatte ich nicht, ich bin in einer sehr guten und intakten Familie groß geworden. Das war schon alles echt cool.

Jonas:
Wie du eben gesagt hast, hat Musik die Fähigkeit, einen Menschen hoch- oder
runterzuziehen. Hast du die Musik, die du als Teenager gehört hast, eher als aufbauend oder als deprimierend in Erinnerung?

Martin:
Das ist schwierig zu beantworten. Damals habe ich die Musik mit ihrer gesamten Funktionalität noch nicht so begriffen, wie ich das heute tue. Sie war einfach da und hat mich auf irgendeine Weise fasziniert.
Wissenschaftlich hinterfragt habe ich das Ganze erst sehr viel später: als ich angefangen habe, Jazz-Bass zu studieren. Ab da habe ich mich wesentlich ernster und vielleicht auch auf einer gewissen philosophischen Ebene mit Musik befasst.
In diesem Studium habe ich viele interessante Sachen aufgesaugt und für mich persönlich auch Einiges an Inspiration gefunden.

Jonas:
Ist dein Zwillingsbruder beruflich ebenfalls bei der Musik geblieben?

Martin:
Mein Bruder und ich haben bei der Einschulung zusammen mit der Musik angefangen, aber irgendwann war ich ihm einfach ein bisschen voraus. Er spielt aber immer noch Schlagzeug und ist seit längerer Zeit auch Drummer in einer Band namens „Hadern im Sternenhagel“. Die Band ist zwar ziemlich gut, aber hauptberuflich arbeitet mein Bruder als Filmemacher. Er hat für mich auch alle Occupanther-Clips produziert, worüber ich sehr glücklich bin.

Jonas:
Dein Bruder erzeugt in diesen Videos eine ganz besondere Ästhetik. Ich denke da vor allem an die Clips „Chimera“ und „Down“, weil man hier als Zuschauer eine riesige Empathie für die Protagonisten entwickelt – in Kombination mit der Musik ist das einfach wunderschön.

Martin:
Vielen Dank! Ich glaube, die dargestellten Persönlichkeiten wirken deshalb so interessant, weil sie absolute Underdogs sind. Der Zuschauer kann bei ihnen alles zwischen Neugier, Mitleid und Schauer erleben.

Jonas:
Die Ästhetik der Clips scheint auch deswegen eine so besondere zu sein, weil plötzlich Menschen in den Mittelpunkt gestellt werden, die einem auf der Straße vielleicht gar nicht auffallen würden. Diesen Figuren wird dadurch eine enorme Würde und Authentizität gegeben.

Martin:
Meiner Meinung nach kommen die Figuren in den Videos deshalb so authentisch rüber, weil sie real sind. So ist beispielsweise der Alleinunterhalter in „Down“ auch im echten Leben Alleinunterhalter – zumindest nebenberuflich. Als mein Bruder ihn gecastet hat, ist er zu ihm nach Hause gefahren. Im Keller seines Hauses gab es ein kleines Privatkonzert: Mit leuchtenden Augen hat ihm der Mann seine ganzen Songs wie etwa „Summer of 69“ vorgespielt. Irgendwie war das schon witzig, aber trotzdem voll sein Ding.
Ich glaube, dass es ganz allgemein bei solchen Musikvideos hilfreich ist, wenn
man nicht primär versucht, irgendwelche Rollen zu besetzen, sondern reale Personen zeigt – sofern das geht. Daher haben wir auch für den „Chimera“-Clip einen echten Tänzer ausgewählt.

Jonas:
Die Visualität deiner Videos wirkt sehr stringent und durchdacht. Hattest du dazu von Anfang an eine Idee im Kopf?

Martin:
Nein, das kam alles erst, nachdem ich die ersten Occupanther-Tracks fertig hatte: Erst als ich mir meine Musik wieder und wieder angehört habe, wollte ich sie irgendwie auch visuell umsetzen – und habe weitergesponnen. So haben sich dann nach und nach konkrete Ideen zu Bildern und Content ergeben.

Jonas:
Du hast in deinem Leben schon in diversen Bands gespielt und dich in den unterschiedlichsten Musikstilen ausprobiert. Hast du mit Occupanther einen Punkt erreicht, der dir das Gefühl gibt, musikalisch angekommen zu sein?

Martin:
Als ich mit dem Occupanther-Projekt angefangen habe, habe ich gemerkt, dass ich zum ersten Mal Musik mache, die aus mir ganz persönlich kommt und sich nicht an irgendetwas orientiert. Gleichzeitig ist mir klar geworden, dass ich bis zu diesem Punkt immer irgendeinem Sound nachgelaufen bin – quasi seit ich angefangen habe, mit Bands zu spielen. Ich habe dort einfach immer versucht, dem Sound der Musiker nachzueifern, die ich selbst cool fand. Im Nachhinein war es für mich absolut klar, dass da einfach die Roots gefehlt haben und es deshalb letzten Endes auch nicht authentisch war.
So ist die erste EP, die ich unter dem Namen Occupanther produziert habe, auch eher im Affekt entstanden. Aber gerade dadurch hat sich das Ganze für mich so ehrlich angefühlt: Ich habe bei Occupanther nachhaltig das Gefühl, befreiter Musik zu machen. Diesen Zustand habe ich mir in der Vergangenheit oft gewünscht. Doch je länger man nach einem ganz bestimmten Schema Musik macht, desto schwieriger wird es, sich ganz und gar davon zu lösen.

Ich habe mich nie gefragt, was für eine Art von Künstler ich sein will.

Jonas:
Trotzdem ist es dir gelungen. Kann man sagen, dass das ganze Occupanther-Projekt alleine aus dem Instinkt heraus entstanden ist?

Martin:
Ich habe für diese Sache nie eine musikalische Agenda gehabt. Und ich habe mich nie gefragt, was für eine Art von Künstler ich sein will oder wie ich mich am besten auf der Bühne darstellen und bewegen muss. Von daher passt „aus dem Instinkt heraus“ vielleicht ganz gut. Leider wird das Wort Authentizität heute in inflationär benutzt, aber ich glaube, genau darum ging es mir beim Start von Occupanther: Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich gemerkt habe, dass ich mich all die Jahre mehr oder weniger verstellt habe – und zwar in zweierlei Hinsicht: auf einer musikalischen Ebene, weil ich versucht habe, wie jemand anderes zu klingen oder einem Sound hinterherzurennen. Und auf einer persönlichen und optischen Ebene, weil ich irgendwie die ganze Zeit nicht der war, der ich wirklich bin. Das Occupanther-Projekt kann man daher auch mehr oder weniger als eine Trotzreaktion beschreiben: „Ich mach’ das jetzt einfach so, wie es aus mir rauskommt.“

Jonas:
Verspürst du eine gewisse Wehmut, weil du dich nicht schon viel früher getraut hast, so etwas wie Occupanther zu erschaffen?

Martin:
Nein, ich bin eher jemand, der froh ist, dass er diese Erkenntnis jetzt haben durfte und nicht erst in fünf Jahren. Ich könnte nicht dafür garantieren, dass ich mit 30 noch gesagt hätte, dass das genau mein Ding ist: Wenn man in dem Alter in der Szene noch nicht Fuß gefasst hat, wird es wirklich schwierig.

Jonas:
Zur Not hättest du ja ein zweites Standbein: Wie kam es, dass du irgendwann Produzent von Film- und Werbemusik geworden bist?

Martin:
In meinem Freundeskreis in München gibt es viele Leute, die im Film- und Werbebereich arbeiten. Das ist so eine Art Clique aus Regisseuren, Kameramännern, Cuttern und so weiter. Zu dieser Clique gehört auch mein guter Kumpel Alex Schiller, der im Jahr 2012 an einem Kurzfilm über die Formel 1-Legende Hans-Joachim Stuck und dessen Brüder gearbeitet hat. Er hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, die Musik für diesen Film zu komponieren. Ich habe zugesagt – und von da an ging es dann irgendwie immer weiter.

Ich persönlich würde nie aufgrund irgendeines Feedbacks etwas an meiner Musik ändern.

Jonas:
Vor einem halben Jahr haben wir eine skandinavische Band interviewt. Eines der Bandmitglieder hat ebenfalls eine Zeit lang Werbejingles komponiert – und war damit ziemlich unglücklich. Hast du damit ebenfalls Bauchschmerzen?

Martin:
Nein, ich sehe das absolut pragmatisch. Ich muss auch zugeben, dass ich mittlerweile das Glück habe, in diesem Bereich ziemlich viele coole Projekte machen zu können. Sagen wir mal so: Diese Projekte sind zwar auch Werbung, machen aber trotzdem Spaß. Natürlich ist das immer so ein Ding, an das man sich gewöhnen und mit dem man klarkommen muss: Sobald jemand Geld dafür zahlt, dass man irgendetwas komponiert, hat man halt nicht mehr das letzte Wort. Damit muss man sich abfinden. Aber ich persönlich sehe es eher als ein Privileg an, mit Musik Geld verdienen zu können – da kann man auch mal nachgeben.

Jonas:
Als Musiker hat man noch einen weiteren Vorteil: Plattformen wie YouTube und Soundcloud bieten einem heute die Möglichkeit, nicht nur mit seiner Kunst wesentlich mehr Menschen zu erreichen als noch vor 15 Jahren, sondern auch mit seinen Positionen zu bestimmten Themen.

Martin:
Was den Teil mit der Musik betrifft, gebe ich dir recht. Zum zweiten Punkt muss ich sagen, dass natürlich auch ich zu vielen Themen eine Meinung habe – eine politische Meinung. Aber für mich ist das eher etwas Privates, das ich von mir als Künstler lieber fernhalten möchte.
Mir geht es in erster Linie darum, die Musik in den Mittelpunkt zu stellen. Es passiert heutzutage auch viel zu schnell, dass man als Musiker für alle Ewigkeit auf eine ganz bestimmte Meinung reduziert wird, wenn man sich mal zu einem Thema geäußert hat.

Jonas:
Spielt es für dich eine Rolle, wie deine Musik bei anderen Menschen ankommt?

Martin:
Jeder Musiker freut sich, wenn er merkt, dass seine Musik den Leuten gefällt und sie ihm positives Feedback geben.
Ich persönlich würde aber nie aufgrund irgendeines Feedbacks etwas an meiner Musik ändern – auch wenn ich merken würde, dass die Musik, die ich mache, nicht mehr so gut ankommen würde.
In solch einem Moment muss man einfach konsequent sein Ding durchziehen. Das ist in jedem Fall nachhaltiger, als irgendwelche Trends zu bedienen.

Was mein heutiges Dasein angeht, versuche ich immer zu vermeiden, dass sich irgendetwas festfährt.

Jonas:
Du machst mittlerweile seit etlichen Jahren Musik. Stellst du fest, dass es bestimmte Dinge gibt, die immer wiederkehren? Hast du Rituale, die dich begleiten?

Martin:
Nicht wirklich. Was meine Zeit vor Occupanther betrifft, habe ich im Vergleich zu heute auf eine ganz andere Art Musik gemacht: Als Band sitzt man ja gemeinsam im Proberaum rum und probiert etwas aus. Daher könnte ich nicht sagen, dass ich mir aus dieser Zeit irgendetwas warm gehalten hätte.
Was mein heutiges Dasein angeht, versuche ich immer zu vermeiden, dass sich irgendetwas festfährt. Eine gewisse Routine ist natürlich wichtig, trotzdem versuche ich immer, das Feld interessant zu halten. Was meinen Work flow angeht, probiere ich viele Sachen aus.
Insgesamt bin ich aber mit allem recht entspannt, wahrscheinlich weil ich auch immer schon das Gefühl hatte, meine Skills ganz gut einschätzen zu können. Und mittlerweile bin ich sogar relativ diszipliniert, was das alles angeht.
Das liegt vielleicht auch ein wenig an meinem Musikstudium: Dort ist man die ganze Zeit von Leuten umgeben, die professionell Musik machen und für die Musik einfach nur ein Beruf ist. Da muss man niemandem etwas beweisen. Deswegen bin ich auch relativ „down to earth“.

Jonas (lächelt):
Ich war fast etwas enttäuscht, als ich gelesen habe, dass der Name Occupanther keine absolut ausgefeilte Wortneuschöpfung von dir ist, sondern „nur“ von dem Titel eines Albums deiner Lieblingsband „Midlake“ abgeleitet ist.

Martin (lacht):
Ein kleiner Geheimtipp: Bandnamen sind viel weniger deep, als man das allgemein annehmen möchte.
Ich habe einfach einen Namen für mein Projekt gesucht und die Augen offen gehalten. Und als ich plötzlich über die Midlake-Platte „The Trials Of Van Occupanther“ gestolpert bin, die ich schon in meinen Teenagerjahren gehört habe, war der Name da. Ich fand es einfach passend.