Interview — Klara Lange
»Ich hab‘ Bock auf Happy End!«
Tacos und Tacheles: Im Berliner Restaurant »Taco & Gringo« treffen wir Schauspielerin Klara Lange, die aktuell in der vierten Staffel von »Die Discounter« mit ihrem komödiantischem Timing glänzt. Klara zeigt sich nicht nur als talentierte Schauspielerin, sondern auch als inspirierende Stimme für Diversität und kreative Freiheit in der deutschen Film- und Fernsehlandschaft. Ein Gespräch über Haltung, Supermärkte und Improvisation als wahre Schätze ihrer Karriere. Und über Figuren, die auf der Suche nach sich selbst auch mal scheitern, aber am Ende das Gute und Helle finden.
16. Dezember 2024 — Interview & Text: Niklas Cordes, Fotografie: Moritz Högemann
Vom kleinen Dorf in Niedersachsen hin zu einer vielversprechenden Karriere – Schauspielerin Klara Lange hat einen beeindruckenden Weg hinter sich. Bekannt wurde die 26-Jährige durch ihre Hauptrolle in der Amazon-Prime-Mockumentary „Die Discounter“, in der sie mit Improvisationstalent und authentischem Spiel überzeugt.
Doch Klara ist weit mehr als Pina aus der Serie: Im Interview spricht sie über ihre Anfänge, die Herausforderungen am Set und ihre Leidenschaft für inklusive Projekte. Dabei gewährt sie auch tiefe Einblicke in ihre Arbeit, erzählt von magischen Momenten und verrät, welche Visionen sie für ihre Zukunft hat – sowohl vor als auch hinter der Kamera: vom Traum einer offenen, warmherzigen Film- und Fernsehwelt, die Diversität und Authentizität feiert.
»Ich wollte unbedingt in Filmen spielen, die ich aus meiner Jugend kannte.«
MYP Magazine:
Klara, wie bist Du zur Schauspielerei gekommen?
Klara Lange:
Es war tatsächlich immer mein Wunsch. Ich bin in einem kleinen Dörfchen in Niedersachsen aufgewachsen, hatte aber das große Glück, dass meine Mutter ein Studio für modernen Tanz und Gesundheitssport hatte. Mit vier Jahren habe ich dort angefangen zu tanzen. Irgendwann kam ein Schauspiellehrer ins Studio – und ich habe gemerkt, dass Schauspiel meine große Leidenschaft ist. Ich dachte: Okay, spätestens nach dem Abi muss ich es irgendwie schaffen, das zu meinem Beruf zu machen.
MYP Magazine:
Das heißt, die Bühne des Jugendtheaters wurde Dir zu klein?
Klara Lange:
Ich wollte unbedingt in Filmen spielen, die ich aus meiner Jugend kannte: „Die wilden Hühner“, „Freche Mädchen“ und so weiter. Und nach dem Abitur hat es ja mit der Schauspielschule in Hamburg geklappt…
MYP Magazine:
… und auch beruflich ging es gleich richtig los, mit Deiner ersten Hauptrolle in „Die Discounter“. Hast Du dich darauf besonders vorbereiten müssen?
Klara Lange:
Diese Rolle kam wie aus dem Nichts – in einem Jahr, in dem wirklich sehr, sehr wenig ging wegen Corona – und dann auch noch in einer improvisierten Serie.
»Du musst dich in eine ungewisse Situation reinfallen lassen. Im besten Falle als Gruppe.«
MYP Magazine:
Wieviel von „Die Discounter“ ist improvisiert?
Klara Lange:
Inhaltlich steht fest, was passieren soll. Die Dialoge allerdings sind komplett frei. Das ist eine große Freiheit, macht aber auch ein bisschen Angst. Ich hatte vor dem ersten Drehtag großen Respekt, weil ich nicht mal einen Text zum Auswendiglernen hatte, an dem ich mich festhalten konnte. Also habe ich mich selbst darauf vorbereitet, indem ich einen Tag in einem Supermarkt mit einer stellvertretenden Filialleiterin verbracht habe: Ich habe sie begleitet und erst mal viel beobachtet. So bin ich in den ersten Drehtag zwar ohne Text gestartet, aber dafür mit einem großen Schatz an Figurenbackground, viel Motivation und Vertrauen, dass am Ende alles gut werden wird. Und es hat funktioniert.
MYP Magazine:
Eine harte Schule.
Klara Lange:
Improvisation ist der beste Weg, sich der Schauspielerei zu nähern. Du brauchst kein Drehbuch, um eine Situation zu erschaffen, und gleichzeitig wird gesagt, dass das die Königsdisziplin sei. Fakt ist: Du musst dich in eine ungewisse Situation reinfallen lassen. Im besten Falle als Gruppe.
MYP Magazine:
Was ist der größte Unterschied zwischen Theater und dem Filmset?
Klara Lange:
Anders als am Theater, wo du diesen wunderschönen Probenprozess von vier bis sechs Wochen hast, andere Ideen und Impulse raushauen kannst, gibt es beim Drehen am Set weniger Spielraum, was das Ausprobieren angeht.
»Mit den Staffeln sind Pina und ich immer ein bisschen mehr miteinander verschmolzen.«
MYP Magazine:
Pina ist eine Figur, die heraussticht. Wieviel Klara steckt in Pina?
Klara Lange:
Ich glaube, die Prozentzahl an Überschneidungen ist von Staffel zu Staffel gestiegen. Hätte ich während der ersten Staffel noch gesagt, da steckt gar nicht so viel Klara in Pina, sehe ich das jetzt im Nachhinein anders. Alles, was da aus mir kam, muss vorher schon irgendwo in mir gesteckt haben. Ich glaube, mit den Staffeln sind Pina und ich immer ein bisschen mehr miteinander verschmolzen. Aber es gibt auch einiges, was ich mir persönlich an Pina abschaue.
MYP Magazine:
Zum Beispiel?
Klara Lange:
Klar hinter den Glaubenssätzen und Dingen zu stehen, für die man brennt und die man sich ersehnt. Pina hat einen ganz klaren Plan, der vielleicht spießig rüberkommt. Aber sie weiß, was sie will. Das mag ich.
MYP Magazine:
Pina ist einerseits eine Anführerin, anderseits eine Person, die emotional auf der Suche ist.
Klara Lange:
Was ihren beruflichen Werdegang angeht, hat sie ein klares Ziel. Gleichzeitig ist sie auf der privaten Ebene total auf der Suche nach besten Freunden und Anerkennung im Beruf.
»Die schönsten Geschichten, die uns bewegen oder die wir zeigen wollen, haben wir selbst in unseren Köpfen.«
MYP Magazine:
Wie stark würdest Du Pina mit Deiner Rolle der Cora aus der Youtube-Serie „Crème de la Crème“ vergleichen?
Klara Lange:
Ich glaube, Pina und Cora sind sehr unterschiedliche Figuren. Aber beide zeichnen sich durch eine gewisse Verwirrtheit aus und versuchen, Ankerpunkte zu finden – zum Beispiel in Personen. Cora aber ist eine Person, die auch ihre Emotionen viel deutlicher rauslässt. Und die, anders als Pina, anderen Menschen spiegelt, wenn etwas nicht in Ordnung war.
MYP Magazine:
Eure Youtube-Serie entstand in Eigenregie…
Klara Lange:
… ja, weil ein Freund und ich es satt hatten, auf Jobangebote von außen zu warten. Die schönsten Geschichten, die uns bewegen oder die wir zeigen wollen, haben wir selbst in unseren Köpfen. Wir mussten einfach mal was machen. Und so ging es los. Das war wirklich das Beste, was wir hätten machen können. Dadurch habe ich damals auch meinen jetzigen Schauspielagenten kennengelernt. Es war also nicht erst die Hauptrolle Pina, bei der ich ganz anderen Seiten von mir zeigen konnte, sondern das eigene Projekt.
»Ich habe dieses ganze Discounter-Set ohnehin immer als Abenteuerspielplatz wahrgenommen.«
MYP Magazine:
„Die Discounter“ endet mit der vierten Staffel. Gibt es besondere Drehmomente, die bleiben?
Klara Lange:
Ich nehme zwei Dinge mit: Eines ist positiv, das andere gilt es zu verarbeiten: Ich habe die größte Freiheit und Spaß in den Gruppenszenen genossen. Ich weiß nicht genau, woran es liegt – vielleicht, weil da noch mal so eine ganz, ganz andere Dynamik entsteht. Es wird sehr viel gelacht, es wird sehr viel unterbrochen. Das kann auch anstrengend sein, aber es entstehen so viele Spielimpulse. Ich habe dieses ganze Discounter-Set ohnehin immer als Abenteuerspielplatz wahrgenommen – schon als Kind hat es mir am meisten Spaß gemacht, wenn alle anderen Kinder ebenfalls auf dem Spielplatz waren.
Besonders ist mir die letzte Gruppenszene in Erinnerung geblieben, in der wir die Jahre noch mal Revue passieren lassen. Das war auch sehr traurig, da waren definitiv nicht nur Tränen von Pina dabei. Es ist schon krass, was wir in den letzten vier Staffeln erschaffen haben. Aber auch, wie schön wir als Menschen hinter der Kamera miteinander umgegangen sind. Von Anfang an war da einfach ein schönes Miteinander.
»Ich erwarte noch eine kleine Gefühlsachterbahn nach der Ausstrahlung.«
MYP Magazine:
Welches Auge ist größer, das lachende oder das weinende?
Klara Lange:
Im ersten Moment war es natürlich ein kleiner Schock, als ich gehört habe, dass Staffel 4 die vorerst letzte sein wird. Aber ich habe schnell umgedacht. Ich glaube, es ist gut so, wie es ist: aufzuhören, bevor es irgendwann unabsichtlich an Spannung und Ideen für weitere Geschichten fehlt. Ich habe jetzt wieder Zeit für andere Projekte und Inspiration. Darauf freue ich mich. Allerdings erwarte ich noch eine kleine Gefühlsachterbahn nach der Ausstrahlung.
MYP Magazine:
Du schaust dir die Folgen also auch selbst an?
Klara Lange:
Das ist das erste Projekt von mir, dass ich sehr gut anschauen kann. Ich wäre auch ein riesiger Fan der Serie, wenn ich nicht Teil davon wäre.
»Wir müssen uns im Moment der Improvisation vertrauen, damit dieser Humor funktionieren kann.«
MYP Magazine:
Ihr hattet tolle Gaststars. Wer war Dein Favorit?
Klara Lange:
Mats Hummels war sehr toll und sympathisch und hatte Lust auf Improvisation – und hat sich gerne mal von einer anderen Seite gezeigt. Allerdings hatte ich oft das Pech, dass ich nicht in den Szenen mit den Gaststars war und ich die daher sehr oft verpasst habe. Zum Beispiel Peter Fox, den ich gerne kennengelernt hätte.
MYP Magazine:
Du hast die gute Stimmung am Set erwähnt. Was war das Magische?
Klara Lange:
Wir hatten alle unglaublich viel Glück mit Ensemble und Crew, der Umgang war sehr liebevoll. Wir müssen uns im Moment des Spielens, der Improvisation vertrauen, damit dieser Humor funktionieren kann. Ich bin heilfroh darüber, denn ich kenne genug Geschichten von Kolleginnen, die an Sets kommen, an denen die Stimmung gar nicht gut ist. Und das hatte ich bei „Die Discounter“ zu keinem Zeitpunkt.
»Das ist ein Punkt, auf den wir in unserer Serie sehr aufgepasst haben: uns nicht über die Figuren lustig zu machen.«
MYP Magazine:
Pina hat einige ungewöhnliche Hobbys, Stichwort Hobby Horsing. Wie war das für Dich?
Klara Lange:
Ich wollte es gar nicht unbedingt perfekt machen, daher habe ich mir nicht so viele Tutorials angeschaut. Trotzdem ging es mir darum, authentisch darzustellen, dass man so ein absurdes Hobby haben kann. Dabei ist der Fakt, dass man mit einem Pferd zwischen den Beinen durch den Tag rennt, schon absurd genug. Daher muss man aufpassen, dass man es dann nicht zu sehr ins Lächerliche zieht. Das ist auch generell ein Punkt, auf den wir in unserer Serie sehr aufgepasst haben: uns nicht über die Figuren lustig zu machen. Das wollten wir zu keinem Zeitpunkt.
»Ein Zuschauer meinte mal, dass er und seine Frau ihre Tochter nach meiner Figur benannt hätten.«
MYP Magazine:
Gibt es zu Deiner Rolle ein besonderes Feedback von Fans?
Klara Lange:
Die Leute sind oft überrascht, dass ich nicht so bin wie Pina: verklemmt, bieder oder so, wie man es aus der Serie kennt – auch wenn das nur eine Seite meiner Rolle ist. Ich glaube, das liegt daran, dass wir alle scheinbar unsere Charaktere sehr authentisch spielen.
Daneben gibt es auch wirklich krasse Rückmeldungen. Die erhalte ich vor allem über Social Media, etwa von Leuten, die mir sagen: „Ich habe euch, eure Crew oder deine Rolle so liebgewonnen, dass ihr mir durch wirklich dunkle Zeiten meines Lebens geholfen habt.“ Das sind die Momente, die mir wirklich im Kopf bleiben. Ein Zuschauer meinte mal, dass er und seine Frau ihre Tochter nach meiner Figur benannt hätten. Das war für mich wirklich bewegend.
»Ich überlege, wie ich Themen ansprechen kann, die mir am Herzen liegen.«
MYP Magazine:
Ist Social Media für dich als Jungschauspielerin ein wichtiges Werkzeug, oder eher nebensächlich?
Klara Lange:
Vor „Die Discounter“ habe ich Social Media eher normal und alltäglich genutzt: nicht viel gepostet, und das in unregelmäßigen Abständen. Hauptsächlich habe ich konsumiert. Mit der ersten Staffel hat sich das verändert. Plötzlich kamen viele Follower*innen dazu und ich dachte: Okay, jetzt schauen Menschen auch auf meinen privaten Account und interessieren sich für die private Klara.
Das hat mich dazu gebracht, mein privates Profil ein bisschen anders zu gestalten. Ich poste gerne meine Projekte. Aber ich habe auch gemerkt: Mir folgen mittlerweile über 20.000. Für mich sind das sehr viele Menschen. Da habe ich mich gefragt: Sollte ich das jetzt nicht auch für andere Zwecke nutzen? Statt nur Urlaub und Filmprojekte zu teilen, überlege ich, wie ich Themen ansprechen kann, die mir am Herzen liegen oder die ich unterstützen möchte.
»Es geht mir vor allem darum, anderen die Angst zu nehmen.«
MYP Magazine:
Welche Themen wären das?
Klara Lange:
Ich bin zum Beispiel seit Kurzem Botschafterin für eine Initiative, die Schauspieler*innen mit Behinderungen unterstützt: „Rollenfang“ ist die erste Agentur in Deutschland, die Schauspieler*innen mit Behinderung vertritt und sich gleichzeitig auch für mehr Inklusion hinter der Kamera einsetzt. Sie fordern neue Gesetze, klären auf, und ich hatte bereits das Glück, mehrere Projekte mit Menschen aus dieser Agentur zu realisieren.
Das hat mich inspiriert, meine Reichweite zu nutzen. Ich denke, es gibt so viele Themen, für die man sich engagieren kann. Ich habe einfach Lust, da etwas zu bewegen, weil ich in diesen Projekten so viel gelernt habe. Es geht mir vor allem darum, anderen die Angst zu nehmen. Viele Filmproduktionen scheuen sich, inklusiver zu arbeiten, weil sie keine Erfahrung damit haben. Sie denken, es könnte mehr Geld kosten oder mehr Zeit in Anspruch nehmen. Aber ich möchte zeigen, dass es sich lohnt und einfach bereichernd ist.
»Es ist einfach bereichernd, wenn man alle mit einbezieht, und eröffnet einen ganz neuen Schatz an Geschichten.«
MYP Magazine:
Gibt es noch einen anderen Grund, warum Du dich für dieses Thema entschieden hast?
Klara Lange:
In erster Linie aufgrund meiner Erfahrung. Mein erster inklusiver Kurzfilm war ein Workshop, bei dem ich gemerkt habe, dass ich vorher wenig bewusste Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderungen hatte. An meinen Arbeitsplätzen war das bislang nie ein Thema. Am Anfang hatte ich selbst Berührungsängste, aber das hat sich sehr schnell geändert. Ich habe gelernt, offen auf Menschen zuzugehen und neue Geschichten kennenzulernen.
Ich glaube, die Filmbranche generell befindet sich gerade in einer Umbruchphase – und das ist wichtig. Es ist einfach bereichernd, wenn man alle mit einbezieht, und eröffnet einen ganz neuen Schatz an Geschichten. Ich denke da an Projekte aus Amerika, die zeigen, wie inklusive Storys mehr Tiefgang haben können. Aber auch in Deutschland gibt es da noch viel Potenzial. Die Darstellung von Figuren mit Behinderungen in Filmen ist oft sehr klischeehaft. Häufig werden sie auf stereotype Rollen reduziert: Sie dürfen dann nur ein paar Worte sprechen oder werden als reine Nebenfiguren dargestellt. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Es gibt so viel Potenzial, diese Geschichten anders und authentischer zu erzählen. Das möchte ich weiter unterstützen.
»Filme, die durch besondere Ästhetik oder Geschichten auffallen, inspirieren mich.«
MYP Magazine:
Welche Menschen inspirieren Dich noch?
Klara Lange:
Es gibt Schauspieler*innen, die mich sehr beeindrucken. Sandra Hüller ist zum Beispiel eine Person, die mich mit ihrer schauspielerischen Leistung unglaublich inspiriert. Ich verfolge ihre Karriere schon seit Jahren. Zwar bin ich niemand, der extremen Fan-Kult betreibt oder sich jede Produktion anschaut. Aber es gibt immer wieder Momente, in denen mir ihre Arbeit in den Sinn kommt und mich tief beeindruckt.
Auch Filme, die durch besondere Ästhetik oder Geschichten auffallen, inspirieren mich. „All My Loving“ mit Lars Eidinger war zum Beispiel ein Film, der mich sehr bewegt hat. Und was Serien angeht, bin ich ein riesiger Fan von „Sherlock“. Das ist meine absolute Lieblingsserie, weil sie so intelligent und spannend gemacht ist.
MYP Magazine:
Du machst auch Musik mit dem Bandprojekt Kata Kaze. Ist dies weiterhin ein Teil Deines Lebens?
Klara Lange:
Definitiv – aber nur, wenn ich Zeit dafür habe. Die Musik begleitet mich schon mein ganzes Leben. Musik ist für mich ein kreativer Ausgleich. In ruhigeren Phasen oder wenn ich auf Rückmeldungen von Castings warte, ist es etwas, das ich immer machen kann. Ich mache gerne Musik mit Freunden, aber tatsächlich genieße ich es auch, einfach alleine zu Hause zu singen oder Texte zu schreiben. Ich würde gerne wieder Gitarre spielen lernen, aber momentan fehlt mir noch die Motivation. Trotzdem kann ich stundenlang einfach vor mich hin singen und neue Melodien entwickeln – manche davon nur für den Moment, andere vielleicht für die Zukunft.
»Das ist schon ein anderes Drama im Vergleich zu meinen bisherigen Rollen.«
MYP Magazine:
Gibt es aktuell neue Projekte, auf die Du dich freust?
Klara Lange:
Ja, auf jeden Fall! Am 26. Dezember läuft ein neuer Tatort, in dem ich mitspiele: „Made in China“. Die Grundprämisse: Eine blutverschmierte junge Frau steht vor einem Asia-Markt, sagt, sie habe jemanden umgebracht und wird zu Boden gebracht. Das ist schon ein anderes Drama im Vergleich zu meinen bisherigen Rollen. Aber lustigerweise spielt auch dieser Tatort teilweise wieder in einem Supermarkt. Es scheint, als würden sich Supermärkte durch meine Rollen ziehen.
»Ich finde es spannend, wenn man mehr mit Blicken und weniger mit Worten erzählen kann.«
MYP Magazine:
Was ist Dein Traum für die Zukunft?
Klara Lange:
Mein großer Traum ist es, irgendwann an einem Projekt zu arbeiten, bei dem man sich richtig viel Zeit für die Szenen nimmt. Im Moment arbeite ich oft an schnellen Produktionen mit kurzen Szenen und schnellen Schnitten. Aber ich würde gerne Filme machen, die sich durch ruhige, poetische Bilder und eine kunstvolle Kameraführung auszeichnen. Ich finde es spannend, wenn man mehr mit Blicken und weniger mit Worten erzählen kann. Das wäre für mich ein Traumprojekt.
Und wenn ich mir eine Traumrolle aussuchen könnte, würde ich gerne jemanden spielen, der auf den ersten Blick laut, offen und vielleicht etwas unbequem ist. Aber diese Person hätte eine tiefere, verletzliche Seite, die sie im Laufe der Geschichte zu verstehen versucht. Ich mag Figuren, die auf der Suche nach sich selbst auch mal scheitern oder in dunklere Ecken geraten, aber am Ende das Gute und Helle finden.
MYP Magazine:
Also braucht es das Happy End, um episch zu werden?
Klara Lange:
Ich hab‘ schon Bock auf ein Happy End! Und ich will in einer bunten, offenen, warmherzigen Film- und Fernsehlandschaft arbeiten – die nicht verurteilt, sondern mit dem Herzen hinhört. Das wünsche ich mir. Auch über die Grenzen des Berufs hinaus.
»Die Discounter« Staffel 4, abrufbar auf Amazon Prime Video.
Mit besonderem Dank an das Restaurant Taco & Gringo in Berlin-Mitte.
Mehr von Klara Lange:
Interview & Text: Niklas Cordes
Fotografie: Moritz Högemann