Interview — Doguhan Kabadayi, Mohammad Eliraqui & Derya Dilber

Ein nasser Hund

Der Kinofilm »Ein nasser Hund« erzählt die Geschichte des 16-jährigen Soheil, der mit seiner Familie in den Berliner Wedding zieht und sich dort mit muslimischen Teenagern anfreundet. Was er dabei verschweigt: Er selbst ist kein Muslim, sondern Jude. Ein Interview mit den drei Hauptdarstellenden Doguhan Kabadayi, Mohammad Eliraqui und Derya Dilber über Freundschaft, Judenfeindlichkeit und die ewige Frage, wann man endlich deutsch genug ist, um keinen Rassismus mehr zu erleben.

8. September 2021 — Interview & Text: Jonas Meyer, Fotografie: Manuel Puhl

„Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ – als Arye Sharuz Shalicar im Jahr 2010 seine aufrüttelnde Autobiografie veröffentlichte, zitierte er mit dem Titel nicht ohne Grund ein antisemitisches Sprichwort aus dem Iran. Arye, der selbst Jude ist und heute in Israel lebt, verbrachte seine Jugend unter Muslimen im Berliner Stadtteil Wedding. Dort erlebte er von Freundschaft bis Antisemitismus, von verliebt sein bis enttäuscht werden, von Zusammenhalt bis Straßengewalt so ziemlich alles, was einem jüdischen Jugendlichen in einem bunten Berliner Kiez widerfahren kann.

Und dass es für ihn in dieser Gemengelage fast unmöglich war, einen festen Platz in der Gesellschaft zu finden, beschreibt der Autor so: „Für die Deutschen war ich ein Kanake, für die Moslems ein Jude, für die Juden ein krimineller Jugendlicher aus dem Wedding.“

Was für eine Geschichte – dachte sich auch Regisseur Damir Lukačević. Der stellte sich Arye im Jahr 2010 nach einer Lesung vor und erklärte, dass er die Geschichte gerne verfilmen würde. „Viel Glück!“, antworte dieser und stimmte zu. Im Laufe der folgenden Monate und Jahre trafen sich die beiden immer wieder in Berlin sowie in Israel. Arye führte Damir durch seinen Weddinger Kiez, zeigte ihm seine ehemalige Schule und stellte ihn seinen Eltern und besten Freunden vor. Am Ende wurde daraus ein 102-minütiger Spielfilm, der nun ab dem 9. September in den deutschen Kinos zu sehen ist.

„Ein nasser Hund“ erzählt die Geschichte des 16-jährigen Iraners Soheil, gespielt von Doguhan Kabadayi, der mit seinen Eltern von Göttingen nach Berlin-Wedding zieht. Schnell freundet er sich mit einigen türkischen und arabischen Jugendlichen aus der Gang von Husseyn (Mohammad Eliraqui) an und verliebt sich in das türkische Mädchen Selma (Derya Dilber) aus der Parallelklasse. Was Soheil seinen Freunden verschweigt: Er ist kein Muslim, sondern Jude. Als er sich outet, stößt er auf Ablehnung, die Situation droht zu eskalieren.

Auf einer spannenden Reise durch die Berliner Nacht haben wir Doguhan, Mohammad und Derya zum Interview und Photoshoot getroffen.

»Der Wedding nimmt in unserem Film eine heimliche Hauptrolle ein.«

MYP Magazine:
Als Soheil an seinem ersten Tag in der neuen Schule Selma begegnet, sagt sie zu ihm: „Willkommen im Wedding – der Ort, an dem Du dich von Deinen irdischen Fesseln befreien kannst!“ Wie blickt Ihr, die Ihr in Charlottenburg, Neukölln und Spandau lebt, auf diesen Stadtteil?

Derya:
Bevor wir angefangen haben, an dem Film zu arbeiten, war ich nie so richtig im Wedding unterwegs – leider. Ich habe mich bis dahin immer nur in meinen Lieblingskiezen in Charlottenburg, Wilmersdorf und Kreuzberg bewegt, aber mit dem Wedding hatte ich mich nie auseinandergesetzt. Erst durch den Film habe ich gemerkt, wie vielseitig der Stadtteil ist: Multikulti ist dort Programm. Daher nimmt der Wedding in unserem Film auch eine heimliche Hauptrolle ein.

Mohammad:
Ich persönlich kannte den Wedding bereits und finde, dass er Neukölln und Kreuzberg sehr ähnlich ist. Und in diesen drei Stadtteilen fühle ich mich ziemlich wohl. Das liegt vor allem daran, dass man dort so viele interessante Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen sieht. Es gibt die verschiedensten Restaurants, man kann immer was erleben und auf den Straßen ist es nie wirklich ruhig. Durch den Film habe aber auch ich eine neue Seite am Wedding kennengelernt: Ich wusste vorher nicht, wie viele schöne Ecken es dort gibt.

»Wie die meisten Berliner fühle ich mich in meinem Bezirk so wohl, dass ich ihn ungern verlasse.«

MYP Magazine:
Und wie siehst Du den Wedding, Doguhan?

Doguhan (lächelt):
Ich habe eine kleine Ausrede, warum ich bisher nie im Wedding war. Dadurch, dass ich so weit draußen in Spandau wohne, war es für mich immer schon eine größere Reise, ins Zentrum von Berlin zu fahren. Wie die meisten Berliner fühle auch ich mich in meinem Bezirk einfach so wohl, dass ich ihn ungern verlasse – es sei denn, ich muss mal zu einem Casting nach Mitte oder so.
Gefühlt war ich von allen Berliner Bezirken am wenigsten im Wedding. Ich hatte zu diesem Teil der Stadt einfach keinen Bezug. Mit der Arbeit an „Ein nasser Hund“ hat sich das aber um 180 Grad gedreht. Seitdem besteht da eine enge emotionale Verbundenheit. Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen, dass ich mich in den Wedding verliebt habe – einfach wegen der besonderen Menschen, die es dort gibt. Seitdem bin ich immer wieder gerne dort.

»Judenhass gehört in Selmas Leben mehr oder weniger zum Alltag.«

MYP Magazine:
Der Wedding ist nicht der einzige starke Charakter in „Ein nasser Hund“. Es gibt da auch noch die von Euch gespielten Figuren Soheil, Husseyn und Selma, auf die Ihr euch sehr lange vorbereitet habt. Konntet Ihr in diesen Rollen jeweils Parallelen zu Euren eigenen Persönlichkeiten entdecken?

Mohammad:
Diese Parallelen gibt es auf jeden Fall – aber gleichzeitig gibt es auch deutliche Unterschiede. Im Gegensatz zu meinem Charakter Husseyn hätte ich als Mohammad wahrscheinlich viel mehr darum gekämpft, dass mein bester Freund am Ende in Berlin bleibt, statt das Land zu verlassen. Ich hätte einfach mehr in dieses Ziel investiert und nicht lockergelassen. Allerdings glaube ich, dass Husseyn dazu einfach keine Kraft mehr hat. Erst wird er von seiner eigenen Gang verraten, dann verlässt ihn sein bester Freund – dass man da nicht mehr kämpfen kann, ist nachvollziehbar.
Gleichzeitig mag ich aber an Husseyn, dass er von allen Figuren die größte Entwicklung durchmacht, weil er am Ende beweist, wie menschlich er ist und was für ein großes Herz in ihm steckt. Er kommt an einen Punkt, an dem es ihm egal ist, welcher Religion sein bester Freund angehört. Selmas Satz „Liebe kennt keine Religion“ hat er für sich voll und ganz verinnerlicht, er glaubt an die Liebe und an die Freundschaft.

Derya:
Was meine Rolle angeht, hatte ich immer das Gefühl, dass Selma viele Charakterzüge in sich trägt, die auch ich in mir trage. Dabei lebt sie nicht nur in einem anderen Stadtteil als ich, sondern wächst auch in völlig anderen Verhältnissen auf. Aber es gibt auch einen fundamentalen Unterschied zwischen uns: In meinem Leben gab es nie irgendwelche Berührungen mit Antisemitismus. Während es beispielsweise in meiner Schule völlig normal ist, dass es Jungs gibt, die eine Kippa tragen, gehört Judenhass in Selmas Leben mehr oder weniger zum Alltag. Insofern war es für mich eine gewisse Herausforderung, mich in eine Figur hineinzuversetzen, für die es eine immense Rolle spielt, welcher Religion ein Mensch angehört.

»Irgendwann muss man mal zu sich selbst stehen, um seinen Platz im Leben zu finden.«

MYP Magazine:
Soheil versucht relativ früh im Film, seine wahre Identität zu verstecken und sich an sein Umfeld anzupassen. Dabei verändert sich auch seine anfangs noch feine, gewählte Ausdrucksweise, die er relativ schnell an die rohe Sprache der Straßengang anpasst. Doguhan, in welchem Soheil hast Du dich persönlich eher wiedererkannt? In dem sehr ruhigen Charakter am Anfang des Films oder in dem aufbrausenden, impulsiven Soheil, zu dem er sich entwickelt?

Doguhan:
Wie schön, dass Dir diese Veränderung aufgefallen ist! Ich vermute, dass der Soheil, den man ganz am Anfang des Films erlebt, mir persönlich vielmehr entspricht als der Charakter, zu dem er sich über die Zeit entwickelt. Dennoch war es mein Anspruch, der Figur über den gesamten Film etwas von mir mitzugeben – in der Hoffnung, dass sie mir vielleicht auch etwas von sich mitgibt.

MYP Magazine:
Hat sie das?

Doguhan:
Ja. Soheil hat mir beigebracht, dass man für die Dinge kämpfen muss, die einem wichtig sind. Wir sind in der Zeit, die wir gemeinsam miteinander verbracht haben, beide zu der Erkenntnis gekommen, dass man irgendwann mal zu sich selbst stehen muss, um seinen Platz im Leben zu finden. Daher ist mir Soheil auch so nah.

»Es ist grundsätzlich immer das Richtige, sich anderen Menschen so zu präsentieren, wie man wirklich ist.«

MYP Magazine:
Soheils Vater, der von Kida Ramadan gespielt wird, gibt seinem Sohn an einer Stelle eine Lebensweisheit mit und sagt: „Du sollst Dich nicht verleugnen.“ Gab es in Deinem eigenen Leben ähnliche Situationen, in denen Du verstecken wolltest, wer Du bist, wofür Du stehst oder woran Du glaubst? Hast Du jemals vorgegeben, jemand anderes zu sein?

Doguhan:
Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben und so zu akzeptieren, wie ich bin. Daher bleibt mir gar nichts anderes übrig, als zu mir selbst zu stehen. Davon abgesehen glaube ich, dass es grundsätzlich immer das Richtige ist, sich anderen Menschen so zu präsentieren, wie man wirklich ist. Wenn sie einen dann nicht akzeptieren, ist das deren Problem und liegt nicht an einem selbst.
Aber ich bin ganz ehrlich: Hättest Du mir diese Frage vor drei, vier Jahren gestellt, wäre meine Antwort vielleicht eine andere gewesen. Ich hätte weniger Selbstbewusstsein gehabt und wäre wahrscheinlich auch weniger reflektiert gewesen. Mir persönlich hat vor allem die Schauspielerei dabei geholfen, zu mir selbst zu finden, wacher zu sein, an meine Grenzen zu gehen und an mir selbst zu wachsen. Das habe ich wirklich gebraucht.

Derya:
Das geht mir ganz genauso! Das Gute an der Schauspielerei ist auch, dass man plötzlich mit Themen konfrontiert wird, mit denen man vorher nie zu tun hatte. Zum Beispiel gibt es in „Ein nasser Hund“ eine Szene, in der Selma im Hallenbad von einem Typen belästigt wird. Mir selbst ist so etwas Gott sei Dank noch nie passiert – was aber auch dazu geführt hat, dass ich mir erst einmal Gedanken darüber machen musste, wie ich mich in der realen Welt in so einem Fall verhalten würde.

»Ich musste erleben, wie ein Brandanschlag auf unser Haus verübt wurde.«

MYP Magazine:
Euer Film hat mir als Zuschauer an vielen Stellen ziemlich zugesetzt. Zum einen wegen des verrohten und immer wieder gewalttätigen Umgangs der Jugendlichen miteinander, bei denen man den Eindruck hat, auf eine verlorene Generation junger Menschen zu blicken. Zum anderen ist da dieser fast permanent stattfindende Antisemitismus, der auch deshalb so unerträglich ist, weil man als Zuschauer das Gefühl hat, selbst in der Haut von Soheil zu stecken. Das wirkt stellenweise so realistisch, dass man glaubt, eher eine Doku als einen fiktiven Kinofilm zu schauen. Aus meiner persönlichen Bubble heraus gefragt: Wie nah ist das, was Euer Film zeigt, an der Realität von Jugendlichen im Wedding – heute, im Jahr 2021?

Mohammad:
Für mich hat der Film in erster Linie die Message, Frieden unter den Menschen zu schaffen. Er soll zeigen, was man tun muss, um menschlich zu bleiben. Und dass Freundschaft vor allem kommt und man sich sogar dann noch für die Liebe entscheiden kann, wenn man kurz davor ist, sich zu vergiften.
Ich würde daher eher bezweifeln, dass hier die Realität eins zu eins wiedergegeben wird. Ich war schon vor dem Film mit vielen Jugendlichen aus dem Wedding unterwegs und habe selbst das eine oder andere Mal Scheiße gebaut. Aber ich habe dort niemals etwas erlebt, das nur annähernd diesen Grad von Verrohung, Gewalt und Antisemitismus gehabt hätte.
Das heißt aber nicht, dass ich das persönlich noch nicht erlebt hätte – ganz im Gegenteil: Nachdem meine Familie aus dem Libanon geflohen war, war unsere erste Station in Deutschland eine Unterkunft in Neubrandenburg. Dort kam es zum Beispiel zu dem Vorfall, dass unser Nachbar, ein Neonazi, seinen Hund auf mich losgelassen hat. Da war ich etwa zehn Jahre alt. Und kurz nachdem wir von Neubrandenburg nach Berlin umgezogen waren, musste ich erleben, wie ein Brandanschlag auf unser Haus verübt wurde. So wurde meine Familie von heute auf morgen obdachlos. So etwas nenne ich Hass – nicht die halbstarken Sprüche von Jugendlichen auf Berliner Straßen.

Doguhan:
Trotzdem darf man auch hier in Berlin das Problem von Rassismus und Antisemitismus nicht verharmlosen. Beides war immer da und ist es auch heute noch, auch bei Jugendlichen, egal aus welchem Stadtteil. Auch wenn wir vielleicht in unserem persönlichen Umfeld niemanden kennen, der so denkt, heißt das nicht, dass es das nicht gibt. Ich selbst würde daher nie behaupten, dass die Handlung unseres Films nicht nah an der Realität ist. Rassismus und Antisemitismus finden in unserer Geselschafft täglich statt. Ich wünschte, es wäre anders – aber ich befürchte, das wird nie aufhören. Es wird immer Menschen geben, die nur glauben, was sie glauben wollen, egal, was man ihnen erzählt.

»Ich habe mich mit einem jüdischen Freund getroffen, der selbst leider ähnliche Erfahrungen machen musste.«

MYP Magazine:
Euer Film basiert auf Arye Sharuz Shalicars Autobiografie „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“, einer wahren Geschichte. Doguhan, wie hast Du dich auf die Rolle des jüdischen Jugendlichen Soheil vorbereitet? Hast Du mit Menschen sprechen können, die solche oder ähnliche Situationen am eigenen Leib erlebt haben und ihre Religion vor anderen verstecken mussten, um sich zu schützen?

Doguhan:
Ich habe mich vor Drehbeginn mit einem jüdischen Freund getroffen, der selbst leider ähnliche Erfahrungen machen musste. Wir haben viel über seine Zeit in der Schule geredet – darüber, wie er sich fühlte und mit der ganzen Situation umgegangen ist. Wir haben uns gegenseitig besser kennengelernt und waren beispielsweise auch gemeinsam in der Synagoge. Durch ihn habe ich viel über jüdische Traditionen gelernt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.

»Wenn ich in meinem Alltag Rassismus erlebe, ist der so gut wie immer unterschwellig.«

MYP Magazine:
Im Film wird nicht nur die offene und augenscheinliche Form der Diskriminierung gezeigt, sondern auch die unterschwellige. Ich denke da etwa and die Szene, in der Soheils Lehrer herausfindet, dass dieser Jude ist und schlagartig sein Verhalten ändert. Soheil entgegnet ihm: „Jetzt sind Sie nett. Als Sie dachten, dass ich Moslem bin, war ich das Arschloch für Sie. Das ist Rassismus.“ Wie bewertet Ihr persönlich diese Szene? Ist der im Alltag stattfindende Rassismus eher ein offensichtlicher oder ein unterschwelliger?

Doguhan:
Wenn ich in meinem Alltag Rassismus erlebe, ist der so gut wie immer unterschwellig…

Mohammad:
Absolut! Der Hass kommt fast immer schleichend und passiert ganz nebenbei – wie ein Gift, das Dir langsam eingeträufelt wird. Viele verpacken diskriminierende Worte auch in doofe Witze, weil sie glauben, das würde es abschwächen. „War ironisch gemeint“, heißt es dann oft. Aber das tut nicht weniger weh.

Doguhan:
Was auch total nervt, ist die Frage: „Woher kommst Du?“

Derya (unterbricht lachend):
Ja, Klassiker!

Doguhan:
Ich kann da gar nichts anderes antworten als: „Ich bin Deutscher.“ Aber das reicht scheinbar nicht. Die Fragerei geht weiter: „Nein, woher kommst Du wirklich?“ „Aus Spandau.“ „Nein, woher Deine Eltern kommen.“ … Diese Frage-Antwort-Spirale kennt man ja mittlerweile. Ich kann nur leider nichts anderes sagen. Ich bin nun mal hier geboren, ich bin hier aufgewachsen, ich habe hier meine Familie, ich habe hier meine Freunde, ich arbeite hier. Ich meine, wann ist man denn deutsch genug? Wann bin ich für Dich deutsch genug? Das kann sich doch nicht immer noch über blonde Haare und blaue Augen definieren! Deutschland ist meine Heimat. War es immer, wird es immer sein. Aber solange es Menschen gibt, die mir diese blöden Fragen stellen, werde ich mich in meiner Heimat nie wirklich wohlfühlen. Und das ist für mich ein Widerspruch in sich, denn genau das sollte Heimat leisten.

Mohammad:
Mich nervt die Frage auch. Ich bin zwar nicht hier geboren, sondern im Libanon, von wo meine Familie im Jahr 2007 vor dem Krieg geflohen ist. Aber damals war ich ein kleines Kind. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich in Deutschland verbracht und fühle mich dementsprechend auch wie ein Deutscher. Ich kann nichts dafür, dass es Leute gibt, die immer noch nicht gecheckt haben, dass das Deutschland von heute ein multikulturelles ist und hier Menschen mit allen Hautfarben zuhause sind. Das gehört für mich zum Deutschsein dazu. Was unterscheidet uns denn?

Doguhan:
Diversität heißt für mich zu akzeptieren, dass Vielfalt die Grundlage allen Lebens ist. Niemand hat sich seine Nationalität, sein Aussehen, seinen Geburtsort oder seinen Namen ausgesucht. Wir leben hier einfach nur zusammen. Und wenn ich irgendwann mal gefragt werden sollte, wo ich begraben werden will, sage ich: in Spandau. Wo sonst?