Philipp Höbel
Submission — Philipp Höbel
Nacht aus Gold
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Philipp Höbel
Sinne entlassen
aus weisenden Bahnen
Lösen die Bande
Des leichternden Tages Den Kompass verhindern
Traumpfade finden
Im Dunkel der Nacht
Und du dann
Und dir dann
Mit dir dann
Mich sachter noch
nachten
Ein alter Mensch hat in seinem Leben rund 29200 Nächte erlebt. Doch an welche Nächte wird er oder sie sich am Ende des Lebens noch erinnern? Es sind die goldenen Nächte, die man niemals aus dem Gedächtnis verlieren wird.
Eine goldene Nacht, eine legendäre Nacht. Eine Nacht, die sich von allen anderen unterscheidet. Jeder Mensch erlebt in seinem Leben seine ganz besondere persönliche Nacht aus Gold.
Doch wie muss diese aussehen oder ablaufen?
Du legst auf mit deinem größtem Idol im bekanntesten Club der Stadt und spürst, wie dir Adrenalin durch die Adern schießt. Du feierst den Beginn des neuen Jahres mit tausend Anderen, als wären sie deine Freunde fürs Leben mitten in der Stadt unter dem Horizont. Du gehst auf ein Konzert und siehst dein Star so nah wie noch nie zuvor und fühlst dich für eine kurze Zeit wie der König der Welt.
Du liegst mit deiner großen Liebe auf einer Weide und geniest still diesen einen Moment, während die Sterne auf dich herab funkeln. Du sitzt mit deinen engsten Freunden an einem Tisch, lachst und trinkst mit ihnen bis in den frühen Morgen.
Dies alles sind Augenblicke, die eine Nacht mit Gold übergießen.
Genieße jede Nacht, als wäre sie aus Gold, denn sie könnte für dich zum unvergesslichsten Moment deines Lebens werden. Sinne entlassen
Philipp Höbel ist 17 Jahre alt, Schüler und lebt in Kaufbeuren.
Pinar Cakmak
Submission — Pinar Cakmak
Nachts
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto:Pinar Cakmak
schritt um schritt
stein um stein
kleinste fugen
gefüllt mit erde
darauf moos
kleinstes leben
starker duft
mensch der
groß übergeht
mit nur
einem schritt
unzählige fugen
der boden zu
wänden geworden
schleicht dennoch
grau und grün
nun in die
höhen hoch
ich sehe mich
wie ich
mich sehe
mich
sehe ich
wie ich
sehe mich?
ich sehe viel
grau
hell grau
dunkel grau
gesprenkelt grau
geputzt grau
gestrichen grau
gefärbt grau
geblichen grau
zerstört grau
wie von bücherseiten
geblättert
erscheinen
fenster
finstre
fenster
frei der
finsternis
ausgesetzte
fenster
innen finsternis
hier die
finsternis
fenster die
nicht fenster
sind
fenster
nicht als
fenster
fungierende
fenster
fassaden
beleidigt
mit
finstren
fenstern
füllen
meinen
ausschnitt
von welt
aus eigenen
finstren
fenstern
schaue
in andere
finstre
fenster
höre
des menschen
stimmen
stimmen
bestimmen
stimmen
übereinstimmen
stimmige
stimmen
stimmen die
stimmung machen
verstimmte
stimmen
stimmen
überstimmen
stimmen umstimmen
stimmen die
einfach stimmen
stimmlose
stimmen
jalousien
gefechert
vorhänge
zerfetzt
in jedem
bruch
eine zahl
15
17
14
und die
karte
trostlos
gekritzelt
pinar
Pinar Cakmak ist Auszubildende zur Fotodesignerin und lebt in Berlin.
Fabian Krüger
Submission — Fabian Krüger
Der Fotograf und die Nacht
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Fabian Krüger
Es heißt, die wichtigste Eigenschaft eines Fotografen sei Geduld. Vor allem die Nacht stellt ihn auf eine ziemliche Geduldsprobe. Was im Tageslicht noch leicht von der Hand geht, braucht im Dunkel der späten Stunde weitaus mehr Beachtung: Bildausschnitt festlegen, manuell scharfstellen, …
Wie kann sie einen quälen, diese Nacht! Aber wehe, man nimmt sich für das Belichten oder Scharfstellen zu wenig Zeit! Dann heißt es nachjustieren, neu einstellen, wieder den Auslöser drücken und: warten.
Nach zwei oder drei Versuchen hat man dann das erste Motiv fertig. Gerade im Winter ist man dabei schnell durchgefroren. Warm ums Herz wird es aber wieder, wenn man mit einem Ergebnis belohnt wird, das das Frieren und Warten allemal wert war. Das ermutigt einen, weiterzuziehen und sich ein neues Motiv zu suchen.
Aufnahmen, die nachts entstehen, sind etwas ganz Besonderes. Sie haben eine Anmut, die der Tag nicht schaffen kann – und es entsteht ein Bild, das man so nicht sehen kann: Sterne, die man als Punkte am Himmel wahrnimmt, werden zu Linien; Wolken verlieren ihre Konturen und werden zu weichen Flächen; der Horizont leuchtet von entfernten Lichtern. Man nimmt die Umgebung dadurch viel intensiver wahr, gerade weil die Nacht einen dazu zwingt, länger auszuharren, als man vielleicht vorhatte.
Es ist wie eine Hassliebe.
Mit der Nacht und den Fotografen.
Fabian Krüger ist 32 Jahre alt, Fotograf und Bildbearbeiter und lebt in Leverkusen.
Ellie Garcia
Submission — Ellie Garcia
Schmutziger Asphalt
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Ellie Garcia
Meine Nacht ist dunkel, ganz schwarz. Am liebsten sehe ich raus zum Himmel, zur untergehenden Sonne hinter den stählernen Glasbauten, die mir die Sicht nehmen. Ganz leise geht sie unter, nimmt ihre letzten Lichtboten und weiß bemalten Wolken mit. Die noch kalten Tropfen vom letzten Sommerregen funkeln wie Diamanten. Der Himmel tut so, als wüsste er nicht, dass die Sonne ohne eine Verabschiedung geht. Der Himmel wartet auf die Nacht, den Rücken zur Sonne gewandt, genau so wie ich hinter dem ewigen Fenster meiner eigenen Finsternis.
Und die Bühne ist leer für die Dunkelheit, die wie die Pest über den Horizont zieht, eine Schar wilder Pferde, die das Wolkenland erobern. Und schon ist sie da, meine Nacht: kalt, grausam, geheimnisvoll, ein stiller Eroberer.
Die Lichter leisten mir Gesellschaft, im Glauben sie könnten die Sonne ersetzen.
Das blasse Gelb auf dem Asphalt und mein überdimensionaler Schatten öffnen mir das Tor zu einer anderen Welt, zu einer, wo Dunkelheit regiert.
Ich sehe rauf zu den braunen Motten, die um die Lampe kreisen; die neue Sonne aus Menschenhand – täuschend künstlich.
Die roten Lichter der Bar färben mein Gesicht, während ich weiter gehe; weiter die Straße hinunter, vorbei an lauter und fremder Musik aus schallenden Boxen. Tausend Schritte, die mir entgegen kommen, Gesichter der Nacht, kalt, schmunzelnd, frei, anarchistisch. Sie lachen, sehen mich an, gehen weiter bis ans Ende und noch weiter hinaus, klettern auf die Dächer, springen von Haus zu Haus.
Meine Nacht hat tausend Gesichter, doch alle sind teuflisch. Das lange Grinsen und die leisen, hinterhältigen Schritte hinter mir, die fremden und doch bekannten Blicke, tief und endlos.
Die Nacht dauert lang. Je mehr ich auf die Uhr sehe, so länger kommt es mir. Niemand auf den Straßen, alles menschenleer. Sie alle schlafen, wie die Schiffe im Meer.
Da sehe ich sie: die vergessenen Gestalten des Tages, die Könige der Nacht; meiner Nacht.
Schneller als ich es bemerken kann, rasen sie knapp an mir vorbei mit ihren ausgeleierten Tops und den Sonnenbrillen, ihren schwarzen Kappen und mystischen Tattoos von alten heiligen Zeichen einer ausgestorbenen Kultur.
Sie rasen durch die Nacht, reiten auf dem Asphalt, laut, lauter als alles andere.
Im Licht der billigen Automaten springen sie mit voller Wucht, kehren zurück zum Boden, das Skateboard knallt, bricht jedoch nicht.
Niemand hört sie feiern, niemand sieht sie tanzen auf der einsamen Straße.
Ein Funken Ewigkeit in meiner endlosen Nacht. Ein wenig Hoffnung, dass man sie retten kann, die Nacht mit den Sternen und Motten.
Die Stunde wird später, die Zeiger gehen vorwärts. Die letzten Stunden, die ich noch hier verbringe, bis der Tag wieder in voller Pracht anbricht. Ich nehme mir frei, denn niemand fragt, wo ich war; niemand weiß, wo ich bin, wo ich sein werde nach dieser Nacht. Nicht einmal ich selbst. Also gehe ich weiter über die kaputten Ampeln und sehe denen zu, die gelb blinken. Es ist still, stiller als je zuvor und nur ein leichter Windhauch bewegt kurz die Blätter der toten Birke. Ich kann sie hören, die Motten und Heuschrecken. Doch aus der Ferne höre ich etwas anderes und es wird immer lauter, kommt auf mich zu.
Ein junger, betrunkener Revolutionär, der wild die Straße runter rennt. Er stößt mich weg mit einer Glasflasche in der Hand und rennt weiter. Ein paar aufgenähte Zeichen auf seiner Lederjacke, schwarz und blau im Morgenlicht. Noch wartend auf den Rest, auf die Jagenden, stehe ich neben der Ampel, lehne mich an. Doch es kommt niemand. Wovor ist er weggerannt, vor dem Ende der Nacht? Denn ich sehe die Morgensonne ganz langsam hinter den Gebäuden aufgehen. Ein erfülltes Lächeln auf meinen Lippen während ich hier sitze, auf dem warmen Stein und gen Osten blicke. Noch eine Nacht, so unbekannt und unbekümmert, unberührt, frei, original. Die Nacht geht weg aus der Stadt, doch lässt sie die Sterne und den Mond noch da. Denn sie wird zurückkehren.
Morgen noch einmal.
Immer.
Wir warten wie Soldaten des Tages, den ganzen Abend lang, bis sie uns erlöst.
Wir warten auf die Freiheit der Nacht, der Dunkelheit, der Stadt bis sie wieder in ihrer vollen Pracht erwacht.
Meine Nacht lebt mit mir, sie kann ohne mich, sie ist frei, eigen, wild.
Meine Nacht ist unerforscht, wo immer sie ist, verändert sie uns, mich, dich. Sie lebt in der Stadt, auf der Straße am liebsten, in Kneipen, in warmen Schlafzimmern, in noblen Clubs, sie lebt mit uns. Sie lebt in uns. Leise kommt sie aus ihrem Reich voll Licht und Dunkelheit, verweilt, breitet ihre schwarze Decke aus, genießt, verändert, beeinflusst, liebt, lacht, schreit, weint, läuft am Horizont, versteckt uns.
Ich schlafe nicht, denn die Dunkelheit meiner Nacht macht mir Angst.
Sie wartet und ist präsent, wenn du deine Augen zu machst. Sie sieht dir zu, wie du schläfst.
Sie wartet auf dich, auf deine Seele.
Komm mit uns.
Reiche meiner Nacht deine Hand.
Und wir werden sein,
wir werden singen, tanzen und springen auf dem schmutzigen Asphalt,
wenn niemand uns sieht und hört….in meiner Nacht.
Wir sind am Leben.
Wir sind frei.
Wir sind wach.
Ellie Garcia ist 17 Jahre alt, Schülerin und lebt in Wien.
Lukas Leister
Submission — Lukas Leister
Schwarze Wahrheit
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Lukas Leister
Ps letztes Interview, dem zu widersprechen würde auch seinen größten Kritikern schwerfallen, war schon jetzt sein bestes. Als oberflächlich mit einem Hang zu unwahrer Vulgarität kommentierte man seine Gespräche. Das Gegenteil zu behaupten, dessen war sich P bewusst, hätte auch keinen Sinn gehabt.
Einmal hatte er gelesen, dass das Vulgäre immer die Lüge ist, die in der Inszenierung des Proleten steckt. Aber gerade diese Lügen, fand P, brachten – dem schlechten Schauspiel seiner Gegenüber geschuldet – in den meisten Fällen eine für den Leser ungeahnte und für den Gesprächspartner unangenehme Wahrheit mit sich.
Betrachtete man es so, waren seine Dialoge wahrer als viele derer, die mit den großen Namen aus Politik und Wirtschaft gespickt waren. Vor allem aber waren sie erfolgreicher und mobilisierten ein für P erschreckend großes Publikum. Vergleichbar mit einschlägigen TV-Formaten zerlegten in seinen Texten schon längst gescheiterte Mediengesichter das letzte bisschen, was ihnen an gesellschaftlicher Kultiviertheit noch geblieben war. Gerne hätte er die C-Prominenz gegen Menschen getauscht, die wirklich etwas zu erzählen hatten, das hätte ihm ein wenig der Selbstverachtung genommen, die in den letzten Jahren seines Schreibens in ihm herangewachsen war.
P war sich sicher, dass sein Geschriebenes nie auch nur annähernd an die Qualität von K heranreichen würde. Ihre Texte waren im Gegensatz zu seinen mit einem Handwerk gefertigt, das nur wenige außer ihr heute noch zu beherrschen schienen, und trotzdem war er es, der erfolgreicher war als sie es je sein würde. Für P war es deshalb ein Rätsel, warum sie ihn mochte.
Wie die meisten seiner Interviews schrieb er auch dieses bei ihr. Die halbe Nacht hatten sie sich gegenüber gesessen, er gefragt, sie geantwortet, wie immer. Ihre schwarzen Augen, von denen er sich in dieser Nacht hatte noch schlechter lösen können als sonst, waren nun geschlossen. K lag im Bett hinter ihm und schlief schon einige Stunden.
P saß mit Stift, Papier und Diktiergerät am Schreibtisch und war in den letzten Zügen, sein Werk zu beenden. Wie bei jedem seiner Interviews schrieb er den Titel ganz zum Schluss. Wie nach jedem seiner Interviews, die er bei ihr schrieb, wollte er auch nach diesem nicht bei ihr übernachten.
P legte seinen Stift zur Seite, stand auf und warf, während er sich die Kapuze seines Mantels überzog, einen letzten Blick auf den Titel ihres Gesprächs. Als P die Tür öffnete und sich das Schwarz der Nacht vor ihm ausbreitete, war er sich zum ersten Mal sicher, die Wahrheit geschrieben zu haben.
Lukas Leister ist 23 Jahre alt, Fotograf und studiert in Furtwangen.
Stephen Gwaltney
Submission — Stephen Gwaltney
My Way To Explore
14. April 2013 — MYP No. 10 »My Night« — Text & Photo: Stephen Gwaltney
My night: something that is never the same. A night in my life is always new and exciting. I believe that things are what we make them to be. I prefer my night to be full of excitement and fun. I prefer it to be original instead of repetitious. I desire to be spontaneous, choosing to do something for the first time if presented with the idea.
Doing something for the first time is a great way to learn and gain experience. Achieving experience can be like discovering a whole new world. Your perception on things may change or grow, like adding focus to a blurry image.
My name is Stephen Gwaltney. I am a 20-year-old fine art photographer from Northern Virginia, USA. I see things differently. When someone sees a field or a tree line it is only that which they see. When I see a field or a tree line I see a story, like a moving surreal painting. It is like having the power to see another world or dimension.
This is the most interesting thing to me: discovering a new world, whether it is from history, the future, another planet, or even fantasy. My night relates to this because I tend to grow in knowledge and experiences that I take from each evening. Learning something new is discovery.
A characteristic night to me would consist of meeting with a group of my friends in Fredericksburg, Virginia. We start with some music, which opens our minds and the next thing we know someone comes up with an idea.
One night in particular we started playing music on the steps of a building.
People began gathering around and by the end of the night we had about 50 random people singing along with us. Another night entailed of a group of my friends and I taking a projector and creating a movie theatre on the side of a building for all of our friends. It is continuously like something out of a movie.
My art relates to my night because it is like discovering a new world for me. My experiences as a person influence my photos.
The photos I make open a new reality to my mind; something I am yet to understand sometimes. There is something profound about not understanding.
Art is something that you will never fully understand. It can be a dimension into another world. A new world where anything is possible, where not understanding is the explanation for understanding.
I love the concepts of knowledge, discovery, and creation. Art is my way to explore these concepts. The photography aspect helps me feel, imagine, and sense them.
The realistic quality inspires ongoing thoughts of actual surrealism… and I can imagine that these places are real – yet to be explored.
Stephen Gwaltney is a 20-year-old photo artist living in Montclair, Virginia.
Jonas Meyer
Submission — Jonas Meyer
Die Mauer
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text: Jonas Meyer, Foto: Johannes Kuczera
Manchmal, wenn die Wände immer weißer und die Räume immer leerer werden, muss man einfach weg. Um sein Herz zu retten. Und sein Glück. Beide sind hier in Gefahr, denn ein steriles Nichts belauert sie von allen Seiten. Wie ein Raubtier fletscht es seine Zähne und wartet hungrig auf die Dämmerung.
Sobald die Dunkelheit anbricht, wird das sterile Nichts zum Monster. Und schlägt unerbittlich zu. Wie im Rausch verbeißt es sich in Herz und Glück und lässt sie qualvoll sterben.
Also muss man fliehen, so lange es noch hell ist. Um sein Herz und Glück in Sicherheit zu bringen, weit weg von weißen Wänden, leeren Räumen und dem Monster, dem sterilen Nichts.
Am besten versteckt man sich im Leben, weit draußen hinter einer großen Mauer, die so anders ist als all’ die weißen Wände in den leeren Räumen. So schwarz, so schmutzig, so lebendig.
Herz und Glück sind dort geborgen.
Gut beschützt, die ganze Nacht.
Jonas Meyer ist Designer und Herausgeber und lebt in Berlin.
Hamza Alioua
Submission — Hamza Alioua
The Muse Inside
14. April 2013 — MYP No. 10 »My Night« — Text & Photo: Hamza Alioua
Sleepless nights bring out the muse inside me. I’m writing this at sleepover with a high-school friend and I just feel like writing something deliciously random. Journey themes recur frequently in literature. It presents the main character in an existential conflict, and engage them in a journey so to bring meaning in their life at the end of it.
But I don’t want my life to become a preamble to some distant happily ever after. Why do we fantasize so much about the lives protagonists in coming of age stories lead?
Resist the appeal of a storybook life, or else narrative patterns will become personal myths that dictates your life. You’ll break your life into chapters and set goals within three act structure and make friends and enemies according to archetypes, all in a ridiculous attempt to trace your own character arc across the coming decades.
That would be a shame, because a storybook life is overrated. It is boring and safe and artificial as a saturday night sleepover with your high-school friend.
Hamza Alioua is a 17-year-old student living in Casablanca, Morocco.
Susan Simin Zare
Submission — Susan Simin Zare
Realitätsfilter
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text: Susan Simin Zare, Foto: Janice Günther
Die Nacht ist für mich nichts Strukturiertes, nichts Planbares, und deswegen will ich meine Gedanken der Nacht so festhalten, wie sie sind, ein Gedanke.
Ich bekenne mich als ehrlichen Nacht – Fan.
Eine wunderbare Zeit, um zu schlafen.
Wobei mir als klassischen „Vor 9 Uhr morgens mache ich lieber nichts“ – Typus tatsächlich genau dann wirklich tolle Unternehmungen einfallen.
Eine meiner Aktivitäten: Alleine Nachts in einer Bar sitzen. Ein selbst erwählte Aufgabe, denn es ist eine ganz seltsame Emotion, die ich damit verbinde und ich habe das Gefühl es immer wieder von Neuem zunächst erlernen zu müssen. Dann sitze ich meist da zwischen Träumern und Alpträumern. Irgendwo mitten in der Stadt, in einer wahlweise spärlich belichteten Bar, wo man eine junge Frau alleine nicht erwartet. Mit meinem kleinen schwarzen Möchtegern Philosophen Büchlein und einem schwarzen Kugelschreiber, die mag ich am Rande bemerkt farblich lieber als die Blauen, bemitleide mich etwas und habe große Freude daran.
Ich lasse meine Vergangenheit an mir vorüberziehen und bleibe gerne da bis kurz vor dem Morgengrauen, denn so sehr der allgemeine Romantiker, zu dem ich mich gerne zähle, Sonnenauf – und Untergänge schätzt, so sehr liebe ich auch das Gefühl, die Nacht zumindest mit der Nacht zu beenden und zu schlafen, bevor die Welt wieder aufwacht.
So stille ich wenigstens einem kleinen Teil von mir das Bedürfnis nach einem Tag und Nacht Rhythmus.
Ja ich bekenne mich, ich liebe die Nacht aufrichtig. Ein Moment, in dem Zeit verschwimmt, wenn niemand mehr anruft, wenn man stundenlang TKKG hören kann, ohne ein Gefühl etwas anderes zu verpassen.
Wenn es okay ist auf der Gitarre nur noch vor Sehnsucht tropfende Lieder zu schreiben. Was wäre Musik ohne die Nacht.
Und wenn alles ein wenig egaler scheint als zuvor.
Eine Nacht werde ich nie vergessen, im Iran, in Shiraz, bei meiner Familie, in einer Region, in der man sehnsüchtig im Sommer auf die Abkühlung am Abend wartet und in der wir, wie sollte es auch sonst dem Klischee entsprechen, auf einem flachen Dach den Sternen und der unverwechselbaren Abendluft, eine Mischung aus abgekühltem Wind, Stadtluft und Natur – und den Sternen frönten.
Dort saßen wir mit Musik, redeten und lachten und alles war voller Liebe. Ein Gefühl absoluter Einfachheit und Perfektion in einem Moment, den ich nie vergessen werde.
Die Nacht ist meine persönliche Legitimation zur Unabhängigkeit. Die Sonne in allen Farben untergehen sehen, Sterne zählen, Wind und Neuanfang spüren, als ob sich die Welt in ein paar Stunden erneuert, die Luft für den Morgen säubert….in den verbalen Kitsch abtriften und es okay finden.
Ich mag wenig Licht. Alles erscheint schöner, als es eigentlich ist, ein natürlicher Filter der Realität. Als ob die letzten unsichtbaren Schemen von der Phantasie ersetzt werden dürfen.
Es ist alles erlaubt, alleine sein, zusammen sein, nicht sein. Der Moment, wenn der Alltag für wenige Stunden schlafen geht, ist der Moment, in dem die Freiheit aufwacht. Ich will sie nicht missen die Nacht.
Und Schlaf wird bekanntlich sowieso überbewertet.
Susan Simin Zare ist 21 Jahre alt, studiert Musik- und Islamwissenschaften, ist Moderatorin und Journalistin und arbeitet in Köln.
Seraina Silja Hürlimann
Submission — Seraina Silja Hürlimann
14 Stunden
14. April 2013 — MYP No. 10 »Meine Nacht« — Text & Foto: Seraina Silja Hürlimann
Das Ende beginnt mit der einen Sekunde, in der ich aus der Versenkung zurück in den Alltag geknallt werde. Beim ersten Mal bleibt es ein Versuch, denn diese wundervolle, kleine Zeitschändung vor dem definitiven Ende rettet mir weitere wertvolle Minuten. Niemals könnte ich einfach von hier auf jetzt verschwinden.
Ich tue, was ich kann, ich schände Zeit. Ich bin eine gute Zeitschänderin. Nach gefühlten zwei Minuten sind schon neunzehn weitere Minuten vergangen. Noch immer bin ich hier. Ich kann mich nicht losreißen. Klangwelten prasseln auf mich ein, doch ich will die Wahrheit nicht hören. Wir haben ja auch gute Zeiten erlebt. Damals, vor vier Stunden.
Wir haben schnell Vertrauen gefasst — seitdem jede Nacht zusammen verbracht. Ich dachte, wir ergänzen uns so gut, doch so schnell scheint alles vergessen zu sein. Mein Kopf weiß, es ist das Beste, wenn ich es jetzt beende. Doch mein Herz bleibt liegen. Ich rede mir ein, dass ich nicht fremdgehe, wir sind ja nur Freunde — mehr nicht. Wie wäre es mit ein bisschen mehr Vertrauen? Mein Kopf weiß, es ist nicht für immer. Doch mein Herz denkt: „Vierzehn Stunden ohne — wie soll das bloß gehen?“. Ich ignoriere die Klänge, doch sie quäken weiter und zwingen mich zum Schluss machen. Es ist 07.31 — Zeit zum Aufstehen.
Seraina Silja Hürlimann ist 23 Jahre alt, Kommunikationsdesignerin und lebt in Zug und Konstanz.