Jannik Schümann

Interview — Jannik Schümann

Lichter der Stadt

Im Mai 2011 sind wir Jannik Schümann zum ersten Mal begegnet sind. Zwei Jahre später treffen wir den aufstrebenden Jungschauspieler wieder – und verbringen mit ihm einen Tag in New York. Ein Gespräch über den Broadway, seine neue Rolle im Film „Spieltrieb“ und über das Gefühl, nach Hause zu kommen.

14. Juli 2013 — MYP N° 11 »Mein Souvenir« — Interview: Jonas Meyer, Fotos: Stephen Gwaltney

Damals regnete es, das weiß man noch. Zwar erst etwas mehr, dann wieder weniger. Aber es regnete.

Und draußen war es grau, nichtssagend grau: Man musste Schutz suchen in einem Café im Prenzlauer Berg und sich mit dem leuchtenden Orange vieler kleiner Lampen verbünden, um gegen dieses elende Grau anzukämpfen – und um eine interviewwürdige Atmosphäre für einen jungen Schauspieler zu erschaffen.

Damals, das war im Mai 2011. Und der junge Schauspieler, das war Jannik Schümann. Erst wenige Monate vorher war der gebürtige Hamburger nach Berlin gezogen, um sich ganz und gar seinem Beruf zu widmen. Um sich freizuschwimmen und zu wachsen. An der Stadt, am Leben und an sich selbst.

Als Kind wurde Jannik von seiner heutigen Agentin entdeckt – in einer Tankstelle beim Süßigkeiten kaufen. Aus purem Zufall. Und so kam es, dass er Schauspieler wurde und wir an jenem Nachmittag im Mai 2011 zum Interview verabredet waren. Damals flüchteten wir vor dem Grau in das Café mit dem orangenen Licht. Wir redeten über sein Leben, seine Wünsche, Träume und Sehnsüchte. Und über seine große Leidenschaft für die Schauspielerei.
Zwei Jahre ist es also her, dass wir uns zum ersten Mal gegenübersaßen. Und wie damals treffen wir Jannik auch heute an irgendeinem Tag im Mai zum Interview. Nur dass es diesmal nicht Berlin ist. Sondern New York.

Der 21-jährige ist für einige Wochen in der großen Stadt, weil er sich eine kleine Auszeit nimmt und für einen Moment verschnaufen will. Er hat viel gearbeitet in den letzten Monaten, in den letzten Jahren.

Unser heutiger Treffpunkt heißt Ecke 8th Avenue / West 40th Street, Jannik wartet bereits. Es ist gerade einmal 9:30 Uhr, doch während das heimatliche Berlin um diese Uhrzeit erst zögerlich erwacht, ist New York schon längst auf den Beinen – oder vielleicht immer noch? Wer weiß das schon.

Wir beginnen den Tag eher unamerikanisch mit Kaffee und Croissant und lassen uns von dem geschäftigen Menschenstrom aufsaugen, der entlang der 8th Avenue fließt.. Der Strom treibt uns nach Norden Richtung Times Square – jenem Ort, der wohl wie kein zweiter als Sinnbild für das niemals schlafende, aufgeregte und exzessive New York steht.

Jonas:
Du bist bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres zu Besuch in New York. Wird die Stadt irgendwann zur Routine?

Jannik:
Ganz und gar nicht! Als ich vor drei Wochen nach New York reingefahren bin und die Skyline wieder vor Augen hatte, war die Aufregung genau so groß wie beim ersten Besuch vor einem Jahr – mein Herz ist quasi aus dem Körper herausgesprungen. Irgendwie ist es jedes Mal wieder ein total beeindruckendes Gefühl, weil die Stadt einen magisch anzieht.

Jonas:
Gibt es denn eine Ecke in New York, die dich besonders reizt?

Jannik:
Ja, tatsächlich hat der zentrale Theaterdistrikt rund um den Times Square eine absolute Magnetfunktion für mich. Letztes Jahr habe ich es erst nach vier Tagen geschafft, mich von dieser Gegend zu lösen und mal weiter downtown zu fahren, wo es diese typischen Straßenraster nicht mehr gibt.
Ich fand es im Nachhinein total schade, dass ich nicht früher auf größere Entdeckungsreise im East und Village gegangen bin, weil ich die Gegend dort ebenfalls total mag. In den kleinen und beschaulichen Straßen kann man sich total verlieren, weil New York einen auch gerade dort in seinen Bann zieht. Da ich die Stadt aber noch besser kennenlernen wollte, habe ich diesmal meine Fühler weiter ausgestreckt und mir auch andere Ecken genauer angesehen. Trotzdem war auch bei diesem zweiten New York-Aufenthalt wieder der Theaterdistrikt die erste Anlaufstelle.

Jonas:
Bereits vor zwei Jahren hattest Du uns mit glänzenden Augen verraten, wie sehr dein Herz für Musicals schlägt. Diese Leidenschaft scheint also ungebrochen…

Jannik:
Oh ja – in New York verging bisher kein Abend, an dem ich nicht in einer Broadway-Show war! Meine große Leidenschaft ist und bleibt einfach das Musical, daran hat sich nichts geändert.

Wer einmal erlebt hat, wie die Stars hier in den Musicals gefeiert werden, der versteht, warum der Broadway das Nonplusultra ist.

Jonas:
Leider wird in Deutschland das Genre des Musicals im Gegensatz zu den USA eher stiefmütterlich behandelt.

Jannik:
Das stimmt. In den Staaten haben die Menschen ein ganz anderes Gefühl für diese Kunstform. Und überhaupt hat das Musical hier einfach ein viel höheres gesellschaftliches Standing. Als Darsteller kann man einfach nicht weiter aufsteigen als am Broadway zu spielen. Das ist das Höchste der Gefühle, denn der Broadway ist weltweit Nummer eins.
Es ist unglaublich, wie hoch die Qualität ist, die einem hier auf den Bühnen geboten wird. Alles ist auf den Punkt genau: Jede Bewegung sitzt, jede Stimme ist perfekt, jeder Ton wird getroffen und sogar die Tonmischung ist genial. Daher war für mich bisher jeder Abend in New York ein Highlight.
Und auch das Publikum ist ein ganz anderes als in Deutschland: Im Theater und in den Shows sieht man wesentlich mehr junge Menschen als bei uns. Das liegt wahrscheinlich daran, dass hier für die meisten Vorstellungen wenige Stunden vor Beginn Tickets zum Discountpreis verkauft werden. Das macht die oft sehr teuren Karten für Schüler und Studenten erschwinglich.
Vielleicht sollten die deutschen Theater und Musicals auch mal überlegen, ob sie nicht verstärkt solche Last-Minute-Tickets anbieten wollen. Dann wären die Häuser bestimmt nicht so leer.
Es gibt übrigens noch einen weiteren Unterschied zu Deutschland: Während bei uns hauptsächlich mit den Stücken selbst geworben wird, stehen in den USA vor allem die Stars im Vordergrund, mit deren Gesichtern und Namen man die Show verkauft. Dementsprechend reagiert auch das Publikum ganz anders, wenn bekannte Darsteller die Bühne betreten.
Sobald beispielsweise am Broadway im Musical „Phantom der Oper“ das Phantom zum ersten Mal in Erscheinung tritt, wird frenetisch applaudiert und gejubelt. Das passiert bei uns eher selten. Wer einmal erlebt hat, wie die Stars hier in den Musicals gefeiert werden, der versteht, warum der Broadway das Nonplusultra ist – und warum jeder Darstellers auf das Ziel hinarbeitet, hier irgendwann einmal aufzutreten.

Vor dem Port Authority Bus Terminal machen wir Halt und drehen unsere Köpfe nach rechts: Blitzartig springt uns die Stein, Glas und Farbe gewordene Reizüberflutung des Times Square ins Gesicht – ein permanentes Zuviel, das sich aus jeder Wandpore drückt.

Fasziniert von dieser übermächtigen Imposanz werfen wir uns in den bunten Ameisenhaufen. Gigantische Broadway-Werbeplakate hängen wie Ikonenbilder an den Fassaden der Häuserschluchten und präsentieren die Antlitze der Musical-Stars.

Ziemlich große Bühne für die große Bühne.

Jannik strahlt über beide Ohren, in seinen Augen spiegeln sich die Lichter der großen Stadt. Links und rechts von uns reiht sich ein Theater an das andere, ständig buhlend um die Gunst des Zuschauers und um die Krone der besten Show. Hier liegen sie also, die Bretter, die die Welt bedeuten.

Jonas:
Als wir uns im Mai 2011 zum ersten Mal trafen, hattest Du gerade „Homevideo“ abgedreht. Danach hat sich bei dir ziemlich viel getan…

Jannik:
Ja, dieses Projekt hat mir beruflich einen kräftigen Schub gegeben: Nach „Homevideo“ habe ich richtig viel gearbeitet und tolle Rollen gespielt. Ich bin total glücklich darüber, wie sich alles entwickelt hat.

Jonas:
Eines der bemerkenswertesten Projekte ist dabei zweifelsohne der Film „Spieltrieb“, in dem du für eine der Hauptrollen besetzt wurdest.

Jannik:
Absolut! Zwar gab es die Anfrage für den Film sowie die erste Castingrunde bereits, bevor wir uns im Mai 2011 zum Interview trafen, allerdings wurde das Projekt aufgrund diverser Finanzierungsfragen erst einmal wieder auf Eis gelegt. Nachdem ich lange Zeit nichts mehr davon gehört hatte, gab es Ende 2011 plötzlich grünes Licht und es ging weiter.
Ich wurde zur zweiten und dritten Castingrunde Anfang Januar 2012 eingeladen, weil dort verschiedene Darsteller-Konstellationen ausprobiert wurden. Danach habe ich zwei qualvolle Wochen mit Warten verbracht, bis endlich der erlösende Anruf kam und ich die Zusage hatte, für die Rolle des Alev besetzt zu sein. Ich bin in die Luft gesprungen und habe geschrien vor Glück! Und im Mai 2012 haben wir dann in München angefangen zu drehen.

Jonas:
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Juli Zeh – ein wundervolles und fesselndes Buch, das sich den Theorien Nietzsches verschreibt und durch das man sich im wahrsten Sinne des Wortes durcharbeiten muss. Man stößt in dem Buch auf so viele wichtige Sätze, die sehr viel Zeit und Raum brauchen. Wie bringt man diese Informationsgewalt in einem Film unter?

Jannik:
Das Buch ist eigentlich nicht verfilmbar, nicht nur wegen der besonderen Sprache und der vielen schwerwiegenden Nietzsche-Sätze. Das Thema ist einfach ziemlich heikel, schließlich geht es um das Ziel des 18jährigen Alev, Macht über andere Menschen auszuüben und sie zu kontrollieren. Er ist fest davon überzeugt, dass alle Menschen manipulierbar sind, wenn man nur die entsprechenden Weichen stellt und an den entscheidenden Rädchen dreht. Es geht ihm nicht um Gut oder Böse, sondern um die Logik der Dinge – das ist seine sogenannte Spieltheorie.
Alev ist gerade erst auf eine neue Schule gewechselt, wo er sich prompt neue Opfer sucht: So stiftet er seine Mitschülerin Ada dazu an, den Sportlehrer Smutek zu verführen – und Ada gibt sich aus Liebe zu Alev diesem perfiden Plan hin.
Als ich das Buch im Rahmen der Castingvorbereitungen zum ersten Mal gelesen hatte, dachte ich nur: Ach du heilige Nuss, wie soll ich das bloß spielen, wenn ich die Rolle bekomme? Und wie bringe ich das meinen Eltern bei, was ich da mache? Ich habe im echten Leben noch nie einen Menschen kennengelernt, der ansatzweise so wäre wie Alev.

Rückblickend kann ich sagen: Es gab für mich noch nie eine so große Herausforderung wie „Spieltrieb“.

Jonas:
Die Frage ist ja, ob es überhaupt einen Menschen gibt, der so ist wie Alev.

Jannik:
Ich weiß es nicht. Jedenfalls kann ich es mir nicht vorstellen. Selbst einer so fiesen Figur wie der des Henry aus „Homevideo“ ist man ja irgendwann schon einmal in seinem Leben begegnet oder hat von ihr gehört.

Alev unterscheidet sich dagegen von allem, was ich bisher kannte – alleine schon durch seine Sprache. Eigentlich redet er nie „normal“, sondern nur in bedeutungsschweren Sätzen und Zitaten. Das zieht sich konstant durch das gesamte Drehbuch und somit auch durch den kompletten Film.
Bevor die Dreharbeiten losgingen, hatte ich absolut keine Ahnung, wie ich um Himmels Willen diese Texte über die Lippen bekommen soll, sodass es für das Publikum glaubhaft ist.
Und selbst während der Dreharbeiten haben wir uns manchmal gedacht: Ob das alles in allem so funktioniert? Ich hatte anfangs echt ziemlich Muffensausen, aber letztendlich hat es doch geklappt. Rückblickend kann ich sagen: Es gab für mich noch nie eine so große Herausforderung wie „Spieltrieb“.

Jonas:
Wie ist es euch gelungen, die 600 Seiten und rund zwei Jahre erzählte Zeit des Romans in 90 Minuten Film zu packen?

Jannik:
Man muss den Film als ein eigenes Werk betrachten: Um das Wesentliche dieses 600-Seiten-Buchs in einem 90-Minuten-Film unterbringen zu können, ließ man beispielsweise Alev direkt in der ersten Filmszene auftreten, obwohl er im Roman erst viel später und nach einer erzählten Zeit von etwa einem Jahr die Bühne betritt. Man wollte die Handlung der 90 Filmminuten konsequent auf das Dreieck Alev, Ada und Smutek maßschneidern. Daher wurde etwa die Hälfte aller Roman-Figuren gestrichen. Und während man beispielsweise auf der einen Seite Personen wie Alevs Eltern oder seine Zimmergenossen im Internat stärker beleuchten musste, fielen dafür auf der anderen Seite Rollen raus, die im Buch hauptsächlich die Figur der Ada berühren und somit für die Dreiecksbeziehung Alev-Ada-Smutek keine unmittelbare Bedeutung haben.

Jonas:
Wie hast du dich dem Drehbuch genähert und dich auf diese komplexe Rolle vorbereitet?

Jannik:
Ich habe das Drehbuch schlicht und einfach auswendig gelernt, weil es mir sonst nicht möglich gewesen wäre, diese schwerwiegenden Sätze so zu sprechen, als wären sie normale Alltagssprache.
Außerdem war es sehr hilfreich, dass im Drehbuch die einzelnen Seiten nur auf der Vorderseite bedruckt waren. Wenn ich es also aufgeschlagen habe, gab es zwei Hälften: Der rechte Teil war beschriftet, der linke dagegen frei. Dort konnte ich meine Anmerkungen und Analysen zu jedem einzelnen Satz meiner Rolle aufkritzeln.
Davor musste ich aber erst einmal Nietzsche verstehen und mich mit seinen Theorien auseinandersetzen, sonst wäre es mir wahrscheinlich nicht gelungen, Alevs Sätze so umfangreich zu analysieren und für mich persönlich zu deuten. Ohne Nietzsche hätte ich Alev nicht verstanden.
Das ist ja auch überhaupt das Abgefahrene an der Schauspielerei: Dass man sich durch die Vorbereitung auf Rollen mit Themen auseinandersetzt, mit denen zumindest ich mich eher nicht mal so eben auseinandergesetzt hätte oder mich in absehbarer Zeit detailliert befassen würde.

Jonas:
Ist Nietzsche etwas, das sich in dir manifestiert hat und über die Rolle hinaus präsent geblieben ist?

Jannik:
Natürlich entwickelt man sich durch die Auseinandersetzung mit einer solchen Problematik auch intellektuell ein Stückchen weiter und nimmt das über die Rolle hinaus für sein Leben mit, trotzdem muss man zu den Gedanken und Vorstellungen Alevs eine klare Grenze ziehen. Alev und ich, wir beide haben nichts gemeinsam.

Jonas:
Hattest du denn mit Alev etwas gemeinsam, als du die Rolle gespielt hast?

Jannik:
Ich würde sagen, dass ich Alev war.

Wenn ich morgens in den Anzug geschlüpft bin, war ich plötzlich nicht mehr Jannik.

Jonas:
War es für dich schwierig, dich von dieser Rolle wieder zu trennen, mit der du so verwachsen warst?

Jannik:
Ehrlich gesagt hat mir das Kostüm ziemlich dabei geholfen, die Rolle wieder loszuwerden. Wie im Buch fällt Alev auch im Film durch seine teure und exzentrische Kleidung auf, durch die er sich von seinen Klassenkameraden in krasser Weise unterscheidet: Er trägt Designeranzug, spitze Lederschuhe und Burberry-Mantel.
Wenn ich morgens in den Anzug geschlüpft bin, war ich plötzlich nicht mehr Jannik. Als wäre plötzlich ein Hebel umgelegt worden, dachte ich wie Alev, bewegte mich wie Alev, redete wie Alev. Und umgekehrt konnte ich abends wieder Jannik sein, wenn ich den Anzug abgestreift habe.

Jonas:
Hattest du nicht die Befürchtung, dass das tiefe Eintauchen in diese Rolle dein eigenes Wertesystem beeinflussen könnte?

Jannik:
Nein, ganz im Gegenteil. Ich würde sagen, dass ich durch „Spieltrieb“ eine gewisse Wachsamkeit entwickelt habe. Es werden einem viele Dinge klarer, vor allem in Bezug auf das menschliche Handeln und die Gefahr der Manipulierbarkeit.

Jonas:
Hast Du bei der Analyse deiner Rolle versucht herauszufinden, wie Alev überhaupt zu dem Menschen werden konnte, der er ist?

Jannik:
Naja, Alev ist ein eiskalter Mensch, der nichts für die Gefühle anderer übrig hat und selbst auch keine Emotionen zulässt – bis auf wenige Momente. Und in genau diesen wenigen Momenten scheint er mit seinen Gefühlen total überfordert zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass in seiner Kindheit irgendetwas Schlimmes passiert sein muss, das dafür verantwortlich ist.
Im Buch wie im Film bleibt dieser Aspekt aber absolut offen. Daher muss sich jeder Zuschauer ein eigenes Bild machen und für sich selbst eine mögliche Erklärung finden. Mir jedenfalls hat es sehr geholfen, zu Alev eine fiktive Biographie anzulegen, durch die ich halbwegs nachvollziehen konnte, warum dieser Mensch so ist, wie er ist.

Jonas:
Wie werden deiner Meinung nach die Zuschauer auf „Spieltrieb“ reagieren?

Jannik:
Ich glaube, dass dieser Film sehr provozieren wird. Es gibt viele beklemmende, traurige und teils schockierende Szenen, bei denen ich mir vorstellen kann, dass die Zuschauer großen Schmerz empfinden werden.
Wenn das passieren würde, wäre ich sehr zufrieden – denn dann wüsste ich, dass ich als Schauspieler funktioniert hätte. Einige der Szenen sind so sogar so abstoßend, dass den Zuschauern gar nichts anderes übrig bleiben wird als mich zu hassen. Das wäre großartig, denn dann hätte ich als Schauspieler wirklich gewonnen.

Überwältigt vom Farb- und Lichtermeer des Times Square setzen wir unsere kleine Reise durch Manhattan fort und laufen einige Zeit den Broadway entlang Richtung Süden. Irgendwie brauchen wir mehr Luft, mehr Freiheit, mehr Sonne: Hier in den tiefen Häuserschluchten verirrt sich einfach zu wenig natürliches Licht auf den Boden. Am Herald Square entscheiden wir uns daher kurzerhand, in die U-Bahn zu steigen und downtown zu fahren. Und so geht es im F-Train ruppig, aber zügig unter dem East River hindurch nach Brooklyn.

In der U-Bahn sitzen wir uns schweigend gegenüber, schauen einander an, beobachten andere.

Während Janniks hellblauen Augen durch den Wagon wandern und unauffällig die nähere Umgebung abtasten, hüllen die schummrigen Deckenleuchten und das matte Metall der Wandverkleidung den Innenraum in zartes Gold.

Der F-Train hat mittlerweile den East River passiert und ruckelt an der York Street ein. Wir finden, dass wir genug Zeit im Untergrund verbracht haben, verlassen die U-Bahn und streben Richtung Ausgang.

Kaum sind wir die Treppen hinaufgestiegen, begrüßt uns die hohe Mittagssonne mit ihrem grellsten Weiß.

Wir schauen uns um: Das also ist Brooklyn. Irgendwie schön hier, alles wirkt so ruhig und beschaulich. Zufrieden schlendern wir zum Brooklyn Bridge Park, lassen uns auf einer großen Wiese nieder und bestaunen die Skyline von Manhattan, die direkt vor unseren Füßen liegt.

Jonas:
Am 15. September wirst du im Berliner Tatort zu sehen sein, wo Du einen jugendlichen U-Bahn-Schläger spielst, der verdächtigt wird, eine Person zu Tode geprügelt zu haben – ebenfalls eine Rolle, die die Zuschauer eher hassen als lieben werden.

Jannik:
Ja, das stimmt. Dieser Tatort basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem Jahr 2009. Am Münchener S-Bahnhof Solln wurde der 50-jährige Familienvater Dominik Brunner ermordet, weil er einige Schüler vor jugendlichen Schlägern beschützen wollte. Im Berliner Tatort, den wir vor kurzem abgedreht haben, ist die Handlung aber etwas abgewandelt. Trotzdem geht es um Zivilcourage und die Tatsache, dass die Leute eher wegsehen als eingreifen.
Ich bin total dankbar, dass ich diese Rolle spielen durfte. Ich mag es einfach, wenn ich Charaktere darstellen kann, die meilenweit entfernt sind von meiner eigenen Persönlichkeit. Ich übernehme zwar auch ganz gerne mal eine Rolle, in der ich der Schwarm der Schule bin und mich alle lieben, aber das andere ist für mich doch irgendwie eine größere Herausforderung.

Jonas:
Wie verlief der Dreh?

Jannik:
Der Dreh war in zweierlei Hinsicht eine außergewöhnliche Erfahrung. Zum einen hatte ich während der gesamten Produktion mit einem richtig starken grippalen Infekt zu kämpfen, weshalb ich mich immer noch wundere, wie ich diesen Dreh überstehen konnte. Zum anderen war es aber natürlich trotzdem toll, mit Dominic Raacke und Boris Aljinovic zu drehen. Der Tatort ist ja eine solche Institution im deutschen Fernsehen, dass man anfangs dachte, man würde tatsächlich vor den Kommissaren Ritter und Stark stehen.
Daher war ich im ersten Moment schon ein wenig eingeschüchtert, was sich aber nach kurzer Zeit gelegt hat. Es macht sehr viel Spaß, mit den beiden zu drehen und zu arbeiten.

Jonas:
Du beginnst gerade mit den Vorbereitungen für deine Rolle im Film „LENALOVE“, bei dem Grimme-Preisträger Florian Gaag Regie führen wird. Dieser Film stellt ebenfalls einen starken Bezug zur Realität her – worum geht es genau?

Jannik:
Der Titel „LENALOVE“ bezieht sich auf den Nickname der jugendlichen Lena, die im Chat gemobbt wird und daraufhin flieht. Ich spiele den 18-jährigen Tim, der der große Schwarm von Lena ist und sie am Ende rettet. „LENALOVE“ ist interessanterweise der erste Kinofilm, der sich dem Thema Cybermobbing widmet. Die Dreharbeiten dazu beginnen im Oktober.

Jonas:
Da spielst du aber ausnahmsweise mal keinen Bösewicht…

Jannik:
Nein. Tim ist zwar auch nicht der nette Junge von nebenan, immerhin vertickt er Drogen und wohnt im Heim. Aber er ist auch keine Figur, die irgendwelche Menschen umbringt. Diese Rolle ist wieder etwas komplett anderes, auch was die Vorbereitung angeht. Zwar werde ich auch wie sonst auf die Straßen gehen und nach bestimmten Menschentypen schauen, aber diesmal wohl nach ganz anderen Charakteren. Darauf freue ich mich sehr.

Der Mittag ist ein gutes Stück älter geworden, die Sonne steht tiefer. Wir machen uns wieder auf den Weg zurück nach Manhattan, denn es zieht uns ins Greenwich Village – jener Gegend, in der Jannik sich so gerne verliert und fallen lässt. Wir wandern also die Promenade der Brooklyn Heights entlang und steigen an der High Street in den A-Train, der uns an der 14 Street ausspuckt.

Es Zeit ist für einen großen Americano. Und so betreten wir einen kleinen Coffeeshop am Jackson Square Park, wo wir uns an den großen Fenstern des Cafés niederlassen.

Janniks Augen tasten schon wieder ihre Umgebung ab, unauffällig wandern sie durch das kleine Café. Für einen Moment verharren sie bei einem Gast, ziehen nach wenigen Sekunden zum nächsten weiter und verlieren sich irgendwann im bunten Treiben auf der anderen Fensterseite des Coffeeshops.

Jonas:
Ist das Beobachten von Menschen grundsätzlich Teil deiner Vorbereitung auf Rollen?

Jannik:
Ja, allerdings ist es mir als Schauspieler wichtig, nicht einfach das Verhalten anderer Menschen zu kopieren, sondern eher ihre Gestik und Mimik in bestimmten Situationen zu studieren. Vor allem wenn sie sich unbeobachtet fühlen, offenbaren sich die interessantesten Details, z.B. wenn jemand im Café sitzt, liest und sich am Kopf kratzt. Und diese Details sind es, nach denen ich suche.

Jonas:
Sind diese Details in New York andere als in Berlin?

Jannik:
Ne, in New York ist alles nur etwas schneller und wirkt wie vorgespult. Alles ist irgendwie wie mal zwei. Aber davon abgesehen funktionieren Menschen in bestimmten Dingen auf der ganzen Welt mehr oder weniger gleich.

Jonas:
Welche Erkenntnisse bringst du außerdem aus New York mit, wenn du in wenigen Tagen wieder nach Berlin zurückfliegst?

Jannik:
Ich war jetzt vier Wochen hier, das ist eine irrsinnig lange Zeit. Ich habe das Gefühl, in diesen Wochen wieder ein Stückchen gewachsen zu sein in meinem Leben und finde es total schön, dass mein Reise-Stickeralbum um einige Andenken reicher geworden ist.
Letztes Jahr war ich noch als Tourist hier und bin in acht Tagen von Freiheitsstatue zu Empire State Building gehetzt. Jetzt jogge ich morgens durch den Central Park, schlendere durch die Gassen im Village und sauge die Häuserschluchten in mich auf – wie ein echter New Yorker. So fühlt es sich zumindest an. Und dabei ist der „places to be before you die“-Schatz in meinem Kopf wieder ein Stück größer geworden.

Mich begleiten immer die Gedanken an meine Freunde und die Gewissheit, sie alle wiederzusehen, wenn ich nachhause komme.

Jonas:
Gab es ein Andenken an Berlin, das du mit nach New York gebracht hast?

Jannik:
Es ist eigentlich egal, wohin ich reise: Mich begleiten immer die Gedanken an meine Freunde und die Gewissheit, sie alle wiederzusehen, wenn ich nachhause komme.

Jonas:
Erinnerst du dich noch an den Moment, als deine Agentin dich vor vielen Jahren durch Zufall in einer Tankstelle entdeckt und angesprochen hat?

Jannik:
Ja, das habe ich noch sehr deutlich vor Augen.

Ich glaube nicht an Zufälle. Alles, was im Leben passiert, hat irgendeinen Sinn und Zweck.

Jonas:
Hast du dich jemals gefragt, wie dein Leben wohl verlaufen wäre, wenn es diesen Zufall nicht gegen hätte?

Jannik:
Ich glaube nicht an Zufälle. Alles, was im Leben passiert, hat irgendeinen Sinn und Zweck. Sogar die kleinsten Kleinigkeiten haben eine Bedeutung und lassen einen wachsen – und darauf kommt es an.

Wir verlassen das kleine Café und steuern den Jackson Square Park auf der anderen Seite der Straße an. Nachdem wir dort einige Portraits geschossen haben, packen wir unser Equipment zusammen und winken ein vorbeifahrendes Taxi herbei.

Wir wollen den Tag im Central Park ausklingen lassen, jener grünen Lunge, die New York vor dem Ersticken bewahrt.

Und so liegen wir irgendwann einfach da und atmen tief die Luft der großen Stadt ein, die so friedlich vor uns liegt. Oder wir vor ihr.

Wir beobachten, wie das sanfte Licht des New Yorker Abends allmählich den Central Park in das gleiche zarte Gold hüllt, das uns mittags in der U-Bahn begegnet ist.

Jannik schweigt und richtet seinen Blick auf die imposante Skyline. Vergnügt lässt er seine strahlend blauen Augen von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer tanzen. Als sie den höchsten Punkt erreichen, ziehen sich die Mundwinkel des jungen Schauspielers weit nach oben – genau wie damals an jenem Nachmittag im Mai 2011.

Als es regnete und er das Grau besiegt hat.

Nur mit einem Lächeln.


Philipp Bloch

Submission — Philipp Bloch

Das Fenster

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Foto: Philipp Bloch

Der Anblick eines Andenkens lässt uns alle an etwas denken. Viele Menschen kaufen, verschenken oder erben Andenken, die an einen besonderen Moment oder eine geliebte Person erinnern sollen.

Ich dagegen bin anders. Ich bin gut im Wegschmeißen. Im Wegschmeißen von Dingen, die mich ständig dazu bringen, an das Vergangene zu denken. An schöne Momente, die – genau so – niemals wiederkommen werden. An Menschen, die es so nie wieder in meiner Gegenwart geben wird.

Ich kann mich nicht an alte Tage klammern. Das wäre falsch gegenüber meiner inneren Zuversicht. Es wäre Melancholie. Dieser anlastende Zustand macht mich nicht glücklich. Nein, er erdrückt mich.

Der Anblick eines Andenkens macht mich schwach. Er sagt meiner Seele: „Das war schön damals. Das wird so nie wieder passieren.“

An alte Zeiten denken, um sich darin verlieren zu können, lässt meine Seele leiden. Aber ich bin Optimist, ich will leben. In meinem Fokus steht die Hoffnung. Ich will sagen: „Es kommt wie es kommt. Lass es kommen.“ Das macht mich neugierig. Das macht mein Leben so lebenswert. Wie eine rasante Autofahrt, bei der hinter jeder Kurve etwas anderes auf mich wartet – eine Herausforderung, ein nicht vorhersehbares Hindernis. Genau an das möchte ich denken. Das ist mein Andenken. Der Gedanke an eine wunderbare Zukunft, der Gedanke an das Leben.

Und trotz meiner Lust am Wegschmeißen besitze ich Andenken. Vielleicht weil ich ein ganz normaler Mensch bin, vielleicht weil ich die Melancholie doch brauche.

Ich besitze aber nichts Großes. Vielmehr Bilder, Fotos, Motive. Das sind meine Andenken. Ein Ausschnitt aus einer vergangen Zeit, die so zwar nie mehr wieder kommt, aber die ein Fenster widerspiegelt, durch das ich kurz einmal durchschauen kann, um mich zu erinnern.

Falls ich jemals vergessen werde, wie es war, was dort war, wo ich war.


Jonathan Kluth

Submission — Jonathan Kluth

Schöner Morgen

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text: Jonathan Kluth, Foto: Roberto Brundo

Die Stadt ist wie ein Spiegel, in den man jeden Tag schauen muss. So lange ich da bin, erzählen mir die quadratischen Backsteine abgekühlte und brennende Geschichten über meine Seele.

Einmal im Jahr, wenn der Jungbusch blüht, kriecht die Hitze guter Freunde, der Schweiß und der Geruch von Bier und Zigaretten in die Klamotten und setzt sich fest.

Lieb mich und akzeptier mich. Eine Selbstaufgabe hat immer die Folge der noch höheren Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation.

Wenn ich an die Zeit in Mannheim denke, werde ich kühl und unruhig, gleichzeitig emotional und nostalgisch. All die Jahre haben meine Geigensaiten gehalten, das raue Pferdehaar und Kolophonium haben sie überstanden, Sonne und Regen, viele Winter und Sommer. Ein Jahr ist es her, dass ich nach Berlin gezogen bin. Ich öffne den Koffer meiner Violine und stelle fest, dass eine Saite gerissen ist. Wenn Dinge sich auflösen, werden sie woanders zu etwas Neuem.

Ich höre „Starwars“ von Pohlmann und trällere „Train yourself to let go…“. Es ist ein schöner Morgen.


Anja Balssat

Submission — Anja Balssat

Die Sekunde

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Foto: Anja Balssat

Ich weiß nicht.
Wer alles bestimmt.
Wem was gehört.
Was mir gehört.

Aber ich habe einen Platz.
Einen Platz.
Auf dem ich sitzen darf.
Ein Stein.
Ein Stein unter einem Baum.
Ein Baum.
Dessen Geäst grüngesiebte Lichter bricht.
Von wohlwollenden Wolken umsäumt.

In diesem Moment gehört mir eine Sekunde.
Eine Sekunde.
Voll Licht.
Eine Sekunde.
Für mich.

Nun gehört mir ein Stein.
Er ist mein Thron.
Mir gehört ein Baum.
Der mir ein Sombrero sein will.
Er dient mir.
In der Sekunde meines Besitzes.
Die wohlwollenden Wolkentupfen.
Akzentuieren den Moment.
Der mir gehört.
Mir Sitzenden.
Unter einem Baum.

Umgeben von schillernden Lichtern.
Bin ich unendlich reich.
Für immer gehört sie mir.
Die Sekunde.


Jasmin Liebetrau

Submission — Jasmin Liebetrau

Souvenir-Sammlung

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text: Jasmin Liebetrau, Foto: Maximilian König

Ein Menschenleben stelle ich mir als eine große Collage von Momenten vor. Besondere Momente passieren einfach und werden irgendwann zu Erinnerungen. Zeit spielt dabei eine große Rolle.

Es kann ein Jahr, ein Monat, ein Tag oder nur ein einziger Augenblick sein, den ich als bloße, gedankliche Erinnerung in meinem Kopf festhalten kann.

Mit kleinen Objekten und Dingen jedoch gebe ich persönlichen Erlebnissen eine sichtbare Form. Steine, Holzstücke, Miniaturen oder Figuren, bewahren für mich symbolisch das Andenken an einen bestimmten Ort, ein wichtiges Ereignis und diese Zeit.

Jedes Souvenir ist zugleich auch ein wertvolles Fundstück, das in selbstgebauten Holzkästchen seinen Platz findet und meinen Erinnerungen zu einer besonderen Kollektion werden lässt.


Ina & Sander Jain

Submission — Ina & Sander Jain

Fliegende Fische / Andenken gegenüber

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Texte: Ina & Sander Jain, Foto: Sander Jain

Fliegende Fische

wir bringen fischen das fliegen bei

pinsel aus sternscherben rahmen wir welt
gebrannte kinder spucken kein feuer
wir schmelzen gleichzeit im werdewachs
warum wir
lichttropfen halten am feuerglas

wenn es dunkel bleibt
falte die nacht
wandler verglühen im werdegang
du bist nicht allein

im flachland keimt licht
alle farben weiß knüpfen die netzhaut
es schneit auf der lichtung aus glas
lichter irren nicht
wir sehen uns wieder

fliege mit fischen
sie kennen den weg

 

Andenken gegenüber

S: 🙂

I: 🙂 Was bringt Dich zum Lachen?

S: Die Realität ist lustig an sich. Wenn ich es schaffe, die Dinge für das zu sehen, was sie sind, dann muss ich einfach schmunzeln.

I: Und jetzt?

S: Frage oder Antwort?

I: Frage.

S: Antwort?

I: Wohin gehst Du?

S: Ich gehe immer weiter zu mir selbst.

I: Woran orientierst Du Dich?

S: Ich folge bewusst und unbewusst meinem Herzen, indem ich mich von meinen Träumen leiten lasse und dem stelle oder ausweiche, was mich quält. Ich laufe mir selbst entgegen.
Ich brauche das Gefühl zu wachsen und niemals damit aufzuhören. Mich inspiriert unendliches Werden.
I: Im Fluss oder auf der Flucht?

S: Mein Ideal ist, mit dem Weg zu fließen, mein Weg zu sein, in und mit jedem Moment. Aber oft bleibe ich hängen und habe das Gefühl, alles rauscht vorbei. Es ist ein Wechselspiel, durch das ich mir immer bewusster werde. Mein Weg ist die einzige Zuflucht, die einzige Orientierung.

I: Was bedeutet Ruhe für Dich?

S: Wenn ich es schaffe, zu sein und keine Gedanken und Erwartungen zu kreieren, die mich vom Wesentlichen ablenken würden. Zu viele Gedanken und Erwartungen verstellen die klare Sicht. Im inneren Frieden fühle ich mich lebendig, erfahre mich als liebender Mensch – bin im Fluss.

I: Momente der Ruhe?

S: Ich habe selten Ruhe. Aber ein Moment der Ruhe ist, wenn ich in der Präsenz eines Menschen bin, den ich liebe und einfach nur sein kann. Oder wenn ich draußen in der Wildnis von Natur umgeben bin und die Elemente spüre, mich selbst erfahre. Das inspiriert und heilt mich. Und Meditation ist ein Werkzeug für mich, um auch ganz bewusst zu mir zu kommen, wenn ich mich mal verlassen habe. Und für Dich?

I: Ich glaube, ich habe gar keine so große Sehnsucht nach Ruhe.
Mir macht Ruhe oft Angst. Sie ist für mich mit Stillstand verbunden. Momente der inneren Ruhe sind oft Momente, die außen gar nicht ruhig sind. Ein schöner Moment mit jemandem, in dem ich ausgelassen bin, lache, spiele, dann fühle ich mich innerlich ruhig, weil er erfüllt ist. Neben einem Pferd herzugehen und zu merken, dass der Takt stimmt, das Meer anzusehen… Auch da stellt sich Ruhe ein.

S: Ruhe ist wohl oft mehr Sein als Denken.

I: Was ist ein Andenken für Dich?

S: Es ist etwas, das mich an mich selbst erinnern kann, an bewusst erlebte Momente meines Weges; an Elemente, die Teil von mir geworden sind. Es ist sozusagen ein Tool, mit dem ich Zugang Momenten finde, die mit Sinn gefüllt sind/waren. Ein Andenken soll mich fühlen lassen. Man nimmt aus vielen wahren Momenten Souvenirs mit, aus der Angst heraus, dass die Momente vergehen oder vielleicht auch weil man sie nicht ganz bewusst erlebt hat. Dabei sind wir eigentlich unser eigenes Andenken, denn die Erfahrung selbst ist das Souvenir. Sie ist Teil von einem, hat einen zu dem gemacht, was man gerade ist.
Auch wenn ich die Idee von materiellen Andenken romantisch finde, fällt es mir selber manchmal schwer, sie anzunehmen, weil ich weiß, dass eigentlich das Selbst sein bestes Andenken ist. Dem sollte man vertrauen. Andenken an angenehme Erlebnisse können mir Hoffnung und Vorfreude auf weitere bewusste Momente machen. Menschen können einander Andenken an sich selbst sein. Bestenfalls erinnert man jemanden durch sein eigenes Sein an sich selbst und umgekehrt.

I: Andenken sind eine Erinnerung an die Zukunft… Zukunft oder Vergangenheit?

S: Zukunft. Und die Zukunft ist das Jetzt. Zeit ist eine Illusion für mich, die nur Relevanz hat, wenn ich nicht im Moment bin. Alles was ich mir wünsche zu finden, liegt Hier und Jetzt. Meine Zukunft ist das Jetzt. Mich an Träumen zu orientieren, mir der vollen Realität des Jetzt bewusst zu werden.

I: Was träumst Du?

S: Alles. Momente. Ich glaube, man kann nur Momente träumen.

I: Das ist die Schönheit von Träumen.

S: Konkrete Träume sind aber auch der Hintergrund, auf dem ich im Jetzt bleibe, um genau dort anzukommen. Und wenn ich es schaffe, einen Moment hier und jetzt zu träumen, dann wird er auch real werden, weil ich schon den ersten Schritt damit getan habe. Irgendwann finde ich mich dann in meinem eigenen Traumbild wieder und erkenne, dass ich sehend dahin gereist bin.

I: Kann man Träume abbilden?

S: Ich schöpfe Träume aus dem Hier und Jetzt und versuche sie in Momentaufnahmen einzufangen. Deshalb fotografiere ich. Diese sind dann meine Andenken an mich selbst und können mich und hoffentlich auch viele andere wiederum inspirieren und zum Träumen anregen. Hast Du einen konkreten Traum?

I: Der Traum wandelt sich mit mir in jedem Moment.
Ich habe ein Gefühl dafür, wie sich Träume anfühlen aber selten eine konkrete Vision. Vielleicht mal mit einem Auto einfach nur unterwegs sein und da anhalten können, wo ich möchte, mal mit den wichtigsten Menschen zusammen in einer Community leben. Mal auch einfach nur in meinem Bett liegen, geborgen sein. Die Träume sind ganz abhängig vom Moment… Träume sind alles für mich, und meine Antwort darauf wirkt so banal. Eigentlich kann die Antwort auf die Frage gar nicht spektakulär genug sein. So wichtig fühlt es sich für mich an, zu träumen.

S: Du fühlst also, dass die Realität ein Traum ist…

I: Realität und Traum gehören für mich untrennbar zusammen und inspirieren sich.
Was inspiriert Dich?

S: Wahre Momente. Etwas ganz Neues, etwas wirklich Authentisches und Zauberhaftes kann für mich nur aus dem puren Moment entstehen. Im Moment liegt die magische Möglichkeit alles durch nichts und nichts durch alles zu finden, weil ich dort die größte Freiheit und Unvoreingenommenheit habe. Wollte ich beispielsweise ein Fisch werden, dann dürfte ich mich noch nicht einmal über meinen Körper definieren 🙂
Bestenfalls schafft man es, das pure Bewusstsein zu sein. Nichts zu versuchen und alles zuzulassen. Dann zeigt sich die Magie im Moment. Und wenn nicht, dann ist man gerade in Gedanken. Woran denkst Du?

I: Meistens an den nächsten Schritt.
Ich gehe mit den Gedanken nicht zu weit in die Zukunft, weil ich nicht glaube, dass man den Weg durch Denken alleine finden kann. Und ein Stück weit sind meine Gedanken immer bei den Menschen, die mir wichtig sind. Schön sind die Momente, in denen ich träume, abschweife – in die Welten in mir. Das sind die Welten, aus denen heraus ich schreibe. In ihnen fühle ich mich zu Hause.

S: Oft sind wir uns nicht bewusst, dass wir selber unser größtes Rätsel sind. Das mag ich am kreativen Arbeiten. Du erkundest Dich selbst und kommunizierst mit anderen.

I: Deshalb ist es so faszinierend,
wenn ich mich in einem Kunstwerk wiederfinde, weil ich dadurch an mich selbst erinnert werde. Das ist oft ganz unerwartet. Es ist genauso besonders, mich in dem zu sehen, was ich selber schreibe, wie mich in Kunst anderer wiederzusehen. Das finde ich oft sogar noch magischer.

S: Für mich ist eine künstlerische Arbeit dann besonders, wenn sie die Offenheit besitzt, als Schlüssel zum Träumen zu dienen. Erst der Betrachter macht sie vollkommen, real, zu einem lebendigen Andenken, indem er sie mit sich selbst füllt.


Lukas Leister

Submission — Lukas Leister

Ein halbes Jahr

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text: Lukas Leister, Foto: www.beat-eisele.com

Der schwarze Fleck, da wolle er keine beschönigende Umschweife machen, sei ein haselnussgroßer Tumor mitten im Stammhirn. Dr. Larsson tippte mit seinem Mittelfinger unerträglich souverän auf dem Ausdruck der Röntgenaufnahme herum. Es hatte mich schon immer gestört, wenn Leute anstatt des Zeigefingers, der seine zeigende Funktion ja nicht offensichtlicher im Namen tragen könnte, den Mittelfinger zum Deuten benutzten. Dass es dann letzten Endes Larssons souveräner Mittelfinger sein musste, der mir das attestierte, was ich die letzten Tage befürchtete, war wie ein finaler Tritt in sowieso schon angebrochene Rippen.

Überhaupt wirkte alles an Larsson so unangenehm gefestigt und sicher. Seine klare, tiefe Stimme, seine kerzengerade Haltung und das markante Gesicht machten ihn zu dem, was man im Groben und Ganzen als genaues Gegenteil von mir bezeichnen kann.

Es täte ihm leid sagte er, während er wie einstudiert seine Hand mit tröstender Absicht auf meiner knorrigen Schulter parkte.
Doch trösten konnte er mich nicht und wollte ich mich auch nicht lassen.

Stattdessen schien mir seine Hand wie ein heißes Bügeleisen, das sich langsam seinen Weg durch meine Jacke, meinen Pullover und meine Haut brannte. Erschrocken von der Hitze, die sich plötzlich in meinem Körper ausbreitete, schubste ich seine Hand ungewollt grob von mir.

Davon unbeeindruckt schaute mir Dr. Larsson, der wohl auf eine Reaktion von mir wartete, mit einem starrem Blick in die Augen. Genau wie ich rechnete er wohl damit, dass ich jeden Moment in Tränen aus- und dann zusammenbrechen würde. Doch irgendwie schaffte ich es ruhig zu bleiben, nichts zu sagen und regungslos dazustehen, für eine – vielleicht auch zwei – Minuten.

Meine vermeintliche Gefasstheit ließ augenscheinlich auch den Arzt zumindest für einen kurzen Moment stutzen und verstummen, was mir für einen noch viel kürzen Moment ein beinahe befriedigendes Gefühl gab, mein Gegenüber aus seiner Routine gerissen zu haben.

Dass ich schon die letzten zwei Tage abwechselnd geweint, geschrien, nichts gegessen und wenig geschlafen hatte, konnte er nicht wissen und ich hätte den Teufel getan und es ihm erzählt.

„Wie lange?“, war das Erste was ich dann mit doch peinlich zittriger Stimme über die Lippen brachte – das hatte ich mir zurechtgelegt. In Arztserien schafft das Stellen dieser Frage für gewöhnlich einen dramatisch anmutenden Pathos. In meiner Situation war es nicht pathetisch und wenn überhaupt mutete es erbärmlich an. Indessen bot es der Souveränität Larssons Gelegenheit, sich in voller Pracht zurückzumelden.
Das könne er nicht sagen, da müsse man erst genauere Tests durchführen, es wäre mir nur nahezulegen, auch wenn er sicherlich leicht reden hätte, nicht den Kopf in den Sand zu ste… „Wie lange?“, unterbrach ich ihn. Larsson hielt inne.

Drei, vier Monate, wenn man sofort mit der Behandlung beginne und die Medikamente anschlügen, vielleicht auch ein halbes Jahr. Man könne mich heute noch aufnehmen, er würde sich persönlich darum kümmern.
Ob ich schon gepackt hätte, fragte er mich. „Nein.“, sagte ich und nickte trotzdem zustimmend, dass
das wohl das Nächste sei, was zu tun wäre.

Draußen vor der Klinik schien die Sonne. Ich schaute auf meine Uhr. Es war März, der zweiundzwanzigste, Mittagszeit. Larsson hatte recht, ich musste packen. In drei Stunden ging mein Flieger.

Ich nahm mein Notizbuch aus der Tasche und schlug den Jahreskalender auf der dritten Seite auf.

Ein halbes Jahr im besten Fall, dann wäre es September und bald Herbst.


Sarah Neuendorf

Submission — Sarah Neuendorf

Ein Stück von mir

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Illustration: Sarah Neuendorf

Kunst ist mein Souvenir.

Wenn ich zeichne, reise ich. Der erste Strich bringt mich auf den Weg in die Welt. Ich reise nicht mit Bahn und Bus – ich reise schneller. Tusche bringt mich zu den Walen, Fineliner in den Schnee der Arktis und das raue Aquarellpapier ist die Haut der Inuit. Aufnehmen und Erleben, hören und sehen, tasten und schmecken und ich kann zurück ohne jedes Souvenir. Aschenbecher in Walfischform, Schlüsselanhänger mit Babyrobbenfell und die Tüte getrockneter Narwalhaut bleiben zurück.

Ich habe andere Andenken.

Illustrationen spiegeln einen Teil des Künstlers wieder, etwas, das tief im Verborgenen liegt. Hat sich in der Arbeit nun Schmerz, Freude, Trauer oder Glück manifestiert, oft bleibt es dem Betrachter auf den ersten Blick verborgen. Öffnet sich der Beobachter, ist er bereit, einzutauchen in das Werk, spürt er die Gefühle, so wird er die Welt des Künstlers bereisen. Oder er erlebt sein eigenes Entdecken und nimmt seinen Teil des Andenkens mit, dass nur ihm gehört.

Für mich enthält jede Arbeit ein Stück von mir und wird als visuelles Andenken an das jeweilige Gefühl bleiben.


Sophie Euler

Submission — Sophie Euler

Santa Monica

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »Mein Souvenir« — Text & Foto: Sophie Euler

Ein Andenken verbinde ich immer mit plastischen Souvenirs aus dem Ausland, die, zurück in der Heimat, meistens ihre Funktion als Staubfänger einwandfrei erfüllen oder ziemlich schnell in der Altkleidersammlung landen, weil sie doch nicht so tragbar und cool sind, wie sie es am Strand von _____ waren. Wäre ich nicht in Los Angeles gewesen, könnte ich diesen Text bereits wieder beenden…

Im März 2009 flogen meine beste Freundin und ich nach Santa Monica, eine Stadt in L.A. County, deren Strand-Pier man vor allem in diversen amerikanischen Fernsehsendungen sehr oft zu sehen bekommt. Anfangs kam mir vieles künstlich vor und ich war irritiert von den vielen Unbekannten, die alle sehr überschwänglich wissen wollten, wie es mir geht. Für mich waren das Gute-Laune-Terroristen, die alle gleichzeitig mit den Waffen der „daily happiness“ Amok liefen. Eine Überforderung für eine grantige Österreicherin wie mich.

An einem sonnigen Tag beschlossen wir, uns Räder auszuborgen und am Strand entlang zu fahren. Für 10 Dollar die Stunde erhielt ich ein amerikanisches Cruiser Bike. Im Nachhinein hätte ich für dieses Vergnügen auch das Doppelte bezahlt: So wie ich mich gefühlt habe, als ich mit ca 10 km/h auf der Strandpromenade entlang gecruist bin, müssen sich Harley Davidson Fahrer mit 200 Sachen auf der Landstraße fühlen (assoziierte ich wahrscheinlich aufgrund des tiefliegenden, großen Sitzes und der breiten Lenkstange, denn außer dem Mitfahrgefühl einer Vespa 50 Speciale, hatte ich keinen Vergleich).

Genau dieses Gefühl wollte ich zu Hause in Berlin auch haben! Unbeschwert, lässig, entspannt. Es war für mich ganz klar, ich musste ein Cruiser Bike kaufen, aber eines, das kalifornischen Sand im Reifenprofil hat, eines mit Charakter!

In der 3rd Promenade klapperte ich alle Fahrradgeschäfte ab. Alle hatten nur Neuware für einige 100 Dollar. Niemand wusste von einem „Second Hand Cruiser“ Shop. Niemand außer Dave! Dave arbeitete bei einer amerikanischen Version von Intersport in der Radabteilung und gab mir den entscheidenden Tipp. Gleich in der Nähe des Piers sei ein Fahrradverleih. Offiziell würden dort keine Räder verkauft, aber ich solle danach fragen und „Grüße von Dave“ bestellen.

Eine Stunde später war ich Besitzerin eines gebrauchten schwarzen Cruiser Bikes mit rosa Felgen und einem Fahrradkörbchen. Kosten: 40 Dollar! Ob Dave was davon abbekam, blieb ein Geheimnis.

Für meinen Rückflug nach Berlin musste ich laut Air New Zealand nur noch eine spezielle „Fahrradtasche“ kaufen. Zurück zu Dave. Er verkaufte mir nicht nur die Spezialtasche, sondern zerlegte mein Fahrrad dafür auch noch in seine Einzelteile. Die Tasche kostete übrigens 54,99 Dollar.

Alles einfacher als ich dachte, aber die Gedanken an die Heimfahrt mit dem Bus vom Berliner Flughafen in meine Wohnung lösten inneren Stress aus. Die Tasche war extrem schwer, sperrig, und ich hatte ja auch noch meinen Koffer dabei…

Ankunft in Berlin-Tegel: Keine schwarze Tasche weit und breit! Alles umsonst? Nach 15 Minuten aufgeregten Nachfragens entpuppte sich die Situation als Glücksfall. Mein Fahrrad steckte in London fest und wurde mir dann einen Tag später von einem Kurier direkt in meine Wohnung im ersten Stock geliefert.
Der Kurier fluchte bei jedem Schritt im Stiegenhaus über die schwere Riesentasche und ich konnte erahnen, was mir erspart geblieben ist!

Ich bin stolz auf mein Andenken, und wenn die Sonne über Berlin scheint, cruise ich los, erinnere mich an den Strand von Santa Monica, frage Fremde im Vorbeifahren nach ihrem Befinden, grüße mit einer lässigen Handbewegung meine langhaarigen, bärtigen Kollegen auf ihren Harleys und fühle mich unbeschreiblich gut!

In eine polizeiliche Fahrradkontrolle sollte ich aber lieber nicht geraten, denn mein Cruiser hat keine Handbremsen. Die würden nur den rosa Lack von den Felgen wetzen. Ich bremse mit Rücktritt, wenn die Kette zur Abwechslung mal nicht rausspringt! Die Lenkstange wackelt etwas und der Sitz quietscht von Jahr zu Jahr mehr, weil die Federn rosten. Bergauf zu fahren fordert sportliche Höchstleistungen, weil es keine Gangschaltung gibt.

Ach ja und bei Regen werde ich extrem nass. Bei Cruisern hat man keine Schutzbleche, weil uncool…


Fábio Miguel Roque

Submission — Fábio Miguel Roque

Wonderful Balance

14. Juli 2013 — MYP No. 11 »My Souvenir« — Text & Photo: Fábio Miguel Roque

Having this opportunity to describe something through text and image as “My Souvenir,” I decided to dedicate this project to my two year old son, Tomé.

I, unlike most people, always doubted that I would one day become a father. Not that I didn’t want to be one, but I always imagined that fate, for some reason, would not give me this opportunity. We have such doubtful and enduring feelings towards several ideas or situations, but I was mistaken.

With great anticipation I waited eight months, although he was born prematurely. I don’t have any experience and knowledge in this field, but like with many situations and experiences, we slowly learned.

There were very many good moments, but some bad ones as well: many feelings of frustration were had, my career stagnated due to shifting priorities and fatigue, which rendered my unable to visit the cinema, or do anything for that matter.

My project could be entirely different, but it is not. The project is my souvenir, representing a wonderful balance that has been maintained over two years. As a father, I have experienced unimaginable and indescribable sensations and emotions during this period of time. And, of course, all that has been temporarily cast aside, such as trips to the cinema and involvement with my career, has been reestablished with a new sense of normalcy and a desire to improve greatly and significantly.