Florian Froschmayer

Interview — Florian Froschmayer

Geduldspiel

Früher musste er die Porno-Ecken der Videothek sauber machen, heute ist er erfolgreicher Tatortregisseur. Wir werfen mit dem Filmemacher Florian Froschmayer einen Blick hinter die Kulissen deutschsprachiger TV-Produktionen und reden mit ihm über sein schwieriges Verhältnis zu seiner Heimat, der Schweiz.

29. November 2015 — MYP N° 19 »Mein Protest« — Interview: Jonas Meyer, Fotos: Steven Lüdtke

Wer schon einmal bei einem Fußballspiel war, der kennt das: Laut geht es bisweilen zu. Und rabiat. Dabei ist das, was auf dem Platz passiert, manchmal gar nicht so richtig spannend. In solchen Fällen lohnt es sich, das Spielfeld außer Acht zu lassen und dafür die Zuschauerränge zu beobachten – denn dort ereignet sich nicht selten das eigentliche Spektakel: Ereiferungen, Diskussionen und Gesangseinlagen potenzieren sich mit Schreien, Pfiffen und Beleidigungen. Das Herz des Fußballfans liegt eben auf der Zunge – ganz egal, in welcher Liga.

Ein Freitagnachmittag Ende August. Seit einigen Minuten stehen wir gemeinsam mit dem Schweizer Regisseur Florian Froschmayer im Inneren des Berliner Olympiastadions. Fußballfans gibt es hier heute keine. Und auch keine Fußballer. Noch nicht einmal der Rasen ist da. Und so schauen wir auf nicht mehr und nicht weniger als ein menschenleeres Stadion – mit exakt 74.649 freien Sitzplätzen.

Zugegeben, es dauert ein wenig, bis wir uns an der mächtigen Kulisse sattgesehen haben, doch dann nutzen wir die Gunst der Stunde und starten unsere ganz persönliche Entdeckungstour. Immer wieder verlassen und betreten wir die Anlage, spazieren durch die luftigen Zugangstunnel, steigen Treppen hinauf und hinunter, laufen in die eine Richtung und dann in eine andere. Als wir nach einer Weile auf der Zuschauertribüne angekommen sind, lassen wir uns auf einigen der dunkelgrauen Klappsitze nieder – es gibt ja genügend Auswahl.

Ein dumpfes Rauschen liegt in der Luft, das sich anhört, als hätte man schallenden Lärm in den Flüstermodus geschaltet. Und so glauben wir für einen Moment, das Getöse von knapp 75.000 Menschen im Ohr zu haben, die hier im Zwei-Wochen-Rythmus die Hertha nach vorne peitschen. Aber das Geräusch entpuppt sich als Phantom – um uns herum ist nichts als Stille.

Doch gerade diese Stille ist es, die hier eine sonderbar angenehme Ästhetik erzeugt. Dabei tut sie nichts anderes, als den vielen Details eine Bühne zu geben, die im Alltag des Stadionbetriebs allzu gerne übersehen werden: die Gedenktafeln im Eingangsbereich zum Beispiel, die davon erzählen, wie und mit welchen Propagandazielen das Berliner Olympiastadion in der dunkelsten Zeit deutscher Geschichte errichtet wurde.

Auf den gegenüberliegenden Rängen sind plötzlich einige Besucher zu sehen, die sich ohne erkennbares Muster von einem Punkt zum nächsten bewegen. Jedes Räuspern ist zu hören, jede Geste wahrnehmbar – es scheint, als hätten diese Menschen gerade unbewusst eine Bühne betreten. Mit uns als ihren Zuschauern.

Florian lehnt sich zurück und schaut interessiert zu. Als er sich nach einigen Augenblicken wieder nach vorne beugt, ist im Hintergrund auf einem der Tribüneneingänge die Zahl 28 zu erkennen. Die 28, da war doch was. Aber darauf kommen wir noch.

Jonas:
Du lebst seit mittlerweile 14 Jahren in Deutschland. Welche Gedanken schießen dir durch den Kopf, wenn du an die Schweiz denkst – das Land, in dem du aufgewachsen bist und die ersten drei Jahrzehnte deines Lebens verbracht hast?

Florian:
Ich persönlich habe im Laufe der Jahre einen eher kritischen Blick auf mein Land entwickelt, gerade die Mecker-Mentalitäten in der Schweiz ärgern mich manchmal sehr – vor allem, wenn ich sie bei mir selbst bemerke. Ich stelle fest, wie zickig ich plötzlich gegenüber meinen Mitmenschen sein kann, wenn ich mal wieder dort bin.
Dennoch ist und bleibt die Schweiz natürlich meine Heimat, mit der ich emotional sehr stark verbunden bin. Hier in Deutschland verhalte ich mich daher auch total patriotisch: Jedes Mal, wenn ich ein Schweizer Autokennzeichen sehe, freue ich mich. Jedes Mal, wenn ich an der Schweizer Botschaft in Mitte vorbeifahre, freue ich mich. Und jedes Mal, wenn ich bei der Hertha einen Schweizer Spieler sehe, freue ich mich.

Jonas:
Wie oft zieht es dich heute noch in die Schweiz?

Florian:
Definiere „oft“. Vielleicht ein- oder zweimal im Jahr für ein paar Tage, um die Familie zu besuchen. Ende letzten Jahres habe ich aber ausnahmsweise mal sechs Wochen am Stück dort verbacht, da wir in Luzern einen Tatort produziert haben. Das war super – in Luzern bin ich vorher nie so richtig gewesen.

Jonas:
Dass du mal als Regisseur arbeiten würdest, dazu gab es bereits in deiner Kindheit eine Art Prophezeihung. Was genau ist damals passiert?

Florian:
Im Alter von sieben oder acht Jahren sollte ich am Kindertheater den Prinzen in „Schneewittchen“ spielen. Bei den Proben sagte ich den anderen Kindern immer, wie sie sich positionieren sollen, damit sie auch schön im Licht stünden. Meine Theaterlehrerin bemerkte gegenüber meiner Mutter, dass ich mich wie ein Regisseur verhalten würde und nicht wie ein Schauspieler. Daher fordertesie mich auf, dass ich mich auf meine eigenen Sachen konzentrieren sollte. So verlangte die Lehrerin im Prinzip von mir das Gleiche, was ich selbst heutzutage von einem Schauspieler verlange, wenn er anfängt, seine Kollegen herumzukommandieren. (Florian lacht)

Jonas:
War diese frühe Erfahrung am Kindertheater das Schlüsselerlebnis, das die Weichen für deine berufliche Zukunft gestellt hat?

Florian:
Nein, dieses Schlüsselerlebnis hatte ich erst einige Jahre später, genauer gesagt am 28. Dezember 1985. Das war der Tag, an dem ich den Film „Back to the Future“ mit meinem Vater im Kino sah.

Jonas:
Du warst damals gerade einmal 13 Jahre alt. Was hat dieser Film mit dir gemacht?

Florian:
Ich war total fasziniert und geflasht! Als ich aus dem Kino kam, wusste ich sofort, dass ich so etwas auch machen will – und damit meine ich nicht das Zeitreisen. Ich wollte generell Filme machen.

Jonas:
Wenn man Filme machen will, bieten sich dafür die unterschiedlichsten Berufe an. Hätte „Back to the Future“ bei dir nicht auch den Wunsch auslösen können, Schauspieler oder Komponist für Filmmusik zu werden? An die Rolle von Marty McFly, gespielt von Michael J. Fox, erinnert man sich sogar noch heute. Genauso wie an die „Back to the Future“-Titelmelodie – einem Klassiker der Filmmusik.

Florian:
Für mich war eigentlich von Anfang an klar, dass ich Regisseur werden will und kein Schauspieler. Und leider auch kein Komponist, denn ich habe nie ein Instrument gelernt – das Einzige, was ich wirklich bereue in meinem Leben.
Dabei ist mir das Gebiet der Filmmusik gar nicht so fremd. Mein Vater hatte in Zürich jahrelang einen kleinen Schallplattenladen, in dem er sich auf Filmmusik spezialisiert hatte – auch er war ein riesiger Film-Fan. Auf diese Weise mit Film und Filmmusik in Berührung zu kommen war wirklich toll: Es hat mir nicht nur dabei geholfen, eine große Leidenschaft für diese Kunstform zu entwickeln, sondern auch die entsprechende Wertschätzung.

In einem Berufsberatungsgespräch wurde mir eine Lehre als kaufmännischer Angestellter empfohlen.

Jonas:
Es ist bemerkenswert, wenn man als 13-Jähriger schon genau weiß, was man in seinem Leben beruflich machen will. Allerdings hast du dich nach deiner Schulzeit erst einmal für eine Kaufmannslehre entschlossen. Warum?

Florian:
Ich wollte unbedingt an die HFF München, die Hochschule für Fernsehen und Film. Roland Emmerich hat dort studiert – und das wollte ich auch. Voraussetzung für die Zulassung war damals allerdings entweder Abitur oder eine abgeschlossene Berufsausbildung mit zusätzlich zwei Jahren Berufserfahrung. Da ich nach neun Jahren von der Schule abgegangen bin und kein Abitur gemacht habe, blieb mir also nur der Weg über die Ausbildung.
In einem Berufsberatungsgespräch wurde mir eine Lehre als kaufmännischer Angestellter empfohlen. Das machen in der Schweiz alle, die nicht wissen, was sie tun sollen. Es heißt dann, dass das eine gute Grundlage sei, die man immer wieder im Leben gebrauchen könne: Man lernt dort ein wenig Buchhaltung, ein wenig Rechtskunde und ein wenig Schreibmaschine. Ich selbst habe nie in dem Beruf gearbeitet, sondern bin direkt nach der Ausbildung aus dem Unternehmen geflüchtet – zur Freude meiner Eltern.

Jonas:
Gab es Stress zuhause?

Florian (lächelt):
Ja, aber nur für eine Viertelstunde. Meine Eltern haben mich eigentlich immer unterstützt, und zwar bei allem, was ich tue. Trotzdem fanden sie es nicht ganz so cool, dass ich ihnen nach meiner Ausbildung eröffnet habe, nicht bei meinem bisherigen Arbeitgeber zu bleiben, sondern in einer Videothek anzufangen.

Jonas:
Immerhin hat es dich nicht lange in der Videothek gehalten: Nur wenige Monate später hattest du das Glück, beim Schweizer Fernsehen anfangen zu können.

Florian:
Da spielte nicht nur Glück eine Rolle, sondern auch Ungeduld. Videothek – das klingt einfach so romantisch, weil man denkt, viel mit Film zu tun zu haben und von lauter Gleichgesinnten umgeben zu sein.

Die, die zu geizig waren, einen Film auszuleihen, haben ihr Geschäft einfach in der Ecke hinter dem Vorhang verrichtet.

Jonas:
Dabei ist es wohl eher so, wie an der Tankstelle zu arbeiten.

Florian:
Schlimmer. 97 Prozent der Kunden sind Pornokunden. Wenn man dir immer wieder einen „normalen“ Film auf die Theke legt, den du selbst toll findest, aber zusätzlich noch drei oder vier Sexfilmchen, denkst du irgendwann: Das ist ja alles gut und recht, aber doch bitte nicht zusammen mit diesem Klassiker der Filmgeschichte! In der Videothek hat man einfach nicht diese Auseinandersetzung mit Film, nach der man sich sehnt. (Florian grinst)
Außerdem musste ich in der Pornoecke viel sauber machen, darauf hatte ich bald keinen Bock mehr. Denn die, die zu geizig waren, einen Film auszuleihen, haben ihr Geschäft einfach in der Ecke hinter dem Vorhang verrichtet. Das ist alles nicht wirklich schön gewesen in der Vor-Internet-Zeit.

Jonas:
Was genau hat dich aus diesem Job gerettet?

Florian:
Beim Schweizer Fernsehen hatte sich eine Stelle im Musikarchiv aufgetan, auf die ich mich beworben hatte. Ich dachte, mit dem Background meines Vaters und der Tatsache, dass meine Mutter dort mal gearbeitet hatte, hätte ich ganz gute Chancen, aber für diesen Job brauchte man eine besondere Ausbildung. Die hatte ich leider nicht. Durch eine Bekannte dort habe ich aber erfahren, dass gleichzeitig noch eine andere Stelle besetzt werden sollte: Es wurde ein Cutter gesucht. Da ich in der Vergangenheit bereits zwei Amateurfilme gemacht hatte, durfte ich mich auf Empfehlung meiner Bekannten dort vorstellen und wurde auch mit offenen Armen empfangen.
Es gab nur einen Haken an der Sache: Auch für den Cutter-Job brauchte man eine Ausbildung. Dafür war bei der entsprechenden Abteilung des Schweizer Fernsehen aber gerade kein Geld da. Also hat man mir angeboten, mir eine Woche lang eine Einweisung an der Schnittmaschine zu geben. Danach gab es für zwei weitere Wochen die Möglichkeit, vor Ort zu üben ¬– immer zwischen 22 Uhr abends und 7 Uhr morgens. Es hieß, wenn ich mich in einer anschließenden Probewoche als tauglich erweisen würde, hätte ich den Job.
Letztendlich hat es geklappt, ich wurde genommen – auch Dank einer äußerst netten und engagierten Cutterin, die mich während der ganzen Zeit unterstützt hat.

Jonas:
Hast du diese unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten immer als Zwischenstationen verstanden, die dich deinem großen Ziel, selbst Filme zu machen, ein Stückchen näher bringen können?

Florian:
Mein Ziel war mir zwar immer in gewisser Weise präsent, aber es gab dabei nie eine große Strategie oder Taktik. Ich hatte einfach eine riesige Sehnsucht in mir. Und dazu kommt der Umstand, dass ich ein äußerst ungeduldiger Mensch bin. Damals habe ich morgens gedacht: Heute passiert’s, heute mache ich den großen Schritt! Und abends habe ich dann gemerkt, dass es keinen großen Schritt gegeben hat – aber dafür vielleicht einen kleinen. So haben sich im Laufe der Zeit viele kleine Schritte addiert und mich an den Punkt gebracht, an dem ich heute stehe.
Ich kann mich allerdings erinnern, dass ich beim Schweizer Fernsehen dieses große Ziel eine Zeit lang aus den Augen verloren habe. Mein Job dort hat einfach wahnsinnig viel Spaß gemacht – und ich durfte Dinge erleben, an die ich vorher nie gedacht hätte.

Jonas:
Was denn zum Beispiel?

Florian:
Ich durfte 1994 als Cutter zur Fußball-WM in die USA reisen. Für mich als sportbegeisterten Menschen war das einfach nur geil, das kann man nicht anders sagen. Ich war gerade einmal 21 Jahre alt und konnte von irgendwelchen amerikanischen Hyatt-Hotels aus Sportbeiträge cutten. Das war ein wirklich tolles Gefühl, ich dachte: Jetzt bin ich angekommen in meinem Leben.
Als aber das Ganze zwei Jahre später bei der EM in England wieder von vorne losging, habe ich gemerkt: Alles wiederholt sich. Sofort kam in mir wieder diese Ungeduld auf und ich hatte das Bedürfnis, einen weiteren Schritt zu machen.

Jonas:
Da gab es doch immer noch diese Idee mit der Filmhochschule.

Florian:
Genau. Dort habe ich mich noch während meiner Zeit beim Schweizer Fernsehen beworben. Damals bestand das Bewerbungsverfahren an der HFF aus zwei Stufen: In der ersten Stufe wurden aus allen schriftlichen Bewerbungen 700 ausgewählt, von denen in der zweiten Stufe 20 bis 30 Kandidaten persönlich eingeladen wurden. Knapp ein Dutzend dieser letzten 20 bis 30 wurden letztendlich genommen.

Jonas:
Und wie erfolgreich warst du?

Florian:
Ich habe es unter die besten 20 geschafft und bin dann rausgeflogen. So kurz vorm Ziel zu scheitern ist nicht schön, die Wut in mir war riesengroß – so groß, dass ich beschlossen habe, selbst einen Film zu machen.

Jonas:
Man kann eben daran verzweifeln oder sagen: jetzt erst recht.

Florian:
Stimmt. Meine Entscheidung dazu ist auch unmittelbar nach der Absage gefallen – das werde ich nie vergessen. Damals wurden gerade die Olympischen Spiele in Atlanta ausgetragen. Als Cutter war ich aber diesmal nicht vor Ort dabei, sondern habe von der Schweizer Zentrale aus gearbeitet – immer nachts wegen der Zeitverschiebung.
Meine Schicht ging von 24 Uhr bis 8 Uhr. Am Morgen der Ergebnis-Bekanntgabe habe ich direkt nach der Arbeit bei der HFF angerufen. Als die mir am Telefon sagten „Nö, ist nicht.“, bin ich erstmal vier Stunden lang durch die Stadt geirrt. Dann habe ich mich mit einem Kumpel zum Mittagessen getroffen und gemeinsam mit ihm beschlossen: Wir machen einen Film.

Jonas:
Dieser Film, der den Titel „Exklusiv“ trägt, hat in der Schweiz für großes Aufsehen gesorgt. Es heißt, du hättest mit diesem Film Schweizer Traditionen gebrochen. Kannst du erklären, warum?

Florian:
Der Film ist aus einer Zeit heraus entstanden, in der sich die Schweizer Medienbranche sehr stark verändert hat. Dieses Milieu – zu dem wir auch selbst gehört haben – fanden wir irgendwie spannend. Daher haben wir dort hinein kurzerhand eine recht simple Thriller-Geschichte gesetzt.
In diesem Zusammenhang muss man Folgendes wissen: Die Schweiz ist ein sehr kleines Land, in dem vier Sprachen gesprochen werden. Dementsprechend ist man als Schweizer Filmemacher auch erheblich eingeschränkt in seiner Zielgruppe. Ein Film auf Schwyzerdütsch wird niemals seine Produktionskosten einfahren können, was bedeutet, dass die gesamte Schweizer Filmbranche eine reine Förderbranche ist. Das wiederum führt dazu, dass Filme in der Schweiz aus rein künstlerischer Perspektive gemacht werden, da Filme mit kommerziellem Charakter für die Gremien mehr oder weniger uninteressant sind.
Für den typischen Kulturschweizer bist du sozusagen der Teufel, wenn du dich dazu bekennst, einen Film zu machen, mit dem du auch Geld verdienen willst. Da wir „Exklusiv“ nicht nur aus kommerzieller Sicht entwickelt haben, sondern den Film auch ohne öffentliche Fördergelder produzieren konnten, haben wir natürlich alle Regeln aufgebrochen, die es in der Schweiz in Sachen Filmbranche so gab und immer noch gibt.

Jonas:
Wie produziert man denn einen Film ohne Fördergelder?

Florian:
Indem man umsonst arbeitet – und indem alle anderen umsonst arbeiten. Das Teuerste am Film ist die Arbeitszeit. Außerdem haben wir damals ein Marketingkonzept entwickelt, mit dem wir ein wenig auf die Kacke gehauen haben. Ich habe mich persönlich vor die Presse gestellt und gesagt: Wir revolutionieren jetzt den Schweizer Film – und jeder, der mitmachen will, darf mitmachen! Erstaunlicherweise konnten wir für unser kleines Projekt einige bekannte Schauspieler gewinnen. Wahrscheinlich fanden sie es cool, dass ein paar junge Leute kamen, die mal etwas anderes ausprobieren wollten.
Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, frage ich mich, wie wir das alles hinbekommen haben – schon alleine deshalb, weil es damals noch nichts Digitales gab und wir alles mit 35mm Film gedreht haben. Irgendwie hat’s aber funktioniert. Und das Ergebnis war nichts Geringeres als mein erster Film.

Ich erhielt die Antwort: »Mit solchen Leuten wie dir arbeiten wir nicht.«

Jonas:
Im Jahr 2000 – ein gutes Jahr nach Erscheinen von „Exklusiv“ – hast du die Schweiz verlassen und bist nach Deutschland gezogen, zuerst nach München und ein Jahr später nach Berlin. Gab es dafür einen bestimmten Grund?

Florian:
Ich war nach diesem Film in der Schweiz sehr umstritten. „Exklusiv“ war zwar lauter, kommerzieller und anders als das, was man so kannte, aber natürlich hatte er auch seine inhaltlichen Schwächen. Wir waren ja alle noch total jung und unerfahren. Und außerdem hatten wir keinerlei dramaturgische Unterstützung. Kurz gesagt: Der Film war kein Genie-Streich, aber stand für solide Unterhaltung.
In der Schweiz hat man sich daraufhin die Frage gestellt: „Brauchen wir so etwas denn?“ Die Spielfilm-Redaktion des Schweizer Fernsehens hat auf diese Frage relativ schnell eine Antwort gefunden – als ich mich nach „Exklusiv“ für eine Tatort-Produktion beworben habe, erhielt ich die Antwort: „Mit solchen Leuten wie dir arbeiten wir nicht.“

Jonas:
Man macht einen einzigen Film und ist direkt stigmatisisert?

Florian:
Genau so war’s. Außerdem musste ich mir Sprüche anhören wie: „Du bist ja gar kein Regisseur.“ Dabei lief mein Film in etlichen Schweizer Kinos und war auf Platz 3 der nationalen Kino Top 10. Ich finde, in so einer Situation darf man sich schon als Regisseur bezeichnen. Aber egal, die Fronten waren verhärtet.
Wie es der Zufall so will, bin ich damals Rolf Lyssy begegnet, einem der bekanntesten Filmemacher der Schweiz. Ich sollte mit ihm gemeinsam in einer Talk-Show auftreten, quasi nach dem Muster „alter Regisseur hasst jungen Regisseur“. Allerdings hasste Rolf mich nicht – ganz im Gegenteil: Als wir im Studio aufeinandertrafen, sagte er zu mir: „Ich finde euch super. Und ich finde super, was ihr macht. Ich kann dir nur einen einzigen Rat geben: Nimm deinen Film und hau ab aus der Schweiz! In diesem Land wirst du nur kaputt gemacht.“ Und diesen Rat habe ich befolgt.

Wenn man für etwas brennt, fragt man sich nicht, warum man es tut – es brennt einfach und will raus aus dir.

Jonas:
Das klingt so einfach.

Florian (lacht):
Nein, absolut nicht! Aber was ist schon einfach? Wenn man für etwas brennt, fragt man sich nicht, warum man es tut – es brennt einfach und will raus aus dir.
Für mich gab es damals auch gar keine andere Option. In der Schweiz war es mittlerweile so schwierig für mich geworden, dass ich mir dachte: Ich habe gegen alle Widerstände einen Kinofilm auf die Beine gestellt, was soll jetzt noch kommen? Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass man mich irgendwo anders auch nicht mag. Aber das ist Gott sein Dank nicht eingetreteten – ganz im Gegenteil: Ich hatte das große Glück, in Deutschland eine tolle Agentur für Regisseure zu finden. Obwohl ich erst 28 Jahre alt war, hat man dort an mich geglaubt und mir versprochen, mich aufzubauen. Man sagte mir, ich müsse nur ein wenig Geduld haben – Geduld, meine große Stärke. (Florian lächelt)
Es hat auch tatsächlich knapp zwei Jahre gedauert, bis die ersten Jobs kamen. Gerade noch rechtzeitig, denn ich war kurz davor aufzugeben: Ich konnte einfach nicht mehr länger warten und wäre fast durchgedreht.

Jonas:
Welche Aufträge hast du in deiner Anfangszeit in Deutschland übernommen?

Florian:
In den ersten Jahren habe ich – bis auf einen Kurzfilm – ausschließlich TV-Serien gemacht. Mein allererster Job hier war eine Episode für die ZDF-Serie „Küstenwache“.

Jonas:
Kurz bevor du in Deutschland den ersten konkreten Auftrag bekommen hast, warst du für einige Wochen in Los Angeles unterwegs, um erneut auf eigene Faust einen Kinofilm zu produzieren: das Roadmovie „L.A. X.“. Hat dich der Spirit der Stadt befeuert und dir die nötige Kraft gegeben, um durchzuzuhalten?

Florian:
Überhaupt nicht. Plötzlich hatte ich noch viel mehr das Gefühl, dass alle anderen um mich herum arbeiten, nur ich selbst nicht. Und das konnte ich absolut nicht verstehen. Ich war irgendwann so frustriert, dass ich am Morgen aufgewacht bin und keinen Grund mehr gesehen habe, aufzustehen.
Ich fühlte mich aber zu jung, um solche Gedanken zu haben. Das ging einfach nicht. Ich war ja auch noch interessiert an anderen Dingen auf der Welt und dachte mir, dass ich mir lieber ein anderes Gebiet suche, in dem ich noch etwas entdecken kann, bevor ich komplett eingehe. Mein großes Ziel, einen Kinofilm zu machen, hatte ich ja erreicht.

Jonas:
War es für dich ein Problem, in deinen ersten Berufsjahren in Deutschland „nur“ TV-Serien zu machen und keine Kinofilme?

Florian:
Nee, ich fand das super und hatte dabei großen Spaß. Für mich war es schon alleine aufregend, in Deutschland zu arbeiten – in einer echten Filmindustrie, jedenfalls im Vergleich zur Schweiz. Diese Jahre waren außerdem eine sehr wertvolle Zeit des Lernens, ich konnte vieles ausprobieren. Ich würde sagen, dass das meine eigentliche Filmschule war. Darüber hinaus habe ich Geld verdient, durfte tolle Leute kennenlernen und mit ebenso tollen Leuten arbeiten. Das habe ich sehr genossen.
Ich finde, dass die TV-Serie generell einen viel zu schlechten Ruf in Deutschland hat. Dabei wird gerade in einer Serie Schauspielern und Regisseuren die große Chance geboten, eine Figur über einen längeren Zeitraum erzählen zu können. Das fand ich immer faszinierend. Daher freue ich mich sehr, dass zur Zeit durch Netflix & Co. die Serie wieder wertgeschätzt wird und in ihrem Ansehen steigt.

Jonas:
In den USA spricht nichts dagegen, als Soap-Star auch eine Kinokarriere hinzulegen. In Deutschland dagegen ist es für einen Soap-Darsteller schwer, in irgendeinem anderen Genre Fuß zu fassen, weil er immer wieder auf seine dauerpräsente TV-Rolle reduziert wird. Ist das bei Regisseuren ähnlich?

Florian:
Bei Schauspielern würde ich sagen: Wenn man gut ist, hat man das Problem nicht. Mir fallen spontan einige Schauspielerinnen und Schauspieler ein, die auch außerhalb ihrer Soap erfolgreich sind.
Bei uns Regisseuren ist es leider so, dass man nicht nur bezüglich der Formate kategorisiert wird, sprich Kino, TV oder Serie, sondern auch in Genre-Schubladen gesteckt wird. Ich war zum Beispiel immer der Krimi-Futzi. Es hieß: „Serie und Krimiserie, was anderes kann der Froschmayer nicht.“
Irgendwann habe ich mich aber diesem Genre verschlossen und wollte nichts mehr machen, bis etwas anderes kommt.
Und tatsächlich kam auch etwas anderes: ein Tatort. Das war zwar wieder ein Krimi, aber immerhin einer über 90 Minuten und – wie bei Tatorten üblich – mit besonderer Dramaturgie. Und etwas später habe ich auch meine erste Komödie gemacht.

Jonas:
Der Tatort hat sich in Deutschland zu einer echten Marke mit einem starken Image entwickelt. Ist das in der Schweiz ähnlich?

Florian:
Ja, das ist es. Daher habe ich meinen ersten Tatort-Auftrag auch als einen Ritterschlag empfunden. Das war definitiv ein großer Moment, auch weil es damals auf Seiten des Senders Menschen gab, die in mir ein gewisses Potenzial gesehen haben und mir eine Chance geben wollten.
Die Erfahrung, dass andere ein Risiko eingehen, weil sie fest an mich glauben, habe ich in meinem Leben bisher dreimal gemacht: bei dem Cutter-Job beim Schweizer Fernsehen, bei meiner ersten „Küstenwache“-Episode und bei meinem ersten Tatort, der NDR-Produktion „Borowski und die heile Welt“. Die jeweiligen Verantwortlichen haben mich immer als Menschen gesehen, haben mir etwas zugetraut und es einfach ausprobiert. Solche Leute braucht man im Leben, braucht jeder Mensch im Leben.

Jonas:
Mittlerweile hast du fünf Tatorte gemacht, die viel diskutierte Schweizer Episode „Ihr werdet gerichtet“ ist dabei dein jüngstes Werk. Was glaubst du: Woher kommt die große Faszination der Menschen für das Verbrechen im TV und insbesondere für den Tatort?

Florian:
Ich glaube, darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Meiner Meinung nach ist das sehr unterschiedlich, weil die einzelnen Tatorte auch sehr unterschiedlich funktionieren. Da gibt es beispielsweise den sogenannten „Who done it“-Krimi – das Rätselraten um den Täter. Und in der Schweiz ist ein lustiger Begriff für einen anderen Krimitypus entstanden: „How to get him.“
Wie bei meinem aktuellen Schweizer Tatort weiß man hier ab der ersten Minute, wer der Täter ist. In den folgenden 90 Minuten muss dann die Spannung aufrecht erhalten werden, indem gezeigt wird, wie die Ermittler dem Täter auf die Spur kommen.
Ich persönlich finde Rätsel nicht so spannend, denn ich bin einfach nicht so der Cluedo-Typ. Mich interessiert eher der menschliche Abgrund hinter der Tat und die Frage, warum jemand so etwas tut. Im Tatort is ja mittlerweile auch beides möglich und miteinander vermischbar. So kann man formal auch mal ausbrechen.
Was nun genau die Faszination der Marke Tatort ausmacht, kann ich nicht beantworten. Ich will es auch gar nicht hinterfragen – es ist einfach gut, dass es den Tatort und die große Faszination dafür gibt. Wir sind alle dankbar, dass wir noch solch ein Format haben.

Jonas:
Der Tatort ist im Laufe der Jahre zu einer stimmgewaltigen Institution herangewachsen – unter anderem deshalb, weil die Drehbücher immer wieder gesellschaftliche Fragen und Probleme thematisieren. So wird beispielsweise im Berliner Tatort „Edel sei der Mensch und gesund“, bei dem du im Jahr 2010 Regie geführt hast, das deutsche Gesundheitssystem angeprangert. Hat diese besondere Eigenschaft des Formats Einfluss auf die Inszenierung und die Art und Weise, wie man sich dem Ganzen nähert?

Florian:
Wenn ein Format wie der Tatort so viele Zuschauer hat, dann hat es auch eine Aufgabe. Diese besteht zwar in erster Linie darin, Menschen zu unterhalten, aber darüber hinaus dürfen dort auch gewisse Dinge hinterfragt oder Missstände aufgedeckt werden. Dementsprechend trete ich persönlich dem Ganzen auch sehr respektvoll entgegen. Bei dem Gesundheits-Tatort etwa haben wir im Vorfeld akribisch recherchiert, weil wir wirklich alles richtig machen und darstellen wollten.
Trotzdem muss ich sagen, dass für mich – auch bei einem Tatort – die Figuren immer im Mittelpunkt stehen. Da kann das Thema noch so stark sein.

Jonas:
Wenn man sich die 45-jährige Geschichte des Tatorts anschaut, sind nicht nur die Storys, sondern auch die Ermittler-Figuren im Laufe der Zeit immer komplexer geworden – man vergleiche nur einen Horst Schimanski aus dem Jahr 1981 beispielsweise mit den Kommissaren Borowski, Ballauf oder Odenthal von heute. Trotzdem sagt etwa Dominic Raacke, der 15 Jahre lang den Ermittler Till Ritter im Berliner Tatort gespielt hat, dass es für einen Schauspieler problematisch sei, eine solche Figur ausführlich zu erzählen. Seiner Meinung nach gebe die Rolle des Tatort-Kommissars das nicht her. Hat deiner Meinung nach das Format daher noch Luft nach oben?

Eigentlich ist die Täterrolle immer die spannendere – ganz einfach weil sie einen Abgrund in sich trägt.

Florian:
Was den Berliner Tatort angeht, würde ich schon sagen, dass sich die Figur des Till Ritter im Laufe der Zeit verändert hat – allerdings auf einem eher kurvigen Weg und weniger auf stringente Art und Weise. Das ist definitiv ein Problem. Daher besteht an dieser Stelle tatsächlich noch ein gewisses Entwicklungspotenzial.
Ganz allgemein glaube ich aber, dass für einen Schauspieler, der die Rolle des Kommissars spielt, das Hauptproblem irgendwo ganz anders liegt. Denn eigentlich ist die Täterrolle immer die spannendere – ganz einfach weil sie einen Abgrund in sich trägt. Und solch ein Abgrund macht eine Figur für einen Schauspieler immer interessanter. Die Rolle des Ermittlers, der alles ans Licht bringt und das Recht vertreten muss, hat diesen Abgrund in der Regel nicht.

Jonas:
Wo wir gerade bei Veränderung sind: Der Tatort hat sich auch in Sachen Visualität sehr gewandelt. Nicht zuletzt durch Regisseure wie Dani Levi oder Autoren wie Henning Mankell spielen heute die Tonalität oder Ausdruckskraft der gezeigten Bilder eine wesentlich größere Rolle als noch vor 20 Jahren. Würdest du dich als einen Regisseur beschreiben, für den die Visualität das zentrale Element beim Film ist? Oder konzentrierst du dich eher darauf, alleine die Figuren zu erzählen?

Florian:
Ich sehe mich eher so in der Mitte dieser beiden Pole. Grundsätzlich ist die Visualität eines Films etwas sehr Wichtiges für mich – vielleicht gehört auch deshalb meine zweite Leidenschaft der Fotografie. Ich glaube, dass man beim Film alles ausschöpfen sollte, was einer Geschichte dient, gerade auch in der Bildsprache. Schwierig wird es allerdings, wenn die Form vor den Inhalt geschoben wird. Es gibt da so eine Regel: Wenn man die Tiefe einer Figur erzählen will, ist es kontraproduktiv, in Sachen Kamera auf dicke Hose zu machen. Das ist übrigens eine Erfahrung, die man macht, wenn man älter wird. (Florian lacht)

Jonas:
Als Regisseur erzählt und interpretiert man in der Regel eine Geschichte, die jemand anderes geschrieben hat. Gehört es zu deinem Beruf, mit den Drehbuchautoren einen niemals endenden Kampf um die Deutungshoheit zu führen?

Florian:
Nein, ganz im Gegenteil. Als Regisseur versuche ich vielmehr, ein Verstärker der Idee zu sein, die ein Autor hatte. Wenn jemand eine kreative Leistung erbringt, gibt er meistens sehr viel von sich selbst in dieses Werk. Da kann man natürlich nicht als Außenstehender kommen und sagen: Das funktioniert so nicht. Daher versuche ich immer zu verstehen, was genau gemeint ist. Wenn ich es nicht verstehe, lasse ich es mir erklären. Und wenn die Erklärung nicht schlüssig ist, versuche ich, meine Kritik respektvoll zu äußern. Schließlich hat sich jemand etwas dabei gedacht. Außerdem erwarte ich selbst ebenfalls, dass mit mir und meiner Arbeit respektvoll umgegangen wird.

Jonas:
Im letzten Jahr hast du die Komödie „Süßer September“ gemacht. Bei Schauspielern gilt Komödie ja als Königsdisziplin. Ist das bei Regisseuren ähnlich?

Florian:
Eine Komödie zu machen ist in der Tat schwierig. Das liegt daran, dass Humor etwas sehr Diffiziles ist. Spannung funktioniert da wesentlich einfacher: Man braucht nur etwas Gegenlicht, ein wenig Nebel und fesselnde Musik, schon finden es alle gut. (Florian grinst)
Bei einer Komödie muss man exakt den Nerv treffen – wenn mein Humor nicht derselbe ist wie deiner, lachen wir auch nicht über dasselbe. Ich habe mittlerweile drei Komödien gemacht und bei allen war es so, dass ich die Story beim Lesen des Drehbuchs lustig fand. Bei der anschließenden Arbeit damit habe ich aber gemerkt, wie viel mehr Auseinandersetzung mit den Schauspielern und dem Schnitt es braucht. Zudem ist auch die Diskussion mit den Sendern in der Abnahmephase wesentlich schwieriger, weil insbesondere bei einer Komödie jeder die Dinge anders sieht.
Ganz allgemein liegt für mich der Schlüssel einer guten Komödie darin, die Geschichte aus einer gewissen Ernsthaftigkeit heraus zu erzählen. Nur wenn man den Konflikt ernst nimmt, der der dargestellten Situation zugrunde liegt, kann man sich in der Konsequenz auch darüber lustig machen. Ich fände es schwierig, immer nur einen ulkigen Spruch nach dem anderen rauszuhauen – eine Komödie braucht auch ihre ruhigen Momente, sonst funktioniert sie nicht.

Jonas:
Als Regisseur sieht man Filme wahrscheinlich mit wesentlich kritischeren und analytischeren Augen als der gewöhnliche Zuschauer. Kann man da überhaupt noch einen Film „normal“ anschauen?

Florian:
Ich behaupte mal, dass ich das kann – ich lechze sogar danach. Wie an dem besagten 28. Dezember 1985 gibt es bei mir immer noch Momente, in denen ich im Kino einen Aha-Effekt habe und total inspiriert nach Hause gehe. In Kinofilmen kann ich mich total verlieren, aber auch im TV oder in Serien.

Jonas:
Zur Zeit erleben wir, wie sich das klassische Fernsehen grundlegend verändert, unter anderem weil sich viele Formate ins Internet verlagern und neue Player wie etwa Netflix auf den Markt drängen. Du selbst versuchst ebenfalls, klassische Strukturen im Bereich Film und Fernsehen aufzubrechen – allerdings auf Seiten der Produktion und Postproduktion: In den letzten Monaten hast du dazu die Software „SCRIPTtoMOVIE“ entwickelt, die nun im Oktober auf den Markt kommt. Was genau verbirgt sich dahinter?

Ich habe das Gefühl, dass wir in Deutschland und in Europa noch gar nicht wissen, wohin sich das Fernsehen entwickelt und wie wir mit dieser Veränderung umgehen sollen.

Florian:
Tatsächlich erleben wir diesbezüglich gerade eine sehr spannende Zeit. Ich habe das Gefühl, dass wir in Deutschland und in Europa noch gar nicht wissen, wohin sich das Fernsehen entwickelt und wie wir mit dieser Veränderung umgehen sollen. Wenn man ganz ehrlich ist, herrscht da gerade überall eine große Ratlosigkeit.
Was „Script To Movie“ angeht, verbirgt sich hinter der Software der große Wunsch, in immer kürzer werdenden Produktionszeiten wieder mehr Zeit für Kreativität zu haben und dabei nicht so viel Zeit für Logistik verlieren zu müssen. Diese Software ist einfach aus einem ganz eigenen Bedürfnis heraus entstanden.

Jonas:
Hat dich etwas genervt?

Florian:
Mir hat etwas gefehlt. In meinen mittlerweile knapp 20 Berufsjahren habe ich mir einen ganz eigenen Arbeitsstil angeeignet. Das heißt konkret, dass ich mir meine Sachen immer so vorbereite, dass ich am eigentlichen Drehtag sattelfest bin und für alle Beteiligten die bestmögliche Unterstützung sein kann. Das ist allerdings sehr zeitintensiv. Daher habe ich über die Jahre versucht, in meiner Vorbereitung immer effizienter zu werden – und das hat in letzter Konsequenz zu der Entwicklung dieses Tools geführt.
Der ganze IT-Bereich ist ohnehin eine große Leidenschaft von mir – wenn ich nicht Regisseur geworden wäre, hätte ich mir auch vorstellen können, als Programmierer oder Webdesigner zu arbeiten. So konnte ich mir die ersten Datenbanken, die ich für meine Arbeit benötigt habe, auch selbst programmieren. Irgendwann war ich allerdings an einem Punkt, an dem meine eigene Kompetenz an ihre Grenzen gestoßen ist. Da ich das Ganze aber weiterentwickeln wollte, habe ich daraus ein eigenes Projekt gemacht. Warum nicht nochmal etwas risikieren im Leben?

Jonas:
Wie du bereits erwähnt hast, ist eine weitere Leidenschaft von dir die Fotografie. Was macht diese Kunstform für dich so besonders?

Florian:
Ich habe immer wieder Schübe, in denen ich das dringende Bedürfnis habe, loszurennen und Fotos zu machen. Im Gegensatz zum Film arbeitet man beim Fotografieren in der Regel nicht im Team – wenn man ein Foto macht, macht man das ganz alleine mit sich selbst aus. Sobald man das Gerät vor dem Auge hat, fühlt man sich auf eine ganz eigentümliche Art unverletztlich. Ich habe mich schon mitten auf der Straße wiedergefunden und habe es zuerst gar nicht bemerkt, weil ich auf der Suche nach der besten Perspektive war.

Jonas:
Bei deinen Motiven hat man das Gefühl, dass du immer wieder an Städten und Gesichtern hängen bleibst.

Florian:
Das ist tatsächlich so. Mich faszinieren vor allem Menschen und Architektur – und Milieus. Fotografieren hat ja auch immer etwas Voyeuristisches, es ist eine Gratwanderung zwischen Zufall und Inszenierung.

Jonas:
Du hast gerade deine eigene Fotogalerie in Charlottenburg eröffnet und festigst damit gewissermaßen deine Berliner Bleibe. Kannst du dir vorstellen, irgendwann wieder in die Schweiz zu ziehen und dort Filme zu machen?

Spätestens seit der Tatort-Produktion Ende letzten Jahres in Luzern bin ich mit allem versöhnt.

Florian:
Eigentlich ist es mir mittlerweile vollkommen egal, wo ich drehe – Hauptsache ich drehe. Dementsprechend kann ich mir auch vorstellen, das wieder in der Schweiz und von der Schweiz aus zu tun. Ich war zwar damals sehr bitter, als ich weggegangen bin, aber spätestens seit der Tatort-Produktion Ende letzten Jahres in Luzern bin ich mit allem versöhnt.
Ganz allgemein ist es aber nicht mein Lebensziel, wieder in die Schweiz zu ziehen – dafür ist sie gerade einfach zu weit weg von meinem Leben hier in Berlin. Aber wer weiß: Wenn ich eine richtig gute Geschichte finde, die mich interessiert, glaube ich nicht, dass ich zweimal überlegen muss: Ich werde der Erste sein, der hinrennt. Aber wenn nicht, dann auch nicht.


Ryan Fitzgibbon

Interview — Ryan Fitzgibbon

Exposing The Flaws

Grown up in suburbia, Ryan Fitzgibbon left as soon as he came out of age, to explore his queer identity and his connection to verbal arts. By publishing a lovely magazine called Hello Mr., he speaks directly to the experiences of a modern, gay audience.

29. November 2015 — MYP N° 19 »My Protest« — Interview: Jonas Meyer, Fotos: Franz Grünewald

Is man not a strange creature? It doesn’t matter if he’s going out on a date, applying for an apartment, or interviewing for a job, he will go to any lengths to be considered first choice: Pull in his stomach, feign a working relationship, and demonstrate absolute will to succeed. Perfection is the price of entry to the pantheon of winners. Therefore most people keep the following answer up their sleeve for the inevitable, hackneyed question, regarding their greatest weakness: „I’m too much of a perfectionist.“ But, come on – really?! Would it not be much braver to actually stand by one’s flaws, and share in a meaningful revelation of true humanity?

A Wednesday morning in late summer. We are seated across from Ryan Fitzgibbon in front of one of the storied bookstore Walther König’s massive plate glass windows, not far from Hackescher Markt. Fitzgibbon is the founder and editor-in-chief of Hello Mr., a publication that bears the unassuming subheading about men who date men, and has garnered much attention on the international magazine market since hitting stands for the first time two years ago. Ryan is in town to visit the printing house that he has worked with ever since the magazine’s first issue.

Print? That’s right. Even in this digital age of online publication, print refuses to die. Just last year, Fitzgibbon proved that the medium can even flourish: Barnes & Noble, the United States’s largest bookseller, decided to include Hello Mr. on the racks of a number of stores. The achievement is all the more impressive, considering the conservative mores that still dominate wide swaths of the US.

The light is perfect for our shoot, so we cross the canal to explore Berlin’s famous museum island, a unique ensemble of historical buildings that was declared a UNESCO world heritage site in 1999. Crossing Friedrich’s Bridge, the first museum we stop at, the Old National Gallery with its collonated atrium, lies only a couple of minutes walk from the bookstore.

It strikes us that the location is impressive not only for the pomp and splendor of the century and a half old architecture, that required costly restaurations after 40 languorous years of GDR rule, but also for the scarring on the facades, left behind by bullets and fire. These footprints of war evoke the the drama played out here in the spring of 1945. It was a wise decision to leave them untouched during the buildings’s restauration. Any attempt to expunge them would have robbed the location of its authenticity and integrity – its very soul.

We linger a moment among the columns before moving on to the Old Museum and Lustgarten, then further down Bode Street towards the German Historical Museum, a modern building of glass and steel. It would seem excessively sterile, were it not for a white bench in front of the entrance. On the left-hand side of the backrest the words ‘Homosexuals Only’ are stencilled in black letters, on the right a single word – ‘Only’. The bench belongs to Homosexualität_en, a special exhibition on 150 years of homosexual history, politics, and culture in Germany.

Jonas:
As we can see on your Facebook and Instagram profiles, you used to travel a lot to many different places all over the world. Your life started out in Michigan. What was it like growing up there?

Ryan:
Where I grew up was very suburban, and pretty average. Not very small but small enough that I felt like I needed something more. I think that’s why I have had the travel bug for such a long time. I just wanted to explore outside of what was there. I think that’s very common for a lot of people. Not just young creative people but anybody who grew up in a small town. After I studied graphic design in Michigan I moved out to San Francisco for a job, and that job was based on doing research in other countries, so I was traveling a lot – mostly with a design consulting agency called IDEO I worked for. I would go to learn about other people’s behaviors and interests in different parts of the world.

Benedict:
There’s a book by James Franco, called „A California Childhood“. For people who know the US only through the filter of television and film, this book seems to represent the prototype of an ordinary childhood in your country. It’s full of photos showing grad nights, volleyball teams, cheerleaders, yearbook portraits, roller blade tours and paddle ball matches on the beach. Do you feel like you had a „typically American“ childhood, or is there no such thing?

Ryan:
I think what is depicted in popular culture is typical, and relatable to my experience growing up. I imagine that your idea of a typically American childhood is probably pretty accurate, especially in a suburban area, like where I grew up. There’s nothing too shocking there.

Benedict:
Would you say you had a good time?

Ryan:
Yeah, where I grew up made it very easy for me to aspire to more, and do more. The people I grew up around were all very supportive of what I wanted to do. At the same time they encouraged me to try a lot of different things, or made it feel like it was an obligation to play a sport, to be a part of boyscouts, to be a part of art club, and just have a lot of extracurricular activities at all times. That made me ambitious to be involved in a lot of things but then once I started to make my own decisions, I focused more on art. From there I got into design.

Jonas:
Was there anything, or anyone, specific that caused you to decide on design?

Ryan:
When I was in high school I studied art, and got involved with the school newspaper, and was encouraged by my art teacher to be a design editor. I fell in love with it, and after working for a year at the newspaper I decided to try a commercial art graphic design class where we made t-shirts and posters.

Jonas:
It’s amazing that you had that at school.

Ryan:
Yeah, at the age of seventeen. I was getting into graphic design much earlier than most other people discover it. After high school I got into a design course at university, but it was definitely my art teacher who got me to try out the newspaper that started the whole thing.

Jonas:
Are you still in contact with her? Does she know what you do now?

Ryan:
We hadn’t spoken in a while actually, but I recently received an enthusiastic email from her saying that she found my photo in a copy of a magazine called Hello Mr. during a trip to Barnes and Noble. Such a nice surprise for both of us.

Jonas:
I think it must be a great feeling for teachers to know that what they try to pass along to students can lead them to success later in life.

Ryan:
Yeah, I think that’s what makes teaching so valuable.

Benedict:
Do you remember any of your childhood idols, or heroes?

Ryan:
I know I had people I looked up to outside of family and personal life. Once I really got into design, I started to follow all of the big designers and studios. I admired not just the craft, but also the acumen needed to run a design house. I thought that was the path I was on. I wanted to eventually run my own studio. In a way I still consider myself a creative director, although I primarily work as a publisher, producing the magazine Hello Mr. and different experiences around that magazine. It’s a much broader set of responsibilities than I thought I would assume when I was studying.

Benedict:
In 2009 you moved to San Francisco, right? What led you to go there?

Ryan:
I finished my bachelor’s degree in fine arts at Grand Valley State University in Michigan, exploring the value of design for my thesis. IDEO was a big influence on my research, and I referenced a lot of Tim Brown and David Kelly’s books on innovation and design. I really dove deep into the concept of design thinking, and decided that I would apply for an internship there. I got it, and moved there for the job.

Benedict:
So it isn’t as though you moved there with no idea of what you would be doing.

Ryan:
Right, I moved there with a plan. That was the last move I made that was really for something specific. When I left San Francisco, I moved to Australia with no real idea of why I wanted to go, or what I would be doing there. My move to San Francisco was positive in the sense that it got me started but I soon realized that I wanted to make decisions and moves for myself.

Benedict:
It sounds almost like a personality change, going from having a plan for everything to the exact opposite.

Ryan:
Like I was saying before, I felt like I was on a path to be a traditional graphic designer. My volunteer work for AIGA, the professional association for design, connected me to a lot of different networks, and lined me up to go down that path. When I realized that I wanted to explore something more personal, and not repeat a path that many other people had already traveled before me, I had to start making decisions that didn’t have clearly defined consequences.
Launching into my year in Australia was a bit unconscious in the sense that I didn’t know what I was doing. As soon as I made the decision, and started to figure out the answer as to why the decision was made, it all came together. Of course other people have started businesses, and other people have started magazines, but the path is not laid out for you. That’s also when I started to figure out where professional and personal interests could overlap.

Jonas:
It seems as though you started to design your own life.

Ryan:
Kind of.

Jonas:
To my mind there are two components of design – the aesthetic and the function. Both have to work together. In life it is similar.

Ryan:
Right.

Benedict:
The company you worked for in San Francisco operates out of Palo Alto. Is that where you lived?

Ryan:
I lived in San Francisco. They have an office there as well, although I did in fact mostly work in Palo Alto.

Benedict:
We were there in April. It was very calm and down to earth, like your typical small town. It was hard to fathom that it is the digital center of the world.

Ryan:
It’s a bubble. The perfect little city.

Jonas:
I heard it’s one of the most expensive places in the world.

Ryan:
That sounds about right.

In Silicon Valley there is obviously a sense of competition, and motivation to have the best ideas, but there is still a sense of community, and building on one another’s ideas.

Benedict:
Did you feel inspired by the spirit of Palo Alto?

Ryan:
You do, in an interesting way. It’s different from New York, where you feel encouraged to help drive the hustle and work harder. In Silicon Valley there is obviously a sense of competition, and motivation to have the best ideas, but there is still a sense of community, and building on one another’s ideas. There’s still a lot of collaboration and cross-polination. That’s motivating and inspiring. In New York there’s more of an interest in exchanging services and ideas for personal gain, while in Palo Alto it feels like people are interested in improving the world.
Especially at IDEO – that’s a very supportive community that emphasizes the value of sharing your ideas, and not being precious with a concept. A concept is not going to be as good in your head, as it is on paper, where someone else can add something to improve it, or provide feedback.
That’s where the concept of rapid prototyping comes into play, which is just the idea of building something fast, tearing it apart, and rebuilding it. Through that process you make something stronger and more viable.

Jonas:
It’s strange to see that Palo Alto is not this artificial city that one is tempted to envision it as – you don’t have the ivory towers you would imagine there. The town has good vibrations. What made you want to leave, and why did you choose Australia?

Ryan:
When I was with IDEO in the Bay Area, I was only in the Palo Alto offices for about a year and a half total. The rest of the time I was traveling. I spent five months in Singapore, Brazil for about a month, India for three weeks. One of my assignments was to Australia, and I was in Melbourne for about a week. I really fell in love with the city when I was there in 2011.
Anyway, I decided to leave IDEO before I decided to go to Australia. Melbourne was in the back of my mind constantly, but it didn’t become a concrete option until I visited Italy in 2012 while I was trying out for Benetton’s Fabrica Program. It’s an incubator research and development facility in Italy run by United Colors of Benetton. They bring people who are younger than 26 in for a year-long residency, and I was there to try it out for two weeks. I was in the graphic design department, and a lot of the people there were Australian. I thought it would be cool to explore why the design I was interested in revolved around Australian design sensibility. I started following a lot of the designers on twitter, and reached out to a couple of them.
Australians, especially in Melbourne, still support print magazines, whereas in Silicon Valley print magazines were quote unquote dead. With those things in mind, I decided it would be worth a try to go to Australia after I was rejected by Fabrica.

Benedict:
Was it a clear idea you had, to make a magazine? Normally, when people decide to make a magazine, there is usually a turning point. I’m trying to figure out how this desire came about.

Ryan:
The idea started in the last year that I was living in San Francisco. I was 23 at that point, and had been out of the closet for about two, maybe two and a half years. After moving away from Michigan I suddenly found myself surrounded by people who understood me, but at the same time I couldn’t relate to the visual communications, designs, and branding that were quote unquote gay, and what was marketed as gay. As a designer it felt like an interesting challenge to come up with a new brand that was relatable to me, and could fall under the label gay. In the beginning it was just a blog that I used as a platform for this rebranding. I wanted to share stories that I could relate to, and that my friends could relate to.
When I moved to Singapore for a bit, for work, it became apparent that the community I was comfortable with in San Francisco was the complete opposite in the rest of the world. I would spend my days in Singapore at cafes and book stores reading magazines, but I didn’t find any gay magazines there. I thought that the appreciation for print in other parts of the world meant that the blog I was running, called Hello Mr., should really be in print, so people could have something to buy, bring home, and read. There’s something about the design of Hello Mr. that is relatable to people.
I always loved magazines, and I knew that I wanted to do print design ever since I worked for my high school newspaper. It wasn’t until I realized that I could have more of an impact with a magazine on a shelf, sitting next to GQ and other straight publications, that I gave it serious consideration. It still needed to be about men who date men, and it needed to be confident about that.

Jonas:
Help me to understand this better: You felt like the public perception of gay life is not an accurate reflection of the reality? That it isn’t always about partying, flamboyant dress, and other gay stereotypes.

Ryan:
It’s a mix of that. Of course there are symbols and representations that I participate in and identify with. On a larger scale however, I recognized that media representations were not evolving with the new generation growing up around them, and being more accepted by society.

Jonas:
Because it’s much more normal than people think?

Ryan:
Right. So I think that there is still great value in having a range of ways that we express who we are but there wasn’t anything serving the target audience I wanted to address.

Benedict:
So Hello Mr. is a way of telling the world who this new generation of gay men really is?

Ryan:
I feel it’s more a way of giving people who haven’t recognized themselves in a magazine before an opportunity to connect to other people who feel the same way. Not necessarily to redefine what it means to be a gay man, because there are so many different versions of that anyway, but to showcase a portion of that group.

Benedict:
It’s a very personal magazine. You have people sharing parts of there lives that are so intimate that it resembles a mental undressing. That’s the thing that really differentiates the brand from others.

Ryan:
That’s a good comparison. I speak a lot about the act of vulnerability, and exposing our flaws. If we expose our flaws, and what makes us similar to everyone else – we all experience heartbreak, we all have issues – I think that can connect us. More than describing what makes us different. I think what a traditional gay magazine of the past represents is the idea of a perfect image, be that the perfect body type, or a perfectly happy couple. I don’t think that perfect ideal is as relatable as something that is honest and real. That’s what I wanted to show – body types that aren’t perfect. I want to break down the barriers that portray us all as successful and happy. Often we are, but we still have flaws and edges.

Jonas:
A person who is very special to me once told me that life is just about sharing, and the concept of our both magazines underlies that attitude. With MYP, we see that people have a need to share, and to talk about their inner feelings and their thoughts. We also found out very quickly that it is hard to find people who are willing to open up. Was it hard to find people for your first issue?

Ryan:
It was actually incredibly easy because the gay audience I was reaching out to were ready for this platform to share their voice on. Initially I didn’t work with a lot of big names either, so I looked for stories that were real, and relatable, and honest… and imperfect. So we worked with people who had never written before, and helped them tell their stories. They made it so much more important because they were so interested in sharing. Of course not all of them were hitting the mark but that was just because it hadn’t been done up to that point. Now there is a clearer understanding of what we do, so it’s much easier to give feedback.

Jonas:
I’m sure you get very personal stories when people send in their submissions, and you probably have to make hard choices about which texts to take. How do you achieve personal distance to the things people send you? From personal experience I can say that some of the submissions we receive deal with matters of abuse that are extraordinarily hard to read. It’s difficult not to become involved, and run the risk of losing professional distance.

Ryan:
It has happened, and it is challenging, but we try to make sure that everyone is comfortable with the way we present each story in an issue, because it’s going to reach thousands of people. We also want people to be proud of the story they tell. We always let people read final edits, so that there is nothing in there that hasn’t been signed off on by the initial author. We’ve had stories about abusive relationships, about other things that people don’t usually talk about, and it’s important to tell those stories as well. The value of print media is that people with similar experiences can feel less alone, and feel more okay, because they are reading it in a private, individual setting.
We are sometimes very open and loud about our sexuality, and we often focus on the community. Print allows for a more meditative experience that allows you to look in and out at the same time.

Jonas:
I saw that you recently posted a quote by Penny Martin, the editor-in-chief of The Gentlewoman. She said that working in print builds stronger, more desirable relationships than online. Is that why Hello Mr. is so successful?

Ryan:
I really believe that, and I agree that there is something that binds people together through tangible things. If you see someone reading your favorite magazine at a cafe, you’ll feel an instant connection to that person. When someone posts the cover of a magazine on Instagram, that becomes a statement about themselves. It’s like a symbol, or a badge. For a community that relies on symbols, like the rainbow flag or the pink triangle, to tie its members together, I think that Hello Mr. helps a new generation to identify with one another. Magazines can become a part of your physical environment. It’s part of how you curate your identity. It’s much more tangible.

Benedict:
I think you need a lot of courage to create a gay magazine, but I think you need a lot more courage to create a print magazine in the age of the internet. To me it seems like you are fighting against a restless world, trying to restore meaning and value to time. You give time more significance. Would you say that that is a reason why Hello Mr. is what it is?

Ryan:
I would say so. That’s also why the magazine is biannual. We give ourselves room to publish articles on topics that need not be especially current, and that gives us time to explore events from a different angle. Online media is all about sharing information, and getting comments. That puts a lense of someone else’s opinion on it. That doesn’t exist in print. Other people’s opinions don’t hover over you. That makes it easier to have a direct and undistorted conversation with your readership. They might discuss it later but first it’s focused and quiet.

Jonas:
It’s like an electronic cleansing.

Ryan:
Yeah, and it lets you step out, and have a break.

Jonas:
In your second issue you wrote about your experience as a paperboy, and how it taught you the value of work. A year ago you were picked up by the Barnes & Noble bookstores. Was that a moment that you felt your hard work had been recognized.

Ryan:
To an extent. The work never really stops though, because now there is more pressure to continue growing and reach more people.

Jonas:
The world of capitalism still exists.

Ryan:
Yeah, it’s a cycle. The ambitious entrepreneur’s curse. A lot of people want to see it succeed though, and that motivates you.


MYP-Magazine-19-Submission-Christopher-Mongeau-Guts-And-Courage

Chris Mongeau

Submission — Chris Mongeau

Guts And Courage

29. November 2015 — MYP No. 19 »My Protest« — Text & Photo: Chris Mongeau

Protest to me has always been about my lifestyle. I realized at a young age that I didn’t necessarily want to find a career after finishing university and just stick with that for the rest of my life. I’ve always made travel and photography my main focus in life, but even now, I still don’t look at it like a job. I would be carrying my camera with me wherever I go, no matter what, even if I never made another dime with it in my life.

When you try to explain to people that you don’t really have a career, they don’t always understand what you mean. It has become so engrained in society’s mindset to work 40, 50, sometimes 60 hours a week at a job that they don’t have any real interest in. I’ve worked mundane jobs like that in the past, and the result on someone with creative drive and passion is terrible. For a long time, I lost all motivation to pick up my camera. I stopped seeing the world the way I used to, and eventually I had to quit that job and give up the stability of a steady paycheck in order to be happy.

I see my life now to be a protest against what is considered normal. It’s not the most radical type of lifestyle I could live, and I usually see it as a quite reassignment from the path of no resistance that society puts in front of it’s youth. In the last six years, I’ve been through 48 states and 14 countries, and it never would have happened if I decided to be practical about my life decisions. I leave home and follow opportunities whenever they come, even if there’s no chance they’ll lead to any kind of monetary payout.

I have no interest in stability. I don’t have a “real job,” and if I can manage to live my whole life that way, I’ll die happy. The artists and writers I look up to were penniless in their lifetimes, and most of them went through the higher education system and could have easily just taken jobs to make money and be comfortable. Too often, as young adults, people get pushed into what is considered practical, rather than what they love to do. Making a career out of art is never practical, but it’s always worthwhile.

When someone decides they want to be an artist, they are in a way taking part in a protest that has been happening for thousands of years. It takes guts and courage to say to yourself and the world that the way you perceive life and create art is worth something.

It’s something I’ve personally struggled with for a long time—what gives me the right to not punch a time clock every week for a paycheck? You have to give yourself the right, because no one in this world will ever give it to you.


MYP-Magazine-19-Submission-Nina-Bachmann-Aufstand-des-Inneren

Nina Bachmann

Submission — Nina Bachmann

Aufstand des Inneren

29. November 2015 — MYP No. 19 »Mein Protest« — Text & Illustration: Nina Bachmann

Zwischen den Fronten
Unruhe und Krawall
Alltag – bis hierher.

Freie Zeit
wirklich leben
der Gesellschaft entkommen
Zwängen entrinnen
in sich kehren
sich selber finden
ohne Regeln
ohne Pflichten
ohne Selbstkritik
Abstand halten
stiller Widerstand
schlicht und intensiv

ein radikaler Antiheld
jeder für sich selbst.


MYP-Magazine-19-Submission-Lisa-Jureczko-Stiller-Protest

Lisa Jureczko

Submission — Lisa Jureczko

Stiller Protest

29. November 2015 — MYP No. 19 »Mein Protest« — Text & Foto: Lisa Jureczko

Es gibt diese Momente der stillen Melancholie. Momente, in denen man sich einsam und leer fühlt, ausgelaugt und des Lebens müde. Einfach so. Weil man so ist, wie man eben ist. Scheinbar grundlos, und doch gibt es so viele Gründe. Abgründe.

Und während diese Melancholie dich überkommt, protestierst du dagegen. Es ist ein stiller Protest gegen all diese Gedanken, die in deinem Kopf wüten und dir keine Ruhe lassen. Ein einsamer Protest, ein Kampf mit dir selbst. Und doch ist es ein Protest so vieler, gegen das Stigma – das Stigma der Gesellschaft, das Stigma der Vielen – das auf dir lastet wie das Himmelsgewölbe auf den Schultern des Atlas.

Die Gedanken in deinem Kopf, du hältst sie in eigenen Händen. Sei traurig, sei wütend, sei melancholisch. Aber lass deine Gedanken frei. Schaffe etwas Neues. Schaffe etwas, das zeigt, dass du mehr bist als nur dein Stigma.

Was dir bleibt, ist die Transformation deiner Melancholie in etwas Positives. Was dir bleibt, ist die Kunst.


MYP-Magazine-19-Submission-Lila-Khosrovian-An-Urge-To-Protect

Lila Khosrovian

Submission — Lila Khosrovian

An Urge To Protect

29. November 2015 — MYP No. 19 »My Protest« — Text & Photo: Lila Khosrovian

I have always been attracted by nature, and comfortable in and around it. I grew up in the Armenian countryside surrounded by mountains and forests, maybe that explains why I am so attached to nature. I am active in protecting wildlife and nature worldwide.

I try and spend as much time as possible in new landscapes, camp and travel as often as possible. I moved to California several years ago and this part of the world has been inspiring me a lot. The nature here is so diverse, so wild that I am amazed everywhere I go.

Quickly it became an urge to protect parks and beaches, as many people are still littering. I strongly feel that there should be much more repressive laws to prevent people from littering. Between that and a very agressive tourism, that part of the United States seems to be suffering a lot and the coast as well as the parks tend to get damaged.

I hope our generation and the ones to come will understand the importance of nature for our well being and survey, and stop on harming something that created us and could very much destroy us.


MYP-Magazine-19-Submission-Tasha-Liv-Communicate-With-People

Tasha Liv

Submission — Tasha Liv

Communicate With People

29. November 2015 — MYP No. 19 »My Protest« — Text & Photo: Tasha Liv

What is a protest? Under protest we usually understand regarding open public reaction to the situation: sometimes in support, but usually against it. There are different types of protests: Political, Social, Cultural protests. I want to talk about cultural protests, such as the underground vs. mainstream.

What is the underground? The underground – a set of creative directions in contemporary art (music, literature, film, visual arts, etc.), contrasted popular culture, mainstream and formal art. Underground includes informal, independent or prohibited by the censorship of the kinds and works of art.

The line between underground and mainstream is always blurred, as many of the kinds and works of art that began as an underground, eventually became a popular and widespread.

Underground means a distinctive break with the dominant ideology, ignoring the stylistic and linguistic limitations, the rejection of conventional values, norms, social and artistic traditions, often shock value( Lady Gaga, Madonna), rebellion. Underground rejects and often violates socially accepted political, moral and ethical attitudes and behaviours, introducing into the everyday life new patterns of behavior.

What is the mainstream? Mainstream – the prevailing direction in any area (academic, cultural, etc.) for a period of time. Often used to refer to any popular, mainstream trends in the art to contrast with the alternative, underground, nemas, elitist direction.

I think the mainstream will always exist – like the underground. Because no matter what decade/century, people always will “chase” for all fashionable. So there will always be people who will despise those people and will create something new and unusual for the current person. Also I don’t support the protests and riots, because I think what you need is to communicate with people, and not to go outside and scream.


MYP-Magazine-19-Submission-Jewgeni-Roppel-Following-Rio-Sucio

Jewgeni Roppel

Submission — Jewgeni Roppel

Following Rio Sucio

29. November 2015 — MYP No. 19 »Mein Protest« — Text & Foto: Jewgeni Roppel

Im südspanischen Andalusien gibt es ein Gebirgstal am Fluss Rio Sucio, wo sich Menschen aus Protest an der Konsumgesellschaft einen Ort geschaffen und ihn “Beneficio” genannt haben. Es sind Hippies, Aussteiger und Naturverbundene, die aus England, Deutschland und Frankreich zusammengekommen sind, um im naturgeschützten Gebirgskessel in Zelten, Wohnwagen und selbstgebauten Hütten aus Lehm und Holz zu leben. Sie teilen sich diesen Raum mit der Natur und realisieren ihren Wunsch nach einem selbstverwalteten Sehnsuchtsort jenseits der konsumorientierten Gesellschaft.

Was zum Teil aussieht wie ein Flüchtlingslager, ist in Wirklichkeit eine bewusste Entscheidung für eine unkonventionelle Lebensform. Den Kommune-Gedanken der 68er Bewegung und dem Gedankengut von Bagwan Bhagwan Shree Rajneesh folgend, zählt “Beneficio” heute zu den letzten großen Hippie-Generationen Europas.

Vor gut 20 Jahren war es der Ursprungsgedanke der Gemeinschaft “Rainbow Family”, ihren Lebensort auf den Namen “Beneficio” zu taufen. Abgeschieden von Normen der Gesellschaft und befreit von bürgerlich-verklemmter Sexualität, konnte dort jeder, egal welcher Herkunft, nach dem Bhagwan Shree Rajneesh-Prinzip im Einklang mit der Natur leben.

Spirituelle Entfaltungsmöglichkeiten, kreatives Schöpfen und lebendiger Kontakt mit dem nackten Körper waren Ziele dieser Zusammenkunft, die heute nur noch durch Erzählungen in die Gegenwart gerufen werden.Heute hat dieser Ort nicht mehr den Charakter einer Community, die bestimmten Regeln und Aktivitäten folgt.

Neben “Benificio” haben sich einige Kilometer entfernt zwei weitere Lebensorte gebildet, an denen Individuen zusammenleben. Niemand erwartet von ihnen, dass sie dauerhaft bleiben oder etwas gemeinsam aufbauen. Jeder kann kommen, bleiben oder weiterziehen. Jeder bringt eigene Motive und Geschichten mit, die ihn oder sie zu dieser Lebensform bewegt oder inspiriert haben.

Bhagwans Grundsätzen aus den Sechzigern gelten dort noch heute: “Solange du dich hier wohl fühlst, kannst du bleiben. Sobald du dich unwohl fühlst, steht dir die ganze Welt offen (…)Ansonsten gibt es keinerlei Auflagen. Arbeiten habe ich komplett abgeschafft, es sei denn, du möchtest arbeiten, weil es dein Ding ist. In der Kommune war Arbeit zum Überleben absolut notwendig. Hierher dagegen kommst du, wann immer es dir finanziell möglich ist und solange du dir den Aufenthalt leisten kannst. Aber es kann keine Rede davon sein, dass dir hier eine Arbeit aufgezwungen wird. Du kannst wählen, ob du etwas tun oder dich einfach nur ausruhen möchtest, ob du schwimmen gehst, an dem einen oder anderen Kurs teilnimmst, meditierst – oder auch nicht an Kursen teilnimmst, nicht meditierst und einfach nur bist.”

Das fotografische Essay ist eine heutige Momentaufnahme dieser Lebensform, die als Protest und Schutzraum dient, in dem Freiheitsgedanken mit Lebensbedingungen und Isolation vereinbart werden.


MYP-Magazine-19-Submission-Davide-Hjort-Du-musst-trainieren

Davide Hjort

Submission — Davide Hjort

Du musst trainieren

29. November 2015 — MYP No. 19 »Mein Protest« — Text & Aquarell: Davide Hjort

Meine Ernährung sei der Grund, warum ich so dünn sei, meinte der Trainer im Fitness-Studio. Ich würde nicht genug essen, vor allem nicht ausreichend Proteine. Das Problem sei meine körperliche Konstition: “Deine Knochenstrukur wirkt sehr weiblich, deine Muskeln sind lang und schmal. Besonders an deinen Schultern und Armen musst du Muskeln aufbauen, um überhaupt irgendwelche Resultate zu erzielen.”, sagte er, der Trainer mit den rasierten Beinen und viel zuviel Gel im Haar. Seine Waden, glatt und braun vom Solarium, glänzten wie zwei Schinken in einem Supermarkt.

Nach anderthalb Jahren im Fitness-Studio, wo ich allen Ratschlägen folgte und mir wirklich Mühe gab, fragte ich mich: Warum tue ich mir das nochmal an? Ich sah mich um. Die meisten Männer, die im Fitness-Center schwitzten und beim Gewichteheben schnauften, waren regelmäßig dort und kamen zu festen Zeiten. Als neugieriger Mensch konnte ich meistens meine Zunge nicht hüten und kam daher öfter mit solchen Pumpern ins Gespräch. Es war und ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viele Menschen – meistens Männer, aber auch viele Frauen und Teenager – so viel Zeit, Energie und Geld in ihr Training investieren. Nach einiger Zeit habe ich verstanden, dass Fitness für sie nicht mehr bloß ein Mittel ist, um sich in ihrem Körper wohlzufühlen: Es ist zu einer Lebensbeschäftigung geworden. Und gleichzeitig ersetzt es jedes Hobby. “Wie viele Proteine am Tag muss ich essen? Zu welchen Zeiten muss ich die Shakes trinken? Wie oft muss ich trainieren, um so auszusehen?” Solche Gespräche hört man andauernd.

Wenn man sich mal mit einem dieser Menschen unterhält, dauert es nicht lange, bis man zu der Schlussfolgerung kommt, dass sie kaum noch andere Interessen haben. Und um das so zu erklären, muss man sich nur im Alltag umzuschauen: Jede Werbung, jede Zeitschrift und die meisten Fernsehprogramme erinnern einen standig daran, wie man aussehen sollte. Tut man es nicht, wird man gleich als Schwächling und Versager betrachtet.
Wann hat eigentich der Sport aufgehört, eine Möglichkeit zu sein, und wann hat er angefangen, zu einem Kulturzwang zu werden? “Du musst trainieren, um gesehen zu werden. Du musst trainieren, um dich als Teil dieser Gesellschaft fühlen zu können. Du musst trainieren, um deine Unsicherheit zu verstecken. Du musst trainieren, um deine Selbstliebe aufzubauen.” Solche Botschaften könnten auch auf den Verpackungen der Proteinshakes abgedruckt sein. Es muss wohl ein menschlicher Instinkt sein, wie ein Schaf in der Herde immer genau dem zu folgen, was allgemein als Schönheitsideal bezeichnet wird.

Dass unser Selbstbild ständig unter Druck gesetzt wird, kann man übrigens auch an der Freimütigkeit und Oberflächlichkeit dieser ganzen Dating-Apps und Webseiten feststellen, wo es Profiltexte wie beispielsweise diesen gibt: “Nur muskulöse und durchtrainierte Typen, bitte!” Für Frauen sind die Voraussetzungen leider auch nicht besser. Man muss also trainiert sein, um „Liebe” zu finden. Aha.

Mein Leben lang habe ich Komplexe wegen meines Aussehens gehabt. Aber nach der Zeit im Fitness-Center und einer tiefen Überlegung darüber, wie und warum ich das tue, habe ich realisiert, dass ich so etwas wirklich nicht brauche, nur um der Gesellschaft zu gefallen. Genauso wie ich es nicht brauche, meine Ängste und Zweifel auf mein Aussehen zu projizieren.

Warum? Weil es in meinem Leben wichtigere Leidenschaften gibt. Weil ich nicht möchte, dass solche Schönheitsideale meine Persönlichkeit und Authentizität zerstören. Das heißt jetzt nicht, dass ich mich heute ungesund ernähre oder überhaupt keinen Sport mehr treibe. Aber ich muss kein falsches und krankes Ideal verfolgen, um meinen Körper zu akzeptieren. Das ist mein Protest.

Was bleibt denn am Ende für die meisten Gym-Besessenen? Ein Spiegel. Und vielleicht ein Proteinriegel.


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Daniel Santalla

Submission — Daniel Santalla

Black Holes

29. November 2015 — MYP No. 19 »My Protest« — Text & Photo: Daniel Santalla

Women and their daily struggle with the world that surrounds us, a society full of men who undervalue the role of women in the society where they must fight every day to prove his worth, his effort and his work.

Out ties and we begin to feel we are free, free to do what we want with our lives, is time to open the mind in this current society full of black holes.